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Negba

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Negba (Israel)
Negba
Negba

Negba (gelegentlich auch als ‚Negbah‘ transkribiert, hebräisch: נגבה) ist ein Kibbuz im südlichen Bereich Zentralisraels. Negba liegt zwischen den Städten Kirjat Mal’achi und Askalon im Rechtsgebiet des Yoav Regional Council. Der Kibbuz hatte 2017 939 Einwohner[1] und erstreckt sich über eine Fläche von etwa 12 Quadratkilometer.

Der Name Negba geht auf einen Vers im Buch Genesis zurück, in dem Gott Abraham auffordert, seinen Blick zu heben und von seinem Heim nach Norden, Süden, Osten und Westen zu schauen (Gen 13,14). „Negba“ bedeutet „nach Süden“ oder „südwärts“.

Geographie und Klima

Der Kibbuz Negba liegt in der israelischen Küstenebene zwischen der Mittelmeerküste (ca. 12 km) und dem Fuß der judäischen Berge (ca. 20 km). Negba liegt etwa 86 Meter über dem Meeresspiegel. Klimatisch befindet sich Negba an der Übergangszone vom subtropischen Mittelmeerklima mit trockenen, heißen Sommern und regenreichen, milden Wintern zum Wüstenklima des Negev.

Die saisonalen Niederschläge betrugen zwischen 1939/40, dem Gründungsjahr des Kibbuz, und 2002/03 durchschnittlich 494 mm. Durch die Nähe zum Negev variiert die Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr sehr stark. 1998/99 war mit 160 mm Jahresniederschlag das bislang trockenste Jahr, das mit Abstand regenreichste Jahr war 1991/92 mit 1020 mm Niederschlag. Mehr als 90 % des durchschnittlichen Regens fällt zwischen November und März, wohingegen von Juni bis September normalerweise kein Regen fällt.[2] Im Zeitraum 1961–1990 betrug der durchschnittliche jährliche Niederschlag an der vom Israelischen Meteorologischen Dienst betriebenen Messstation Negba (90 m ü NN) 478 mm.[3] Nur wenige Kilometer südlich des Kibbuz nimmt die jährliche Regenmenge rapide ab.

Entwicklung des Kibbuz

Karte der arabischen Dörfer, zwischen denen der Kibbuz gegründet wurde
Freilichtmuseum der Turm-und-Palisadensiedlung, Kibbuz Negba

Der Kibbuz wurde am 12. Juli 1939 als Turm-und-Palisaden-Siedlung durch Mitglieder der Hashomer Hatzair aus Polen gegründet. Seinerzeit war er die südlichste jüdische Siedlung im britischen Mandatsgebiet Palästina, er gehörte dem Bezirk Gaza an und lag zwischen den arabischen Dörfern Julis, Ibdis, Beit Afa und Irak-Suweidan (heute Metzudat Yoav), die im Krieg von 1948 zerstört wurden. Ein kleiner Teil des heutigen Kibbuz lag auf dem Gebiet von Beit Afa.[4]

Zunächst dominierten Einwanderer aus Europa, insbesondere aus Polen und Ungarn, den Zuzug neuer Kibbuzniks. In späteren Jahren kamen z. T. größere Gruppen aus anderen Regionen in den Kibbuz, beispielsweise Anfang der 1980er Jahre aus Argentinien und Ende der 1980er Jahre aus der damaligen Sowjetunion. Der Kibbuz gehörte zunächst dem Dachverband Kibbuz Arzi (hebräisch: הקיבוץ הארצי, etwa Landesweiter Kibbuzverband) an, der jedoch 1999 im gemeinsamen Dachverband HaTenu'a HaKibbuzit aufging.

Wie in vielen anderen Kibbuzim hatte der Kibbuz Negba seit dem Beginn der 1980er Jahre mit ökonomischen und sozialen Problemen zu kämpfen, die letztlich zu einem Rückgang der Mitgliederzahlen führten. Die Chawerim reagierten mit einigen grundsätzlichen Änderungen: In den 1980er Jahren wurden die Kinderhäuser in einen Kindergarten umgewandelt, 1990 entschied der Kibbuz Lohnarbeiter von außerhalb einzustellen, 1995 wurde die Gemeinschaftsverpflegung abgeschafft, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Dennoch konnte der Kibbuz im Laufe der 1990er Jahre keine neuen Mitglieder gewinnen. Jüngere Kibbuzniks verließen zunehmend den Kibbuz, in erster Linie aus ökonomischen Gründen. Erst eine im Jahr 2004 geschlossene rechtliche Vereinbarung zwischen dem Kibbuz und vielen der jungen Kibbuzbewohner, die den Kibbuz verlassen hatten, führte zu einer Umkehr des Trends. Demnach verfügen neue Kibbuzmitglieder über weitgehende ökonomische Unabhängigkeit und sind lediglich anteilige Kibbuzmitglieder. Zwischen 2004 und 2007 konnte der Kibbuz Negba somit 82 neue Mitglieder verzeichnen.[5]

Kämpfe um Negba 1948

Ägyptischer Panzer aus dem Jahr 1948, Kibbuz Negba
Alter Wasserturm, Kibbuz Negba
Denkmal von Nathan Rappaport, Kibbuz Negba

