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Menetekel

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Als Menetekel [meneˈteːkəl] bezeichnet man eine unheilverkündende Warnung, einen ernsten Mahnruf oder ein Vorzeichen drohenden Unheils.

Herkunft der Begriffe

Biblische Überlieferung

Im Buch Daniel des Alten Testamentes wird Belšazar als Sohn des Nebukadnezar II. genannt. Während einer Feier lässt er die bei der Plünderung des Jerusalemer Tempels erbeuteten Goldgefäße bringen und benutzt sie als Trinkgefäße. Es erscheint eine Hand ohne Arm und restlichen menschlichen Körper und schreibt zum Entsetzen der Anwesenden einen Text an die Wand des Palastes. Belšazar lässt sofort seine Schriftgelehrten herbeirufen, die jedoch den Sinn der Worte nicht verstehen (Dan 5,1 EU).

Daraufhin wird der Prophet Daniel herbeigeholt:

Er liest Mene mene tekel u-parsin (מנא ,מנא, תקל, ופרסין). Diese Worte bedeuten: Mene: Gezählt [hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende]. Tekel: Gewogen [wurdest du auf der Waage und für zu leicht befunden]. Peres (u-parsin): Geteilt [wird dein Reich und den Medern und den Persern gegeben]. Daniel wird als Belohnung für seine Übersetzung zum dritten Mann im Land erhoben. Noch in derselben Nacht wird Belšazar getötet (Dan 5,25 EU).

Historischer Bezug

Das Wortspiel mene mene tekel uparsin ist höchstwahrscheinlich ein Rätsel und stellt eine Ableitung der akkadischen Worte manû šiqlu parsu dar, die als Bezeichnungen im Zusammenhang von Gewichtseinheiten benutzt wurden. Vor diesem Hintergrund ist klar, warum niemand von den Anwesenden den Sinn dieser Worte erklären konnte, obwohl die Begriffe zur Umgangssprache gehörten. Der Autor des Daniel-Buches macht hieraus ein Wortspiel in aramäischer Sprache, dessen wörtliche Übersetzung heute wie damals unklar bleibt.[1]

Die biblische Bezeichnung Nebukadnezar, Vater des Belšazar (Daniel 5:2, 11, 18, 22) entstand aus dem redaktionellen Übertrag der Person des babylonischen Königs Nabonid auf Nebukadnezar, obwohl historisch Nabonid als Vater des Belšazar belegt ist. Außerdem verknüpfte der Redaktor die Person Belšazars mit Nabonid. Belšazar war jedoch zu keinem Zeitpunkt König Babyloniens, sondern bis zur Rückkehr Nabonids dessen Stellvertreter. Somit konnte Belšazar nicht der letzte König des babylonischen Reiches gewesen sein.[2]

Daniels Funktion, von den Redaktoren als weisheitlicher Omendeuter beschrieben, kann mit dem Amt einer Entu-Priesterin beziehungsweise eines „Wahrsagers“ (akkadisch ašipu) verglichen werden, das im babylonischen Reich Omendeutungen oder Beschwörungen beinhaltete.[3] Nabonid regierte nach seiner Rückkehr noch weitere drei Jahre.[4] In den Nabonid-Chroniken ist ein vorzeitiger Tod seines Sohnes jedoch nicht vermerkt. In diesem Zusammenhang ist auch bedeutsam, dass den Nachkommen des Babylonierkönigs kein nachfolgendes Königtum geweissagt wurde.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein historischer Bezug besteht und Belšazar tatsächlich von der Marduk-Priesterschaft umgebracht wurde. Letztmals wird er als Stellvertreter im 13. Regierungsjahr des Nabonid genannt, den er seit dem 4. Regierungsjahr seit der Thronbesteigung vertrat.[5] Nach Rückkehr des Babylonierkönigs aus Tayma wurde Belšazars Name auch in anderen Dokumenten nicht mehr erwähnt.[1]

Siehe auch

Literatur

  • F. M. Thomas Böhl: Daniel. In: Erich Ebeling (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie, Bd. 2. de Gruyter, Berlin 1938, S. 118.
  • Wolfgang Röllig: Die Weisheit der Könige in Assyrien und Babylonien. In: David Clines, Elke Blumenthal (Hrsg.): Weisheit in Israel: Beiträge des Symposiums „Das Alte Testament und die Kultur der Moderne“ anlässlich des 100. Geburtstags Gerhard von Rads (1901–1971), Heidelberg, 18.–21. Oktober 2001. Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-5459-0, S. 37–52. (online)
  • M. A. Dandamayev: Nabonid. In: Dietz-Otto Edzard (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Bd. 9. de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-017296-8, S. 6–12.

Weblinks

Wiktionary: Menetekel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 F. M. Thomas Böhl: Daniel. S. 118.
  2. M. A. Dandamayev: Nabonid. S. 10.
  3. Wolfgang Röllig: Die Weisheit der Könige in Assyrien und Babylonien. S. 38.
  4. Klaas R. Veenhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen – Grundrisse zum Alten Testament. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2001; S. 284.
  5. Die Regierungsjahrangabe bezieht sich auf den babylonischen Kalender; es handelt sich in Gleichsetzung der Regierungschronik jeweils um das offizielle 12. und 3. Regierungsjahr.
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