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Otto Buchinger
Otto Hermann Ferdinand Buchinger, Pseudonym: O. Wanderer[1], (* 16. Februar 1878 in Darmstadt; † 16. April 1966 in Überlingen) war ein deutscher Arzt, der das Heilfasten begründete.
Leben
Der Sohn eines Beamten studierte Buchinger Medizin an der Hessischen Ludwigs-Universität in Gießen. 1897 wurde er im Corps Starkenburgia aktiv.[2] Nach der Promotion ging er als Militärarzt zur Kaiserlichen Marine. 1897 war er Marineassistenzarzt auf SMS Panther.[2]
1926 trat er der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) bei. 1927 und 1928 besuchte er jeweils für einige Wochen das Quäker-College Woodbrooke in Birmingham (England), eine erwachsenenpädagogische Einrichtung. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre war er sowohl im Benennungsausschuss als auch im Literaturausschuss der Deutschen Jahresversammlung tätig. In seiner Klinik hielt er oft Vorträge über das Quäkertum. 1957 trat Buchinger zur katholischen Kirche über und 1959 offiziell aus der Deutschen Jahresversammlung aus. Kritik übte er unter anderem daran, dass die Bezeichnung „Freunde“ nicht in guter Absicht, sondern lediglich aus Gewohnheit verwendet würde.
1917 erkrankte Buchinger an einer Mandelentzündung, die nicht vollständig ausheilte und daher in der Folge zu schwerem Rheuma in den Gelenken führte, vermutlich eine rheumatische Arthritis. Eine Heilmethode hierfür war vor der Entdeckung der Antibiotika nicht bekannt. 1919 unterzog sich der Arzt versuchsweise einer fast dreiwöchigen erfolgreichen Fastenkur bei einem Kollegen, Gustav Riedlin in Freiburg im Breisgau.
Nach dem Heilerfolg widmete sich Buchinger vor allem der alternativen Naturheilkunde und studierte die vorhandene Literatur zum Thema Fasten. Den Dienst bei der Marine hatte er 1918 quittiert. Im Juli 1920 gründete er in Witzenhausen eine eigene Fastenklinik, das Kurheim Dr. Otto Buchinger, das 1935 nach Bad Pyrmont umzog. 1935 veröffentlichte er sein wichtigstes Werk mit dem Titel Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden, das seitdem immer wieder neu aufgelegt wird.
1953 gründete er gemeinsam mit seiner Tochter Maria Buchinger und ihrem Ehemann Helmut Wilhelmi eine weitere Klinik am Bodensee in Überlingen.[3]
Buchinger begründete die Wirksamkeit des Heilfastens damit, dass der Organismus gereinigt und die Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Er benutzte dafür den Begriff „Entschlackung“ (als eine zusammenfassende Metapher für die vielfältigen gesundheitsförderlichen Vorgänge im fastenden Organismus) und stieß damit auf die Kritik anderer Mediziner, die die Ansicht vertraten, der Körper entschlacke sich regelmäßig von selbst – eine Auffassung, die in der Medizin unverändert gültig ist.
Buchinger zählte auch zu den Anhängern der Lebensreform, wobei er den Schwerpunkt seiner Therapie in Ernährung und Bewegung sah. Alkohol- und Tabakkonsum lehnte er generell als schädlich ab. Er hielt aber auch eine „innere Hygiene“ für wichtig sowie die Bildung des Geistes. Als „geistige Nahrung“ empfahl er seinen Patienten zum Beispiel biblische Psalmen oder die Werke Goethes und Rilkes.
Otto Buchinger I. starb 1966 im Alter von 88 Jahren. Seine Klinik in Bad Pyrmont wird bis heute, mittlerweile in dritter Generation, weitergeführt.[4][5]
Ehrungen
- 1953: Bundesverdienstkreuz (Steckkreuz)
- 1952: Bislang letzter Ehrenbürger der Stadt Bad Pyrmont
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden (1935)
- „Reinhard Strecker und ich.“ In: Reinhard Strecker, dem Kämpfer gegen die Rauschgifte, dem Förderer des Erziehungswesens. dem Mittler zum Auslande, dem Philosophen des deutschen Waldes, gewidmet von seinen Freunden. Privatdruck ohne Ort, 24. Mai 1947
- Gesund werden – gesund bleiben durch die Heilfastenkur (1952)
- Vom Marinearzt zum Fastenarzt. Metamorphosen eines Wandernden (1955)
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Mettenleiter: Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen II (A–H). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 21, 2002, S. 490–518, hier S. 496
- ↑ 2,0 2,1 Kösener Korps-Listen 1910, 57, 483
- ↑ Elisbeth Dostert Überlingen/Halberstadt: Ab- und zunehmen. In: sueddeutsche.de. 2016-08-26 ISSN 0174-4917 (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/report-ab-und-zunehmen-1.3137099).
- ↑ Buchinger Kliniken Bad Pyrmont: Arztfamilie Buchinger | Eine Chronik | Buchinger Klinik Bad Pyrmont. Abgerufen am 16. September 2018 (deutsch).
- ↑ https://www.buchinger.de/arztfamilie-buchinger/dr-otto-buchinger-i/, abgerufen am 16. September 2018.
Literatur
- Helmut Klepzig: Otto Buchinger – ein Leben für das Heilfasten. Gessler Verlag, Friedrichshafen 2000, ISBN 3-86136-055-1.
- Claus Bernet: Der Mediziner Otto Buchinger. Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde 112 (2007), S. 227–1966.
- Claus Bernet: Quäker aus Politik, Wissenschaft und Kunst. Ein biographisches Lexikon. Verlag Bautz, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-469-4, S. 33 ff.
- Claus Bernet: BUCHINGER, Otto. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 29, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-452-6, Sp. 236–248.
Weblinks
- Literatur von und über Otto Buchinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie Otto Buchinger, Hessischer Rundfunk, 9. März 2006
- Familientradition bis heute in der Buchinger Klinik in Bad Pyrmont https://www.buchinger.de/arztfamilie-buchinger/dr-otto-buchinger-i/
- Geschichte Otto Buchinger
Personendaten | |
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NAME | Buchinger, Otto |
ALTERNATIVNAMEN | Buchinger, Otto Hermann Ferdinand (vollständiger Name); Wanderer, O. (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1878 |
GEBURTSORT | Darmstadt |
STERBEDATUM | 16. April 1966 |
STERBEORT | Überlingen |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Otto Buchinger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Alternativmediziner
- Corpsstudent (19. Jahrhundert)
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Quäker
- Lebensreform
- Quäkertum im deutschsprachigen Raum
- Sanitätsoffizier (Deutsches Reich)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Ehrenbürger im Landkreis Hameln-Pyrmont
- Person (Essen und Trinken)
- Militärperson (Kaiserliche Marine)
- Deutscher
- Geboren 1878
- Gestorben 1966
- Mann