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Palais Epstein
Das Palais Epstein ist ein Palais in Wien. Es wurde im typischen Stil des Historismus der Wiener Ringstraße errichtet und befindet sich zwischen Parlament und Naturhistorischem Museum am Dr.-Karl-Renner-Ring 1 (früher Burgring 9).
Geschichte
Im Auftrag des aus Prag stammenden jüdischen Bankiers Gustav Ritter von Epstein wurde das Palais Epstein vom dänischen Baumeister Theophil von Hansen im historistischen Stil der Neorenaissance zwischen 1868 und 1871 gebaut. Als Bauleiter war der junge Otto Wagner tätig. Im Erdgeschoss wurden die Bankräume eingerichtet, in der darüber liegenden Beletage die prunkvollen Wohnräume der Epsteins mit Details wie in die Wände versenkbaren Schiebetüren zwischen den Salons. Auch die nicht marmorgetäfelten Teile der Stiegenhauswände haben eine Oberfläche aus Stucco Lustro (ein u.a. mit Wachs hergestellter Marmor täuschend imitierendender Stuck mit einer Tradition über Venedig bis zum antiken Pompeji), der bis heute auch viele Räume des Reichsrats- bzw. Parlamentsgebäudes kennzeichnet). An Stelle des Epstein hätte ursprünglich das Adelige Casino entstehen sollen, doch der hohe Preis verhinderte dieses Projekt, – das Grundstück war wegen seiner Einzellage zwischen Bellariastraße und Schmerlingplatz, gegenüber dem Volksgarten, und seiner Nähe zur Hofburg und anderen kaiserlichen Bauten das damals teuerste an der Ringstraße und nur für den Bankier finanzierbar.
Als Folge des Börsenkrachs von 1873 musste Epstein sein Palais verkaufen, um den Konkurs der Bank abzuwenden. Gekauft wurde es 1876 von der Imperial Continental Gas Association, London, die in Wien Gaswerke und öffentliche Gasbeleuchtung betrieb und 1883 ihre Wiener Niederlassung ins Palais übersiedelte. Ihr Direktor Henry James Drory wohnte und arbeitete dann hier bis 1899. Im Jahre 1902 gelangte das Gebäude in Staatsbesitz (k.k. Ärar) und wurde Sitz des Verwaltungsgerichtshofs. 1922 musste dieser dem Stadtschulrat für Wien weichen, einer politisch vom Roten Wien dominierten Bundesbehörde, für die die Stadtverwaltung vom Bund einen Sitz möglichst nahe dem Wiener Rathaus verlangt hatte. Dazu wurde das Innere des Palais adaptiert, Wanddekorationen wurden dabei verdeckt und blieben so erhalten [1].
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Palais Sitz des Bauamtes der Reichsstatthalterei. In dieser Zeit verlor das Gebäude sehr viel an noch vorhandenen jüdischen Einrichtungsgegenständen und Einbauten.
Nach dem Krieg wurde das Palais von der sowjetischen Besatzungsmacht als Zentralkommandantur verwendet. Nach dem Staatsvertrag 1955 und dem Abzug der Besatzungsmächte wurde es im Studienjahr 1957/58 kurz als Dependance der Akademie für Musik und darstellende Kunst und danach wieder als Sitz des Stadtschulrats genutzt.
Bevor dieser im Jahr 2000 auszog, schlug Leon Zelman, Leiter des Jewish Welcome Service Vienna, vor, das Palais auf Grund seiner wechselhaften, für Österreich nicht untypischen Benützergeschichte zum Haus der österreichischen Geschichte auszugestalten. Er hatte dabei vor allem die Geschichte des 19. und des 20. Jahrhunderts im Blick, der bis heute kein Wiener Museum speziell gewidmet ist. Der damalige Nationalratspräsident Heinz Fischer hielt aber wegen der Raumnot des Parlaments daran fest, das Palais Epstein vor allem für den Nationalrat zu nutzen, – ohne seine historische Dimension auszublenden.
Das Gebäude wurde im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) von Jänner 2004 bis Oktober 2005 von Grund auf renoviert und vor allem die Beletage in den Originalzustand versetzt;[2] seither dient es als Nebengebäude des Parlaments. Im Erdgeschoß wurde eine permanente Ausstellung über die Familie Epstein und die Geschichte des Hauses eingerichtet. Durch die Beletage werden (wahlweise kombiniert mit dem Parlament) Führungen veranstaltet. Die Salons werden für Kulturveranstaltungen und Preisverleihungen genützt. An Leon Zelman erinnert eine Gedenktafel am Palais.
Einzelnachweise
- ↑ [1] Österreichisches Parlament: Gleiche Bildungschancen für alle - Die Schulreformer Otto Glöckel, Charlotte und Karl Bühler im Palais Epstein
- ↑ Website der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)
Literatur
- Barbara Dmytrasz. Die Ringstraße. Amalthea, Wien 2008. ISBN 978-3-85002-588-1.
Weblinks
- Palais Epstein
- Palais Epstein. In: Allgemeine Bauzeitung, 1871 (mit Plänen) auf Anno (Austrian Newspapers Online)
- Geschichte des Palais
- burgen-austria.com - Palais Epstein
- planet-vienna.com - Palais Epstein
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Palais Epstein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |