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Paul Gauselmann

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Paul Gauselmann (* 26. August 1934 in Borghorst, Westfalen) ist ein deutscher Unternehmer. Er ist Vorstandssprecher der Gauselmann-Gruppe und Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie e. V. (VDAI).

Gauselmann legte 1957 den Grundstein für die nach ihm benannte Gauselmann-Gruppe. Das in der ostwestfälischen Stadt Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke ansässige Unternehmen befasst sich unter anderem mit Spielautomaten, Sportwetten und Geldverarbeitungssystemen.

Leben und Werk

Gauselmann wuchs in Münster auf. Nach Abschluss der Volksschule 1950 erlernte er den Beruf des Fernmelderevisors bei der Telefonbau und Normalzeit.[1] Am 12. März 1956 wechselte er zum Generalimporteur für amerikanische Wurlitzer-Musikboxen nach Coesfeld.[1] 1957 begann er, nebenberuflich als Selbstständiger Musikautomaten aufzustellen. 1965 machte er sich aus der Position des Entwicklungsleiters des auch in der Automatenherstellung tätigen Espelkämper Unternehmens Harting heraus mit 15 Angestellten vollends selbstständig. Zuvor hatte er erste Patente für seine Erfindungen erhalten, so zum Beispiel 1956 für die erste Fernwahlbox für deutsche Musikboxen.[1] Ab 1977 produzierte Paul Gauselmann Geld-Gewinn-Spiel-Geräte.

Gauselmann eröffnete 1974 in Delmenhorst die erste Merkur-Spielothek. Damit gelang es Gauselmann, erstmals eine eigene Umgebung für das Automatenspiel zu gestalten[1], die heute mit gut 200 eigenen Merkur-Spielotheken in Deutschland vertreten ist. Hinzu kamen noch rund 200 Filialen unter dem Namen „Merkur Casino“ in acht europäischen Ländern (Bulgarien, Kroatien, Spanien, Tschechien, Serbien, Großbritannien, Niederlande und Slowakei).[2]

Mit dem „Merkur B“ kam 1977 das erste eigene Gauselmann-Geldgewinnspielgerät auf den Markt. Schon kurze Zeit später – im Jahr 1984 mit dem Modell „Merkur Disc“, das sich über 40.000 mal verkaufte. Gauselmann gilt mit diesem wirtschaftlichen Erfolg als der größte Anbieter aus Ostwestfalen.

Seit dem 1. Januar 2016 agiert die Gauselmann-Gruppe unter dem Dach der Gauselmann-Familienstiftung. Die Gauselmann-Familienstiftung trifft als Alleingesellschafterin der Gauselmann-Gruppe grundlegende strategische Entscheidungen. Stiftungsbeirat und Stiftungsvorstand der Gauselmann-Familienstiftung bestehen mehrheitlich aus Familienmitgliedern.

Parteispenden

Im Jahr 2011 wurden durch einen Bericht der Süddeutschen Zeitung Parteispenden von Paul Gauselmann und seinem Umfeld bekannt. Er und seine Mitarbeiter hätten Bundestagsabgeordneten aus allen Parteien Spenden unter der Deklarierungshöhe des Deutschen Bundestages zukommen lassen.

„Die Summen, die derart zusammenkommen, liegen in der Regel deutlich über 50.000 Euro im Jahr, tauchen aber in keinem Rechenschaftsbericht der Parteien auf, obwohl Spenden über zehntausend Euro wegen der gebotenen Transparenz veröffentlichungspflichtig sind.“

Süddeutsche Zeitung:Clever, sehr clever! Zu clever? vom 19. Februar 2011[3]

So sollen seit 1990 über eine Million Euro an Parteispenden geflossen sein.[4] Paul Gauselmann nahm dazu in einer Presseerklärung wie folgt Stellung:

„In der Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung wird der Eindruck erweckt, als hätten das Unternehmen und seine leitenden Mitarbeiter mit Millionenbeträgen versucht, über den Weg der Parteispenden Einfluss auf die Politik zu nehmen. Die Realität sieht anders aus. Im Jahre 2010 haben die Unternehmerfamilie und die leitenden Mitarbeiter insgesamt einen Betrag von rund 80.000 Euro gespendet – und zwar in 26 Einzelbeträgen, verteilt auf die CDU/CSU, die SPD, die FDP und die Grünen. Der behauptete Millionenbetrag ergibt sich nur, wenn man alle Spenden aus den letzten zwei Jahrzehnten zusammenrechnet. Allein schon, wenn man die Höhe der Spenden im einzelnen betrachtet, wird deutlich, dass die Spenden nicht geeignet waren, politischen Einfluss zu nehmen. Bei den Spenden handelte es sich um positive Gesten, mit denen gesellschaftspolitisches Engagement verdeutlicht werden sollte. Mehr nicht. Die Parteispenden der letzten zwanzig Jahre entsprechen in der Summe dem, was die Unternehmensgruppe Gauselmann Jahr für Jahr für ihr kulturelles und soziales Engagement ausgibt.“

Presseerklärung der Unternehmensgruppe Gauselmann, Februar 2011[5]

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld stellte nach einer Hausdurchsuchung bei Gauselmann im April 2011 das Verfahren wegen des Verdachts der verdeckten Pateienspenden ein.[6]

