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Opfer
Der Begriff Opfer hat drei verschiedene traditionelle Hauptbedeutungen:[1]
Erstens gibt es die religiöse Bedeutung im Sinne des lateinischen Begriffs „sacrificium“, die jedem Gebrauch des Wortes, selbst in ganz anderen Kontexten[2], noch etwas von einem kultischen Sinn und Zweck anhaften lässt. Dem Prinzip des „do ut des“ folgend sollen numinose Mächte durch die rituelle Darbringung eines Gutes oder einer Leistung positiv beeinflusst werden. In dieser Weise entzog man den Opfergegenstand dem profanen Gebrauch und vernichtete ihn gewöhnlich, etwa durch das Verbrennen der Opfergabe, durch das „Brand- oder Ganzopfer“, ein „Holocaustum“.
Zweitens ist ein ethisches Bedeutungsfeld zu erkennen. Dabei geht es um eine durch persönlichen Verzicht mögliche Hingabe von etwas zugunsten eines anderen. Hier tritt der sinnliche Begriff zurück vor dem innerlichen und geistigen. Auch diese Art von Opfer wird (wie die erste Art) im Englischen als "sacrifice" bezeichnet.
Drittens hat „Opfer“ auch ein semantisches Feld, in dem es darum geht, dass jemand durch jemanden oder durch etwas Schaden erleidet oder umkommt, etwa das „Opfer“ eines Verkehrsunfalls oder einer Lawine wird, oder dass Menschen „Opfer des Faschismus“ oder eines anderen gewalttätigen Regimes werden. Im Englischen werden Opfer der dritten Art als "victim" bezeichnet.
Etwa seit 2000 wird viertens das Wort „Opfer“, vor allem in der Jugendsprache, auch als Schimpfwort gebraucht („Du Opfer!“), um andere, vor allem (vermeintlich) Schwächere damit zu beleidigen und zu demütigen.
Nach einer anderen Einteilung kann man zwischen der reflexiven, der transitiven und der prädikativen Bedeutung des Wortes Opfer unterscheiden:[3]
- Jemand kann sich selbst zum Opfer machen (reflexive Bedeutung);
- Jemand kann einen anderen zum Opfer machen (transitive Bedeutung);
- Jemand hat den Status eines Opfers erhalten und behält diesen, bzw. er ist Opfer und bleibt es (prädikative Bedeutung).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Botz: Opfer/Täter-Diskurse – Zur Problematik des „Opfer“-Begriffs. In: Gertraud Diendorfer u.a. (Hg.): Zeitgeschichte im Wandel, Innsbruck/Wien 1997, S. 223-236 (online S. 3)
- ↑ z.B. in der Formulierung, Kinder seien „dem Autoverkehr geopfert worden“, auf dem Foto rechts
- ↑ Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“. Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Siehe auch:
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Opfer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |