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Paul Ekman

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Paul Ekman (* 15. Februar 1934 in Washington D. C.) ist ein US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe, der besonders für seine Forschungen zur nonverbalen Kommunikation bekannt wurde[1].

Leben

Ekman studierte zunächst an der University of Chicago und an der New York University. Seinen Doktorgrad erhielt er an der New Yorker Adelphi University (1958). Von 1958 bis 1960 diente er als Leitender Psychologe der U.S. Armee in Fort Dix (New Jersey). Danach entwickelte er diverse Forschungsvorhaben, die u.a. vom National Institute of Mental Health und von der National Science Foundation gefördert wurden. 1972 wurde er zum Professor für Psychologie an der University of California, San Francisco berufen, der er auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2004 verbunden blieb.

Werk

Gemeinsam mit seinem Kollegen W.V. Friesen stellte Ekman eine physiologisch orientierte Klassifikation der emotionalen Gesichtsausdrücke auf, das Facial Action Coding System (FACS), das heute in der Ausdruckspsychologie und der psychoanalytischen Therapieforschung eine wichtige Rolle spielt. Das FACS stellt gleichzeitig eine Methode dar, mit der zeitlich ablaufende emotionale Ausdrucksmuster erfasst und beschrieben werden können. Nicht erfasst werden darin jedoch nicht-emotionale Ausdrücke, die ca. 70 % aller Gesichtsausdrücke ausmachen, sowie Körperausdrücke.

Ekman fand außerdem in empirischen Statistiken Beweise für die erbliche Bedingtheit zahlreicher emotionaler Ausdrücke, darunter die von ihm unterschiedenen sieben Basisemotionen Fröhlichkeit, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung, die kulturübergreifend bei allen Menschen in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt werden. Diese von ihm als elementar beschriebenen Gesichtsausdrücke sind nicht kulturell erlernt, sondern genetisch bedingt. Damit liegt er in der Tradition von Charles Darwins Werk „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“ (The Expression of the Emotions in Man and Animals, 1872). Er gilt als Begründer der neurokulturellen Theorie der Emotionen; diese besagt, dass an dem Zustandekommen eines Emotionsausdrucks folgende Komponenten beteiligt sind:

  • Auslöser
  • Affektprogramm (dieses enthält die Basisemotionen, und ist phylogenetisch vererbt)
  • Bewertungsprogramm (bewertet ob der Auslöser zum "Abspielen des Affektprogramms" führt)
  • Darbietungsregeln "display rules": gibt Auskunft darüber ob, wie, etc. das Gefühl gezeigt werden soll (v.a. sozio-kultureller Einfluss)
  • Bewältigungsregeln "coping rules": beschreibt, wie man mit dem Gefühl fertig wird.


Die display-rules spielen somit eine wesentliche Rolle für das Zeigen von Gefühlen. Ekman unterscheidet dabei folgende Affektkontrollmechanismen:

  • Qualifying: Modifikation eines Gefühlsausdruck durch zusätzliche Darbietung eines anderen (vgl. miserable smile; negativer Affekt (Trauer) wird um den positiven Affekt des Lächelns bereichert und somit abgeschwächt)
  • Modulieren: Modifikation der Qualität der Muskeln
    • Verstärken (durch stärkere oder längere Innervation mehrerer Muskeln)
    • Abschwächen
  • Verfälschen
    • simulieren (eine Emotion (z.b. Freude) wird geheuchelt (z.b. phoney smile))
    • maskieren (vgl. masking smile: negative Emotion (Wut) wird hinter einer positiven (Lächeln) versteckt)
    • neutralisieren (eine Emotion (z.b. Wut) wird neutralisiert)

Ekman beschäftigt sich aber auch mit dem Phänomen der Lüge und unterscheidet hier zwischen "Verheimlichung" (Weglassen von Informationen) und "Verfälschung". Verheimlichung wird vor allem für emotionsbezogene Lügen verwendet, um das Gegenüber vor negativen primären Emotionen (z.b. Angst) zu schützen, wohingegen Verfälschen v.a. bei tatsachenbezogenen Lügen eingesetzt wird und vor allem mit strukturellen Emotionen (z.b. Scham/Schuld) verbunden ist. Die Figur des Dr. Cal Lightman in der Fernsehserie Lie to me basiert auf Ekman, der bei der Entwicklung der Serie mitgewirkt hat.

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Gefühle lesen - Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren, Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1494-6
  • Ich weiß, dass du lügst: Was Gesichter verraten, rororo Verlag, ISBN 978-3499627187
  • (mit Tendzin Gyatsho alias Dalai Lama) Gefühl und Mitgefühl: Emotionale Achtsamkeit und der Weg zum seelischen Gleichgewicht, Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 978-3827428103
  • What the Face Reveals: Basic and Applied Studies of Spontaneous Expression Using the Facial Action Coding System (FACS) (Series in Affective Science), Oxford University Press, ISBN 978-0195179644

Einzelnachweise

  1. Freitas-Magalhães, A. (2009). The Ekman Code or in Praise of the Science of the Human Face. In A. Freitas-Magalhães (Ed.), Emotional Expression: The Brain and The Face (Vol. 1, pp. ix-xvii). Porto: University Fernando Pessoa Press. ISBN 978-989-643-034-4
  2. APA: Eminent psychologists of the 20th century
  3. The 2009 TIME 100: Paul Ekman, Scientists & Thinkers. Time. (abgerufen am 30. April 2009.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Ekman aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.