Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Luwier
Die Luwier waren ein historisches Volk, das in der Bronzezeit und in der Eisenzeit in Kleinasien und Nordsyrien nachweisbar ist. Sie sprachen das Luwische, eine indogermanische Sprache des anatolischen Zweiges und verwendeten eine eigene Hieroglyphenschrift, die teilweise auch von den Hethitern benutzt wurde.
Geschichte
Ursprung
Über die Herkunft der Luwier kann nur spekuliert werden. Vorschläge der Forschung unterscheiden sich auch heute noch beträchtlich. So hängt diese von der angenommenen Lokalisation der urindogermanischsprechenden Bevölkerung ab, die später in Anatolien auftaucht; vorgeschlagen werden der Balkan, aber auch das Gebiet der unteren Wolga. Ebenso wenig kann bestimmt werden, ob die Einwanderung entlang der West- oder Ostküste des Schwarzen Meeres erfolgte. Erwogen wird zudem die Möglichkeit mehrerer Einwanderungswellen. Umstritten ist ebenfalls, ob die Trennung der Luwier von den Hethitern und Palaern erst in Anatolien erfolgte.
Möglicherweise kann die Demircihüyük-Kultur (ca. 3500–2500 v. Chr.) den indogermanischen Einwanderern zugerechnet werden, was zeitlich zu sprachhistorischen Überlegungen passen würde, wonach sich das Uranatolische spätestens um 3000 v. Chr. getrennt haben muss.[1]
Mittlere Bronzezeit
Gewissheit besteht ab etwa 2000 v. Chr.: Personennamen und Lehnwörter im Wortschatz der altassyrischen Dokumente aus Kültepe, die zwischen 1950 und 1700 v. Chr. (mittlere Chronologie) verfasst wurden, zeigen, dass damals das Hethitische und das Luwische bereits zwei verschiedene Sprachen waren. Nach Meinung vieler Forscher siedelten damals die Hethiter am oberen Kızılırmak, mit dem politisch-wirtschaftlichen Zentrum um Kaniš-Neša, nach dem die Hethiter ihre Sprache nešili u. ä. nannten. Die Luwier werden plausibel in Süd- und Westanatolien lokalisiert, mit dem möglichen politischen Zentrum in Purušḫanda. Die damals in Anatolien wohnenden assyrischen Händler nannten die einheimische Bevölkerung unterschiedslos nuwaʿum, was auf den Luwiernamen zurückzuführen ist, wobei der l/n-Wechsel im Anlaut durch hurritische Vermittlung bedingt ist.
Hethitische Zeit
Die althethitischen Gesetze aus dem 17. Jh. v. Chr. behandeln auch Fälle, die die damals noch unabhängigen Länder Palā und Luwiya betreffen. Diese betreffen Händler und verschleppte Personen von einem Land in das andere und scheinen auf Abmachungen zwischen den Ländern Ḫatti und Luwiya zu basieren.[2] Zu beachten ist dabei, dass die Luwier kaum jemals einen einzigen "luwischen" Staat gebildet hatten. Während dieser Zeit bildeten sich im Westen die Länder Šeḫa und Arzawa mit dem Kerngebiet im Tal des Maiandros. Im Süden bildete sich der Staat Kizzuwatna, der aus einer hurritisch-luwischen Mischbevölkerung bestand. Erst in der hethitischen Großreichszeit wurde in Südanatolien der Staat Tarḫuntašša geschaffen. Ob das Land Wiluša-Tarwiša, das Gebiet der antiken Troas, zu den luwischen Staaten gehörte, kann anhand der Zeugnisse nicht entschieden werden und wird in der Forschung kontrovers diskutiert.
Kizzuwatna
Kizzuwatna ist der hethitisch-luwische Name des antiken Kilikien. Das Gebiet wurde im 16. Jh.v. Chr. von den Hethitern unterworfen. Gegen 1500 v. Chr. löste sich das Land ab und bildete das Königreich Kizzuwatna, dessen Herrscher wie die hethitischen Herrscher den Titel "Großkönig" trugen. Der hethitische Großkönig Telipinu sah sich gezwungen, mit Großkönig Išputaḫšu einen Vertrag zu schließen, der jeweils von den Nachfolgern erneuert wurde. Unter König Pilliya verlor Kizzuwatna seine Souveränität und wurde Vasall von Mitanni. Um 1420 v. Chr. sagte sich König Šunaššura von Mitanni los und schloss einen Bund mit dem hethitischen König Tudḫaliya I., doch bald darauf scheint das Land ins hethitische Reich eingegliedert worden zu sein und war seither fester Teil des Reiches bis zu dessen Untergang um 1190 v. Chr.