Der schleswig-holsteinische Landtagsabgeordnete Patrick Breyer (Piratenpartei) erhob im Januar 2013 im Landtag den Vorwurf, „dass die Automatenindustrie – namentlich um Herrn Gauselmann – seit Jahren Politiker aller etablierten Parteien mit Großspenden schmiert, FDP-Parteitage sponsert und sich sogar an FDP-Tochterunternehmen beteiligt haben soll.“ Er wurde mit Bezug auf Gauselmanns Persönlichkeitsrechte aufgefordert, dieses Redezitat von seiner Internet-Homepage zu löschen. Breyer ist dem bis September 2013 nicht nachgekommen.[7]

Engagement

Gauselmann ist seit 1981 Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie e. V. (VDAI).[8]

Zu seinem 65. Geburtstag rief Paul Gauselmann die Gauselmann-Stiftung mit einer Million DM Grundkapital ins Leben, durch Zustiftung verfügt sie heute über ein Stiftungskapital von fünf Millionen Euro.[9] Diese wurde 2015 anlässlich des 80. Geburtstags von Paul Gauselmanns Ehefrau Karin Gauselmann in die Paul und Karin Gauselmann Stiftung umbenannt und das Stiftungskapital in diesem Zuge von fünf auf zehn Millionen Euro erhöht.[10]

Mit der „Stiftung Kinderfamilien-Hilfe“ und einem Stiftungskapital von 1 Million Euro unterstützt Paul Gauselmann seit Ende 2008 zudem minderjährige Kinder, die durch die Spielsucht ihrer Eltern in Schwierigkeiten geraten sind.[11]

Ehrungen

Für sein Engagement sowie für seine Verdienste um die deutsche Automatenwirtschaft wurde Paul Gauselmann 1993 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Am 15. Mai 2003 wurde er auf Vorschlag des damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement im Zuge der Höherstufung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau ausgezeichnet. Darüber hinaus haben die Städte Espelkamp und Lübbecke Paul Gauselmann anlässlich seines 70. Geburtstages jeweils die Ehrenbürgerwürde verliehen. Zum 80. Geburtstag wurden in beiden Städten jeweils eine Straße nach ihm benannt.[12]

Familie

Paul Gauselmann ist in zweiter Ehe mit Karin Gauselmann verheiratet. Sie steht dem Kuratorium der Gauselmann-Stiftung vor und war bis zum 31. Juli 2008 Mitglied des Aufsichtsrates der Gauselmann AG. Paul Gauselmann hat vier Söhne, davon ist einer im Vorstand und einer im Aufsichtsrat der Gauselmann-Gruppe aktiv.[1][13] Darüber hinaus setzt sich der Stiftungsbeirat der Gauselmann-Familienstiftung aus Paul und Karin Gauselmann sowie drei der Söhne und zwei Enkeltöchtern zusammen. [14]

Steuervermeidung

Im Zuge der Paradise Papers kam der Verdacht auf, dass Gauselmann über rechtliche Graubereiche Steuern vermeidet.[15]

Literatur

Barbara Dickmann: Der Spielemacher: Paul Gauselmann, die Biographie; erzählt von Barbara Dickmann, Econ, Berlin 2017, ISBN 978-3-430-20246-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Presseportal: 75 Jahre Paul Gauselmann: Deutschlands Automaten Urgestein feiert am 26. August Geburtstag veröffentlicht am 24. August 2008, abgerufen am 12. August 2013.
  2. Kurzporträt 2015. Espelkamp 2015 (gauselmann.de).
  3. Clever, sehr clever! Zu clever? auf sueddeutsche.de, abgerufen am 12. August 2013.
  4. Glücksspielkonzern: Union prüft dubiose Spenden von Spielhallen Betreiber. In: Der Spiegel. 18. Februar 2011, abgerufen am 12. August 2013.
  5. gauselmann.de
  6. Spielhallenbetreiber Gauselmann von Betrugsverdacht entlastet. In: Die Zeit—Website, 13. April 2011, abgerufen am 12. August 2013.
  7. Piraten-Politiker contra Glücksspielunternehmer, Heise online. Abgerufen am 5. August 2013.
  8. Presseportal: Paul Gauselmann seit über 30 Jahren an der Spitze der deutschen Automatenindustrie. Ausgabe vom 7. Juni 2013, abgerufen am 12. August 2013.
  9. Homepage der Gauselmann-Gruppe über die Gauselmann-Stiftung. Abgerufen am 12. August 2013.
  10. Karsten Schulz: Eine Frau in vielen Rollen. In: Espelkamp. Abgerufen am 25. Mai 2016.
  11. Gezielte Hilfe für Kinder! auf kinderfamilienhilfe.de, abgerufen am 12. August 2013.
  12. Kreiszeitung: Unternehmer Paul Gauselmann feiert mit 300 Gästen auf Schloss Benkhausen / Zwei Straßen werden umbenannt. Ausgabe vom 30. August 2014, abgerufen am 21. Oktober 2014
  13. Geschäftsbericht der Gauselmann Gruppe 2014. (PDF) Gauselmann AG, abgerufen am 2. Juni 2016.
  14. Andrea Frühauf: Paul Gauselmann bleibt an der Spitze. Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co. KG, 20. Dezember 2015, abgerufen am 2. Juni 2016.
  15. Ganz schön abgezockt. Süddeutsche Zeitung GmbH, 5. November 2017, abgerufen am 8. November 2017.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Gauselmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.