Im arabisch-israelischen Krieg von 1948 stieß die ägyptische Armee seit dem 15. Mai 1948 entlang der Küste nach Norden vor. Von Madschdal aus schwenkte ein Teil der ägyptischen Einheiten nach Osten ab auf die Straße nach Hebron, das schon von einem anderen Stoßkeil ägyptischer Truppen kontrolliert wurde, die vom Negev aus über Be’er Scheva und das judäische Bergland bis in die Nähe von Jerusalem vorgestoßen waren. An der Straße nach Hebron eroberten die Ägypter die etwa 1,5 Kilometer südlich des Kibbuz auf einer Anhöhe im arabischen Dorf Irak-Suweidan gelegene britische Polizeistation, die auch die Straße nach Süden in den Negev zu den dort entstandenen jüdischen Siedlungen kontrollierte, die damit ringsum von feindlichen Kräften eingeschlossen waren. Da der militärische Widerstand im Kibbuz Negba diese Einschließung bedrohte, besetzten die Ägypter außer der Polizeistation auch die arabischen Dörfer in der Umgebung des Kibbuz und beschossen diesen mit Artillerie. Trotz der mit Unterstützung von Flugzeugen und Panzern durchgeführten massiven Angriffe konnte er nicht erobert werden. Der Kibbuz wurde zu großen Teilen zerstört, die Verteidigung konnte jedoch in Bunkern und Befestigungen den drei Monate anhaltenden Angriffen standhalten. In der „Operation Yoav“ wurde die ägyptische Armee am 9. November 1948 geschlagen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen wurde die Polizeistation Irak-Suweidan durch die israelische Armee erobert. Die Bewohner Negbas kehrten in den Kibbuz zurück und der Wiederaufbau begann.

Zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten und Verteidiger des Kibbuz wurde 1953 neben dem Soldatenfriedhof ein von Nathan Rappaport entworfenes Denkmal errichtet: ein Mann und eine Frau des Kibbuz neben einem kämpfenden Soldaten, die deren gemeinsamen Kampf symbolisieren sollen.[6] Im Kibbuz erinnern ein eroberter ägyptischer Panzer und der mit Einschusslöchern versehene alte Wasserturm an die Kämpfe um Negba.

Der Widerstand der Kibbuzbewohner wird im Roman Exodus von Leon Uris im Vierten Buch, Kapitel IX, erwähnt. Im Jahr 1949 schuf der Maler Ludwig Schwerin das Bild The Watchtower of Negbah.

Wirtschaft

Die ökonomische Grundlage des Kibbuz bestand in den ersten Jahrzehnten des Bestehens traditionell in der Landwirtschaft. Zunächst wurden u. a. Orangen, Birnen, Baumwolle und Avocados angebaut. Hühner und Kühe wurden als Vieh gehalten.

Das in den 1970er Jahren vom Kibbuz gegründete und dort beheimatete Verpackungsunternehmen CLP Industries Ltd. hat sich zu einem führenden Unternehmen der israelischen Verpackungsindustrie entwickelt (insbesondere flexible Verpackungsmaterialien). 1991 erwarb der Konzern Gal 50 % der Anteile des Kibbuzunternehmens, welches seitdem unter dem Namen C.L.P.-Gal Industries am Markt operierte.[7] Es wurde 1999 von der Tadbik-Gruppe übernommen.[8] Der Betrieb besteht aber weiterhin am Standort Negba.

Seit einigen Jahren verfügt der Kibbuz über Gästehäuser. Die in den 1950er Jahren entdeckten nahe gelegenen heißen Quellen von Hamei Yoav werden gemeinsam von den Kibbuzim Negba und Sde Yoav als Kurbad betrieben. Ende der 1990er Jahre besuchten etwa 285.000 Menschen die Quellen von Hamei Yoav.[9] Dem Kibbuz angeschlossen ist ein Freilichtmuseum, das eine Rekonstruktion des Kibbuz zur Zeit der Gründung als Turm-und-Palisaden-Siedlung darstellt, allerdings lediglich auf einem Drittel der ursprünglichen Fläche.

Weblinks

 Commons: Negba – Sammlung von Bildern

Quellen

  1. http://www.cbs.gov.il/ishuvim/reshimalefishem.pdf Israelisches Zentralbüro für Statistik, (hebräisch, arabisch, englisch) abgerufen am 13. Mai 2019
  2. Rainfall in Kibbutz Negba 1939–2010 (MS Excel; 50 kB)
  3. Rainfall normals for the period 1961–1990
  4. MK Vilan’s Kibbutz Receives Letters Asking to Vacate Arab Land von Ezra HaLevi und Maayana Miskin in: Arutz Sheva - IsraelNationalNews, 23. Juni 2008
  5. Less equality, more freedom and Kibbutz Negba’s prodigal sons return von Eli Ashkenazi. In: Haaretz, 23. April 2007.
  6. Esther Levinger (1993): Socialist-Zionist Ideology in Israeli War Memorials of the 1950s. In: Journal of Contemporary History, 28. Jg., S. 715–746, doi:10.1177/002200949302800408, S. 726 f.
  7. Galit Lipkis: Creditor Banks Okay Gal-C.L.P. Merger. In: Jerusalem Post, 24. Juni 1991, S. 6.
  8. Uri Schuster: [ (Link nicht mehr abrufbar) Tadbik in talks to buy 50 percent of CLP: Tadbik will gain full control of CLP by acquiring the holdings of Kibbutz Negba]
  9. Haim Shapiro: The spa that almost wasn’t. In: Jerusalem Post, 26. Februar 1998, S. 13.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Negba aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.