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Otto Wolfskehl
Wilhelm Otto Wolfskehl, Rufname: Otto (geb. 9. November 1841 in Darmstadt; gest. 17. August 1907 ebenda) war ein aus einer jüdischen Patrizierfamilie stammender deutscher Bankier und Poliker im Großherzogtum Hessen. Er ist der Vater des Dichters Karl Wolfskehl.
Familie
Otto Wolfskehl entstammt einer ursprünglich im Hessischen Ried ansässigen alten jüdischen Patrizierfamilie, die sich nach dem Ort Wolfskehlen benannte. Sein Vater war der Bankier und Inhaber des bis 1881 bestehenden Bankhauses Hayum Wolfskehl & Sohn in Darmstadt, Carl Joseph Theodor Wolfskehl (1814–1863), seine Mutter Johanna geborene Kaulla (1820-1894) eine Tochter des Stuttgarter „Hofbankiers” Nathan Wolf Kaulla.
Otto Wolfskehl heiratete 1868 in erster Ehe Paula geborene Simon (1845–1876), eine Tochter des Bankiers und Kommerzienrats Israel Simon in Hannover. Das Paar hatte drei Kinder: den Sohn Karl, der ein bekannter Dichter wurde und ins Exil gehen musste, die Tochter Margarete, später Ehefrau des Generalleutnants Karl Freiherr von Preuschen, und den Sohn Eduard, später Architekt und Regierungsbaumeister. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Otto Wolfskehl 1878 die Pianistin Lilli Schulz (1841-1920).
Der Mathematiker Paul Wolfskehl war sein Bruder.
Berufliche Laufbahn
Otto Wolfskehl studierte zunächst in Paris und an der Universität Heidelberg Rechtswissenschaften, trat 1863 in das Bankgeschäft seines Vaters ein und war bis 1881, dem Zusammenschluss mit einer anderen Bank, dessen Direktor. Aus dieser Tätigkeit resultierten eine Reihe von Ehrenämtern. Wolfskehl war 1873–1875 Mitglied der Großherzoglichen Handelskammer in Darmstadt, 1876–1880 stellvertretender Präsident der Handelskammer, schließlich 1881 Präsident der Handelskammer in Darmstadt. Von 1879 bis 1885 bekleidete er das Amt eines Handelsrichters. Außerdem war er Aufsichtsratsvorsitzender der Hessischen Landeshypothekenbank.
Politisches und gesellschaftliches Engagement
Otto Wolfskehl gehörte der Nationalliberalen Partei an. In den Jahren 1874-1901 war er Mitglied der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung und dort lange Zeit Vorsitzender des Finanzausschusses. Von 1875 bis 1897 war er Mitglied der zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen und auch dort als Vorsitzender des Finanzausschusses tätig. Von 1884 bis 1897 hatte er das Amt des Vizepräsident der zweiten Kammer inne. Das ihm von Großherzog Ernst-Ludwig angebotene Amt des Finanzministers lehnte er ab.
Wolfskehl gilt als Pionier des Eisenbahnwesens durch seine Förderung der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft und als eine der treibenden Kräfte bei der Erweiterung der Technischen Hochschule Darmstadt. Durch die von ihm betriebene Übernahme des privaten Gaswerks in Darmstadt in Stadtbesitz war er einer der Gründer der Südhessischen Gas- und Wasser AG. Er war Mitgründer der Landeshypothekenbank. Als Vorstandsmitglied des Zentralvereins für Arbeiterwohnungsfürsorge war er Mitgründer des Darmstädter Bauvereins.
Otto Wolfskehl war Gründer mehrerer Stiftungen und Vorsitzender des Musikvereins Darmstadt. Er förderte den Ausbau der Darmstädter Mathildenhöhe. Seine liberalen Grundüberzeugungen werden deutlich, indem er sowohl als Unterstützer der zu seiner Zeit aufkommenden Darmstädter liberalen jüdischen Gemeinde genannt wird[1] und ebenso als maßgeblicher Förderer des Baus der Darmstädter evangelischen Johanneskirche.[2] [3]
Ehrungen
- Inhaber des Großkomturkreuzes des Großherzoglich Hessischen Philipps-Ordens.
- Die Otto-Wolfskehl-Straße in Darmstadt ist nach ihm benannt; der Wolfskehl'sche Garten war ehemals im Besitz der Familie.
Otto Wolfskehl lehnte die Erhebung in den Adelsstand ab.
Literatur:
- Wolfskehl, Otto, in: Hessische Biografie [1] (Stand: 17.8.2012)
- Stadtlexikon Darmstadt, Hrsg. v. Historischen Verein für Hessen im Auftrag des Magistrats der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Stuttgart: Theiss Verlag 2006, S. 1006-1007.
- Eckhart G. Franz: Juden als Darmstädter Bürger. Darmstadt: Roether 1984, S. 378.
- Zum 75. Todestag. Otto Wolfskehl. In: IHK. Starkenburger Wirtschaft 1982, S. 280.
- Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands. Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit 1848–1918. Tübingen: Mohr 1968, S. 335.
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Otto Wolfskehl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |