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Mestre

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Mestre (Begriffsklärung) aufgeführt.
Torre dell'Orologio (Glockenturm)

Mestre ist ein Teil der Stadt Venedig, der aufgrund seiner Größe und räumlichen Entfernung als eigene Stadt bezeichnet werden kann. In Mestre leben rund 200.000 Menschen (zum Vergleich: im historischen Zentrum von Venedig leben ca. 60.000). Herz der Stadt ist die Piazza Ferretto nahe dem Fluss Marzenego.

Die Wirtschaft wird vor allem durch das nahe Industriegebiet Marghera angetrieben. Ferner ist Mestre der eigentliche Eisenbahnknotenpunkt von Venedig, von wo eine viergleisige Stichbahn zum auf der Insel gelegenen Hauptbahnhof Venezia Santa Lucia führt und dessen stillgelegter Rangierbahnhof heute nur mehr als Güterbahnhof für den örtlichen Bedarf genutzt wird. Der Stadtteil ist vor allem Wohnort der Arbeiter und der einfachen Bevölkerung und weist einen hohen Anteil an Einwanderern auf. Mestre und Marghera werden auch als die "hässlichen Schwestern" Venedigs bezeichnet.

Gründungslegende

Die Legende um die Gründung von Mestre beginnt, als Antenor, ein trojanischer Held, an die nördliche Adriaküste flüchtet. Dort gründete er mit seinem Volk, den Venetern, die Stadt Padua. Ein Krieger, Mesthle, König von Paphlagonien, entfernte sich von Antenor und ließ sich nahe einer Lagune nieder. Dort gründete er die Stadt und verlieh ihr seinen Namen.

Geschichte

Mestre lässt sich auf ein römisches Oppidum zurückführen. Im Frühmittelalter war es wohl eine Pferdestation an der Via Annia, die aber möglicherweise in Marghera lag. Als Gründer gilt auch die Familie des Freigelassenen „Tito Mestrio“, dessen kaum noch zu lesender Grabstein im historischen Zentrum Venedigs erhalten blieb. Er befindet sich etwas unterhalb des mittleren Wasserspiegels der Lagune an der Ca’ Soranzo dell’Angelo im Sestiere Sab Marco am Rio della Canonica.[1]

Die erste namentliche Nennung Mestres erfolgte in einem Diplom Kaiser Ottos III. von 994, das diesen Ort dem Grafen von Treviso zuwies. Noch 1152 war dementsprechend der Bischof von Treviso Oberherr des Ortes. Ausdrücklich genannt werden die Kirche San Lorenzo, dazu Hafen und Festung.

Im 13. Jahrhundert geriet Mestre in den Streit zwischen den Brüdern Ezzelino und Alberico da Romano, die wiederum versuchten, den Kampf zwischen Lega Lombarda und Papst auf der einen Seite und Kaiser Friedrich II. auf der anderen auszunutzen. Nach 1256 übernahm die Kommune Treviso den Ort.

1317 bis 1323 versuchte Cangrande I. della Scala, Signore von Verona, Treviso seinem Herrschaftsgebiet einzuverleiben. Diese Machtanballung auf dem Festland störte jedoch die Interessen Venedigs. Am 29. September 1337 besetzte Andrea Morosini die Festung Mestre. Die Herrschaft übte von nun an ein Podestà e Capitano aus. Der erste von ihnen war Francesco Bon, der letzte, ab 1796, Daniele Contarini. Treviso folgte am 2. Dezember 1338. Der Friedensvertrag vom 21. Januar 1339 beendete den Krieg zwischen Verona und Venedig.

"Canal Salso"

Venedig erleichterte den Handel mit Massengütern, indem es den künstlichen Wasserweg des Canal Salso bereits im 14. Jahrhundert anlegen ließ. Vor der Errichtung des Ghettos in Venedig gestattete man außerdem Juden, die sich als wichtige Kreditgeber für den einfachen Bedarf betätigten, die Ansiedlung in Mestre. Auch behielten die Bewohner des Ortes das Recht, ihre eigenen Feldfrüchte direkt auf dem Fruchtmarkt von Venedig anbieten zu dürfen. Mindestens ebenso wichtig war für Venedig die Schutzfunktion Mestres für die Lagune. Daher waren dort immer Truppen und Boote stationiert.

Am 16. Juli 1797 beendete Napoleon die Herrschaft Venedigs. 1808 wurde Mestre entsprechend dem französischen Modell zur Comune, an deren Spitze ein von der Zentralregierung ernannter Podestà stand, dem ein Rat von 40 Mitgliedern zur Seite stand.

Während der österreichischen Herrschaft nach dem Wiener Kongress von 1815 wurde Mestre um die Gemeinden Carpenedo, Trevignan und Favero vergrößert.

Mit Daniele Manin erhob sich am 22. März 1848 ein letztes Mal die Repubblica di San Marco und auch in Mestre wurden die Besatzer entwaffnet. Die Truppen marschierten gegen Marghera, das sich ebenfalls ergab. Doch im Mai eroberten österreichische Truppen das Veneto zurück und am 18. Juni fiel auch Mestre. Venedig hielt noch stand. Es konnte auf 140 Geschütze und 2.300 Mann rechnen. Am 27. Oktober 1848 versuchte man von Porto Marghera aus Mestre zu erobern. Die 2000 Mann schlugen nahe Mestre eine österreichische Einheit und brachten den Ort in ihre Gewalt. Doch gegen die 24.000 Mann des Generals Haynau war Mestre nicht zu halten. Vom 4. - 26. Mai wurde die Festung Marghera belagert, schließlich erobert. Venedig musste am 22. August aufgeben.

1860, nach der Ausrufung Italiens zum Nationalstaat, war es nur eine Frage der Zeit, wann die Österreicher ihre italienischen Gebiete abtreten mussten. 1866 kam das Veneto an Italien.

Mestre blieb eine Kommune, erhielt 1923 von König Viktor Emanuel III. den Titel "Città" (Stadt). Doch 1926 wurden Mestre, Chirignago, Cipressina, Favaro Veneto und Zelarino mit Trivignano zu Teilen der Stadt Venedig erklärt. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden große Industrieansiedlungen in der Umgebung und die Bevölkerung der Stadt wuchs stark an.

Verkehr

In Mestre wurde am 19. Dezember 2010 ein spurgeführter Oberleitungsbus, eine sogenannte "Straßenbahn auf Gummirädern", nach dem System Translohr in Betrieb genommen. Die Linie ist 6,3 Kilometer lang und bedient 18 Stationen zwischen Sernaglia und Monte Celo. Betreiber ist die ACTV (Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano).

Der Bahnhof Venezia Mestre ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte von Venedig.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gerolamo Fazzini: Arte romana in Laguna. In: Archeo Venezia. XXI, n. 2-4, Dezember 2011.

Weblinks

 Commons: Mestre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mestre aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.