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Nymphomanie

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Klassifikation nach ICD-10
F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Die Nymphomanie (von altgriechisch νύμφη nýmphē „Braut“ sowie μανία manía „Wahnsinn“, „Raserei“; siehe auch Nymphen)[1] ist die Bezeichnung für ein gesteigertes Verlangen von Frauen nach Geschlechtsverkehr. Von Nymphomanie spricht man in der Regel jedoch nur, wenn der Wunsch nach Sexualität mit Promiskuität, also häufigem Partnerwechsel einhergeht.

Bei Männern wird dieses Phänomen als Satyriasis (nach dem griechischen Satyr, dem männlichen Gegenpol zur Nymphe, häufig ithyphallisch dargestellt) oder „Donjuanismus“ bezeichnet. In der Wissenschaft gilt der Begriff Nymphomanie als veraltet. Synonym wird auch der Begriff „Klitoromanie“ verwendet, ein extrem übersteigertes nymphomanes Verhalten auch als „Metromanie“ bezeichnet, während als geschlechtsneutraler Begriff auch „Erotomanie“ Verwendung findet.

Begriffsproblem

Der Begriff Nymphomanie bzw. Nymphomane oder Nymphomanin wird heute in der Regel als abwertende Beschreibung gebraucht und ist in hohem Maße von kulturellen Wertvorstellungen und Sitten, insbesondere von der aktuellen, historisch sehr wandelbaren Sexualmoral abhängig. Besonders fraglich ist, welches Sexualverhalten als „normal“ und welches als „gesteigert“ angesehen werden soll.

Der Begriff der Nymphomanie wird in der humanmedizinischen Fachliteratur kaum verwendet, wobei auch neutralere Begriffe wie Hypersexualität aufgrund der inhaltlichen Problematik umstritten sind. In der Antike war der Begriff anders belegt. Der älteste Nachweis des Begriffes findet sich auf einer Tafel aus der Grotte Melissani auf Kefalonia, einer antiken Kultstätte des Hirtengottes Pan.[2]

In der Tiermedizin ist der Begriff nach wie vor gebräuchlich und bezeichnet ein Symptom bei verschiedenen Störungen der Eierstockfunktion.[3]

Psychologische Dimension

Trotz der kulturellen Relativität des Begriffs verweist das, was man mit Nymphomanie zu bezeichnen versucht, zumindest in einigen Fällen tatsächlich auf psychische Probleme der betroffenen Menschen, unter denen diese auch tatsächlich subjektiv leiden. So ist eine Fixierung zwischengeschlechtlichen (oder auch gleichgeschlechtlichen) Verhaltens auf die Ebene des Sexuellen oft Ausdruck einer psychisch tief sitzenden Bindungsangst, die in einer auf den sexuellen Aspekt einer Beziehung reduzierte Bindung jenes Bedürfnis nach Nähe auszuleben versucht, das als tiefere partnerschaftliche Bindung ängstlich vermieden wird. Sexualität wird dann zur Sucht und Ersatzbefriedigung für wirkliche Liebe, vergleichbar mit anderen Süchten wie Alkoholismus oder Drogenkonsum. Psychotherapie kann dazu beitragen, die Ursachen derartigen Suchtverhaltens zu verstehen und therapeutisch zu verändern.[4]

In der Psychiatrie gilt ein übermäßig gesteigerter Geschlechtstrieb als Symptom oder, in der axialen Bewertung im ICD und im DSM-IV, als Indikator für die Diagnose verschiedener Persönlichkeitsstörungen. Das „Krankheitsbild Nymphomanie“ ist dagegen inzwischen aus dem DSM-IV entfernt, im ICD-10 ist es hingegen aufgeführt.[5]

Im gesellschaftlichen Diskurs ist die Frage des Zusammenhangs zwischen Nymphomanie und psychischer Störung sehr umstritten und oft Ausdruck unterschiedlicher moralischer Wertvorstellungen. So neigen konservative Menschen eher dazu, hier einen Zusammenhang zu sehen, während liberal eingestellte Menschen Nymphomanie mitunter gar als Ausdruck von Emanzipation interpretieren.

Kommerzialisierung

Im Bereich der Prostitution und Pornografie wird der Begriff als eine Art Aushängeschild benutzt. Prostituierte bezeichnen sich in ihren Inseraten oft ausdrücklich als nymphoman, auch Anzeigen für Telefonsex beziehen sich oft wörtlich oder sinngemäß auf diesen Begriff. In Illustrierten und im Internet werden zahlreiche – angeblich – sexhungrige Frauen vorgestellt. Auch der Spielfilm Black Snake Moan hat unter anderem Nymphomanie zum Thema (dargestellt von Christina Ricci).

Siehe auch

Literatur

  • Helen Singer Kaplan: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen Verlangens, Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3131179724
  • Peter Fiedler: Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung, Beltz PVU, 2004, ISBN 3621275177
  • Brigitte Vetter: Sexualität: Störungen, Abweichungen, Transsexualität, Schattauer Verlag, 2007, Kapitel 11.1.1 Gesteigertes sexuelles Verlangen, Seiten 128/129, ISBN 3794524632

Weblinks

Wiktionary: Nymphomanie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch, München/ Wien 1965
  2. Gazzetti,Maria: Der Liebesangriff: "il dolce assalto" : von Nymphen, Satyrn und Wälden, Literaturmagazin, Ausgabe 32, S. 46, Rowohlt Reinbek 1993
  3. Nymphomania in The Merck Veterinary Manual, abgerufen am 2. März 2012
  4. Helen Singer Kaplan: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen Verlangens, Georg Thieme Verlag, 2006, Kapitel 6 und 7 (Untersuchung II Bestimmung der Ätiologie und Behandlung I Patienten mit Appetenzstörungen - Theoretische Gesichtspunkte), Seite 83 ff. ISBN 3131179724
  5. Helen Singer Kaplan: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen Verlangens, Georg Thieme Verlag, 2006, Kapitel 4 Diagnostische Kriterien und klinische Merkmale, Seite 37 ff. ISBN 3131179724
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nymphomanie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.