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Lob der Stiefmutter
Lob der Stiefmutter (span. Elogio de la madrastra) ist ein kleiner erotischer Roman des peruanischen Literatur-Nobelpreisträgers Mario Vargas Llosa aus dem Jahr 1988[1]. Neun Jahre darauf erschienen „Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto“ gleichsam als Fortsetzung dieser Geschichte.
Inhalt
Nachdem Alfonsos Mutter Doña Eloisa in Lima verstorben war, hatte der Vater Don Rigoberto die 40-jährige, schöne, geschiedene Doña Lukrezia geehelicht. Alfonso macht dem Vater nur Freude. Wahrscheinlich wird er wieder Klassenprimus werden. Der schmächtige Junge legt Don Rigoberto eine seiner letzten Schulaufgaben vor - „Lob der Stiefmutter“. Das ist Alfonsons Aufsatz über ein freies Thema. Die Wirkung ist verheerend. Der Vater wirft Alfonsos Stiefmutter aus dem Hause. Was ist geschehen? Der magere Alfonso hatte dem Vater eröffnet, dass Doña Lukrezia mehrfach die Ehe gebrochen hat. Der frühreife Knabe und die Stiefmutter hatten mehrtägige Dienstreisen des Hausherrn - eines Versicherungsangestellten - nach Trujillo und Piura genutzt und miteinander geschlafen. Das „glückliche Kind“ hatte wie ein „geschickter Reiter“ die Stiefmutter bestiegen.[2] Die meist faulenzende Strohwitwe hatte dem Personal zuvor dienstfrei gegeben.
Zitate
- Jung sterben als Ideal: „Ich werde schön und glücklich sterben.“[3]
- „Unbemerkt bleiben heißt für mich glücklich sein.“[4]
- Ganz konkret über körperliche Liebe reden heißt, auch einmal gegen die herkömmliche Syntax anschreiben: „Ich gebe dich mich hin, du masturbierst mich dir, saugdichmichuns.“[5]
- Pleonasmus: „Glasvitrine“[6]
Selbstzeugnis
Interview[7] am 13. September 1990 in London: Der Autor gesteht, während des Schreibens zensiere er sich nie. Ein klein wenig surreal sei der Text schon. Gelesen habe Vargas Llosa zuvor unter anderem Apollinaires „Les maîtres de l'amour“ (Meister der Liebe), Aretino und auch de Sade. Freud habe, die Souveränitat Lukrezias betreffend, eine Rolle gespielt. Der Autor nennt sich einen Agnostiker und „nicht gläubig“. Bei alledem ist ihm angeblich kein ernsthafterer Widerstand der Kirche gegen den anzüglichen, mit Anomalien durchsetzten Text zu Ohren gekommen. Betreffs der Dekadenz des Kindes Alfonso sei ein Gedanke Batailles, nach dem die Unschuld sowohl engelhaft als auch teuflisch sei, wohl doch ziemlich ausschlaggebend gewesen. Von den unten genannten sechs Gemälden habe Vargas Llosa vor allem der „Kopf I“ inspiriert.
Rezeption
H. Brode besprach den Roman am 16. Januar 1989 in der „FAZ“, W. Schütte am 5. August 1989 in der „Frankfurter Rundschau“, V. Hage am 11. August 1989 in „Der Zeit“, R. Grimminger am 24. September 1989 in der „Süddeutschen Zeitung“ und M. Halter am 5. Oktober 1990 in „der tageszeitung“.[8]
Literatur
Verwendete Ausgabe
- Lob der Stiefmutter. Roman. Aus dem Spanischen von Elke Wehr. Wilhelm Heyne, München 2000 (Diana Taschenbuch Nr. 62/0105), ISBN 3-453-16516-0. Lizenzgeber: Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989
Sekundärliteratur
- Thomas M. Scheerer: Mario Vargas Llosa. Leben und Werk. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-38289-6
Einzelnachweise
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 4, 4. Z.v.o.
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 159
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 64, 9. Z.v.u.
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 208, 6. Z.v.o.
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 182, 6. Z.v.o.
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 186, 1. Z.v.o.
- ↑ Scheerer, S. 163-171 und S. 205
- ↑ Scheerer, S. 205, 11. Z.v.u., S. 212-219
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