Šeḫa
Šeḫa lag im Gebiet des antiken Lydien. Es wird erstmals im 14. Jh. genannt, als der hethitische König Tudḫaliya I. gegen Wiluša zog. Nach der Unterwerfung von Arzawa durch Muršili II. wurde Šeḫa ein treuer Vasall des hethitischen Reiches und musste Überfälle des arzawanischen Prinzen Piyamaradu dulden, der die zu Šeḫa gehörende Insel Lazpa überfiel.
Arzawa
Arzawa wird bereits in althetitischer Zeit genannt, lag aber außerhalb des Interesses der hethitischen Großkönige. Zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen kam es unter König Tudḫaliya I. oder Tudḫaliya II. Der Einfall der Kaškäer in das hethitische Reich führte zum Niedergang der Macht und zum Erstarken von Arzawa, dessen König Tarḫuntaradu von Pharao Amenophis III. angefragt wurde, ihm doch eine Tochter als Frau zu geben. Nach längerer Belagerung der arzawanischen Hauptstadt Apaša (das antike Ephesos) ergab sich König Uḫḫaziti dem hethitischen Großkönig Muršili II. und Arzawa wurde in zwei Vasallenstaaten aufgeteilt: Mira und Ḫapalla.
Eisenzeit
Nach dem Untergang des hethitischen Reiches um 1190 v. Chr. bildeten sich in Nordsyrien und Südostanatolien mehrere kleine Fürstentümer. Im südlichen Zentralanatolien war das Tabal, wo offensichtlich mehrere kleine Stadtstaaten bestanden, in Kilikien Kawa-Que, in Nordsyrien Gurgum, am Euphrat Melid, Kummuh, Karkamis und östlich des Flusses Masuwara und am Orontes Unqi-Patina und Hamath. Die Fürsten und z. T. Händler dieser Staaten benutzten das Hieroglyphenluwische für ihre Inschriften, die bis ins 8. Jh. v. Chr. datieren. Von besonderer Bedeutung ist die Bilingue des Fürsten Azatiwada in Kilikien.
Siehe auch
Literatur
- H. Craig Melchert (Hrsg.): The Luwians. Brill 2003, ISBN 90-04-13009-8.
- Hartmut Blum: Luwier in der Ilias? In: Hans-Joachim Behr, Gerd Biegel und Helmut Castritius (Hrsg.): Troia – Traum und Wirklichkeit: Ein Mythos in Geschichte und Rezeption. Tagungsband zum Symposion im Braunschweigischen Landesmuseum am 8. und 9. Juni 2001 im Rahmen der Ausstellung „Troia: Traum und Wirklichkeit“. Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 2003, ISBN 3-927939-57-9, S. 40–47.
- Ilya S. Yakubovich: Sociolinguistics of the Luvian Language, Leiden 2010. ISBN 978-90-04-17791-8.
- Auch in: Die Hethiter und ihr Reich. Ausstellungskatalog, Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1676-2.
- Eberhard Zangger: The Luwian Civilization. The Missing Link in the Aegean Bronze Age, Yayinlari, Istanbul 2016, ISBN 978-605-9680-11-0.
- Eberhard Zangger: Die luwische Kultur. Das fehlende Element in der Ägäischen Bronzezeit. Ege Yayınları, Istanbul 2016, ISBN 978-605-9680-21-9
- Eberhard Zangger: Die Luwier und der Trojanische Krieg. Orell Füssli, Zürich 2017, ISBN 978-3-280-05647-9.
Einzelnachweise
- ↑ H. Craig Melchert: The Luwians. Brill 2003, ISBN 90-04-13009-8, S. 23–26.
- ↑ H. Craig Melchert: The Luwians. Brill 2003, ISBN 90-04-13009-8, S. 28 f.
Weblinks
- Luwian Studies
- Urs Willmann: Räuberbanden im Mittelmeer. In: Zeit Online, 2016
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Luwier aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |