Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Oskar Strnad

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Oskar Strnad (geb. 26. Oktober 1879 in Wien; gest. 3. September 1935 in Bad Aussee[Anm. 1]) war ein österreichischer Architekt, Designer und Bühnenbildner jüdischer Herkunft. Zusammen mit Josef Frank prägte er die sogenannte Wiener Schule der Architektur. Er vertrat eine moderne Auffassung von Wohnen für alle Menschen, plante und baute Wohnhäuser, entwarf Möbel, schuf Keramiken und Aquarelle und stattete Theaterstücke und Filme aus.

Aufnahme von Ludwig Schwab (1931)

Leben

Strnad absolvierte an der Technischen Hochschule in Wien bei Max von Ferstel sowie Karl König das Architekturstudium und schloss dieses 1904 mit der Dissertation Das Prinzip der Dekoration der frühchristlichen Kunst[1] ab. Anschließend arbeitete er bei Friedrich Ohmann sowie den Theaterarchitekten Fellner & Helmer. Ab 1906 kam es zur regelmäßigen Zusammenarbeit mit Oskar Wlach. 1913 wurde Josef Frank in diese Arbeitsgemeinschaft aufgenommen.[2]

Von 1909 bis 1935 war Strnad als Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule tätig; anfangs lehrte er Allgemeine Formenlehre, ab 1914 übernahm er die Leitung einer eigenen Architekturklasse[2]. Im selben Jahr, 1914, entstand eines seiner Hauptwerke, das Haus für den Schriftsteller Jakob Wassermann am Kaasgraben in Wien-Döbling.

Ab 1918 schuf Strnad Entwürfe für ein „Rundtheater“ unter Mitwirkung seiner Schülerin Margarete Lihotzky (später: Margarete Schütte-Lihotzky). Zu seinen Schülern zählten auch die späteren Filmarchitekten und Szenenbildner Artur Berger und Harry Horner.

In den 1920er-Jahren zählte Oskar Strnad gemeinsam mit Josef Frank zu den Vorreitern des Neuen Wiener Wohnens.[2]

Ab 1919 war Strnad Bühnenbildner des Wiener Volkstheaters, 1923 realisierte er das „Drei-Szenen-Theater“, eine dreiteilige Bühne mit Kreisauditorium. Später entwarf Strnad viel beachtete Bühnenbilder für die Wiener Staatsoper, darunter für Wozzeck von Alban Berg sowie für die Uraufführung von Jonny spielt auf von Ernst Krenek. Für die Salzburger Festspiele schuf er unter anderen die Ausstattung zu Don Juan (1931), Tristan sowie Don Giovanni[3]. Strnad, der sich auch als Landschaftsmaler betätigte, pflegte die Entwürfe zu seinen Dekorationen auf eine leichthändige Art in Wasserfarben anzutuschen[3].

Weiters war er Innenarchitekt bei ausstattungsträchtigen Meisterwerken des Wiener Films wie Maskerade (1934) und Episode (1935).

Grab von Oskar Strnad und seiner Gattin Mathilde auf dem Wiener Zentralfriedhof

Strnad hat die Grenzen, die die Bühne durch Alfred Roller trug, im Sinne des Raumbühnen-Gedankens gesprengt, er erweiterte das Bühnen-Bild zum Bühnen-Raum. Voraussetzung bildete eine enorme Kenntnis geschichtlicher Grundlagen, des Materials und der Technik der Bühne. Strnad war Lehrer an Max Reinhardts Privatseminar in Schönbrunn (dem späteren Max Reinhardt-Seminar) und war Lehrer von Robert Obsieger und Otto Niedermoser und Gustav Manker.

Zu den Schülern Oskar Strnads zählten u. a. der Bildschnitzer Jakob Löw.[4]

Am 3. September 1935 starb Oskar Strnad, ehemaliger langjähriger Präsident des Österreichischen Werkbunds[3], in Bad Aussee[Anm. 1] an Herzversagen. Er wurde am 6. September 1935 am Wiener Zentralfriedhof in einem von der Israelitischen Kultusgemeinde gewidmeten Ehrengrab (Tor 1, Gruppe 6, Reihe 0, Nr. 5)[5] bestattet.[6] Strnads Witwe Mathilde wurde in der Zeit der deutschen Judenverfolgung von Hertha Larisch-Ramsauer unter großem persönlichen Risiko versteckt und überlebte so den Holocaust.[7]

Hof des österreichischen Hauses auf der Werkbund-Ausstellung Köln, 1914
1931/32 errichteter Gemeindebau Loeschenkohlgasse 30–32, Wien-Fünfhaus

Werke

Wien:

Die populärste Bühnenbild-Arbeit Strnads, war Stefan Kamares Der junge Baron Neuhaus am Wiener Volkstheater (1934), wo er seinen ganzen Stolz darein legte, dass die Ornamentik der Türen und Öfen von Schönbrunn und die Stickereien der alten Fräcke ihm Vorbild war, und dass er eigentlich gar nichts anderes geleistet hätte, als die Theaterarbeit zur Treue dieser Formen zu erziehen (Joseph Gregor).

Auszeichnungen

Literatur

  • Erich Boltenstern: Die Wohnung für jedermann. Vorschläge für die Durchbildung und Verwendung einfacher Möbel für die heutige Wohnung. Entwürfe aus der Fachklasse für Architektur an der Kunstgewerbeschule in Wien[, unter Leitung von Oskar Strnad]. Julius-Hoffmann-Verlag, Stuttgart 1933, OBV.
  • Max Eisler: Oskar Strnad – mit den ausgewählten Schriften des Künstlers. Gerlach und Wiedling, Wien 1936, OBV.
  • Joseph Gregor, Oskar Strnad: Rede auf Oskar Strnad. (Der Österreichische Werkbund veranstaltete am 2. Dezember 1935, drei Monate nach dem Tode Oskar Strnads, im Kleinen Musikvereinssaale in Wien eine Gedenkfeier …). Reichner, Wien 1936, OBV.
  • Joseph Gregor: Oskar Strnad. Sein Vermächtnis an das Theater. Aus: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Heft 12/13, ISSN 0083-9981. Schrill, Wien 1949.
  • Juliane Stoklaska: Oskar Strnad. Dissertation. Universität Wien, Wien 1960, OBV.
  • Otto Niedermoser: Oskar Strnad. 1879 – 1935. Österreich-Reihe, Band 304/306, ZDB-ID 184638-3. Bergland-Verlag, Wien 1965, OBV.
  • Johannes Spalt (Red.): Der Architekt Oskar Strnad. Zum hundertsten Geburtstage am 26. Oktober 1979. Berichte, Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Band 20, ZDB-ID 1028365-1. Wien 1979, OBV.
  • Ulla Weich: Die theoretischen Ansichten des Architekten und Lehrers Oskar Strnad. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1995, OBV.
  • Margarete Schütte-Lihotzky: Warum ich Architektin wurde. Residenz, Salzburg 2004, ISBN 3-7017-1369-3, ISBN 978-3-7017-1369-1.
  • Iris Meder, Oskar Strnad: Oskar Strnad 1879–1935. Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung … im Jüdischen Museum der Stadt Wien vom 28. März 2007 bis 24. Juni 2007. Pustet, Salzburg (u. a.) 2007, ISBN 978-3-7025-0553-0.

Weblinks

 Commons: Oskar Strnad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise / Anmerkung

  1. Oscar Strnad: Das Prinzip der Dekoration der frühchristlichen Kunst. Eine kritische Studie ihrer torentischen Stereotomie mit besonderer Rücksichtnahme der bezüglichen Werke Roms und Ravennas. Dissertation. Technische Hochschule, Wien 1904, ÖNB.
  2. 2,0 2,1 2,2 Marlene Ott: Josef Frank (1885 – 1967) – Möbel und Raumgestaltung. Dissertation. Universität Wien, Wien 2010, S. 471. – Volltext online (PDF; 36,0 MB).
  3. 3,0 3,1 3,2 Todesfälle. – Oskar Strnad gestorben. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 25496/1935, 4. September 1935, S. 6, Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. Ilse Krumpöck: Die Bildwerke im Heeresgeschichtlichen Museum. Eine Publikation des Heeresgeschichtlichen Museums – Militärhistorisches Institut Wien. Heeresgeschichtliches Museum, Wien 2004, OBV, S. 111 f.
  5. Hedwig Abraham: Oskar Strnad. In: viennatouristguide.at, abgerufen am 13. Dezember 2012.
  6. Tagesnachrichten. (…) Todesfälle. Die Beerdigung Professor Oskar Strnads (…). In: Wiener Zeitung, 6. September 1935, S. 6, unten Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  7. Margarete Schütte-Lihotzky: Zeitzeugin, in: Vertriebene Vernunft : Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. 2. Internationales Symposium, 19. bis 23. Oktober 1987 in Wien. Wien : Jugend und Volk 1988, S. 630
Anmerkung
  1. 1,0 1,1 Bisweilen wird als Sterbeort Altaussee genannt, unter anderem in der Ablebensmeldung der Wiener Zeitung. — Siehe: Professor Dr. Oskar Strnad †.. In: Wiener Zeitung, 4. September 1935, S. 6, Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Oskar Strnad aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.