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Philip Luty

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Philip A. Luty (* 1965; † 8. April 2011 in Tinshill) war ein englischer Autor und Büchsenmacher.

Leben

Philip Luty wuchs auf einem Bauernhof im englischen County West Yorkshire auf. Er setzte sich für den freien Besitz von Feuerwaffen ein und veröffentlichte Anleitungen zum Eigenbau vollautomatischer Waffen, die sich durch einfache Metallbearbeitung herstellen lassen. Luty verstand seine Arbeit als Protest gegen das 1987 von der britischen Regierung verhängte Verbot voll- und halbautomatischer Waffen[1] und bezeichnete sich selbst als "Hausbüchsenmacher" ("Home Gunsmith").[2]

Luty wurde Ende 1998 wegen illegalem Waffenbau angeklagt und zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er vollständig absitzen musste.[3] Damals setzte sich von den Vereinigten Staaten aus die Organisation Jews For The Preservation of Firearms Ownership (JPFO) für Lutys Freilassung ein.[4] Die Verantwortlichen des JPFO wiesen dabei immer wieder darauf hin, dass Luty, obwohl er keine Vorstrafen hatte und ihm keine kriminellen Absichten nachgewiesen werden konnten, dennoch die verhängte Gefängnisstrafe vollumfänglich absitzen musste.[5]

Im Jahr 2004 verfasste und veröffentlichte Luty scheinbar unbeeindruckt von seiner langen Haftstrafe zwei weitere Werke: eines schlug ein neues Design für hausgemachte Maschinenpistolen vor, das andere eine Methode zur Eigenherstellung von Munition.[3] Daraufhin wurde er ein zweites Mal festgenommen, jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen.

Im Jahr 2009 kam es zu einer dritten, von einer Anklage gefolgten Festnahme, nachdem eine bewaffnete Anti-Terror-Einheit im Mai 2009 Lutys Wohnung durchsucht hatte. Luty wurde daraufhin wegen Verstoßes gegen das Terrorism Act 2000 der Prozess gemacht. Insbesondere wurde ihm vorgeworfen „Aufzeichnungen erstellt zu haben, die für eine Person, die einen Terroranschlag begehen oder vorbereiten möchte, von Nutzen sein können“. Auch habe er eine Sammlung von Rohren besessen, „die zusammengeschraubt einen Gegenstand ergeben, aus dem eine Patrone mit Kugel entladen werden kann".[1] Am 8. April 2011 verstarb Luty an den Folgen einer Krebserkrankung. Das laufende Strafverfahren wurde nach seinem Tod eingestellt.

Die kanadische Ausgabe des Magazins Vice sieht in Philip Luty einen Vorgänger Cody Wilsons:[3]

„Trotz der Jahrzehnte und tausenden von Kilometern, die sie trennen, teilen die Extremisten Luty und Wilson die gleiche Überzeugung: Der Besitz oder die Fähigkeit, Schusswaffen herzustellen, sei ein Grundrecht, das dem Bürger erlaube, gegenüber seiner Regierung stark zu bleiben.“

Nach Lutys Tod veröffentlichte die britische Libertarian Party (LPUK) auf ihrer Homepage eine Traueranzeige: „In Trauer geben wir den Tod Philip A. Lutys bekannt. Wenn Sie nicht wissen, wer er war, dann sei Ihnen gesagt, dass er wiederholt von den Behörden verfolgt wurde, von der bewaffneten britischen Polizei festgenommen und neun Wochen lang ins Gefängnis geworfen wurde, weil er ein Buch geschrieben hatte." Die Trauermitteilung der libertären Partei endet mit der Warnung: „Laden Sie nichts von seiner Netzseite herunter, sie könnten auch zu Ihnen kommen ... ".[6]

Sonstiges

National Firearms Centre

Zwei Exemplare der Luty SMG 9mm Parabellum sind Teil der Sammlung des britischen National Firearms Centre (NFC) und werden in Leeds im Museum Royal Armouries ausgestellt.[7] Das National Firearms Center geht auf den englischen König Karl I. zurück, der 1631 im Tower of London eine Waffenwerkstatt einrichten ließ und damit begann, eine staatliche Feuerwaffensammlung anzulegen.

Anschlag in Halle 2019

Beim Anschlag auf die Synagoge von Halle (Saale) sowie auf weitere Opfer, bei denen insgesamt zwei Menschen ermordet und zwei weitere Menschen verwundet wurden, verwendete der Attentäter Stephan B. selbst hergestellte Waffen, darunter eine Luty SMG 9 mm Parabellum.[8] Der Attentäter zeigte sich allerdings frustriert von der Funktionsfähigkeit seiner Waffen. Auf dem gestreamten Videomaterial bezeichnete er sich selbst als „Verlierer“ und sagte an einer Stelle: „Ich habe auf jeden Fall bewiesen, wie wertlos improvisierte Waffen sind.“[9][10] Die Funktionsstörungen wurden möglicherweise durch das improvisierte Pulver aus Kaliumchlorat und Zucker verursacht.[11] Beim Anschlag in Halle versuchte B. mit einer nach den Bauplänen Lutys konstruierten Waffe in die örtliche Synagoge einzudringen, um Juden bei der Feier des Jom-Kippur-Fests zu erschießen.[2]

Veröffentlichungen

  • P.A. Luty: Expediant Homemade Firearms – The 9 mm Submachine Gun. Paladin Press, 1998, ISBN 9780873649834
  • P.A. Luty: A Threat to Freedom of Speech in England. The Libertarian Enterprice, Nummer 313, 3. April 2005
  • P.A. Luty: A Brief History of British Gun Control. The Libertarian Enterprice, Nummer 558, 21. Februar 2010

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Tony Gardner: Leeds 'home gunsmith' dies before trial. Yorkshire Evening Post, 13. Mai 2011
  2. 2,0 2,1 Oliver Moody: Machinegun used by Stephan Balliet in Halle synagogue attack designed by British activist. The Times, 10. Oktober 2019
  3. 3,0 3,1 3,2 Sébastien Wesolowski: Personne n'a besoin d'imprimante 3D pour fabriquer son propre fusil. Vice, 8. August 2018
  4. JPFO: ALERT: Help A Political Prisoner Who Opposed "Gun Control" in England. The Liberty Crew at JPFO, 1999
  5. JPFO: A Perfect Example of the Victim-Disarming Mindset. The Liberty Crew at JPFO, 14. Januar 2004
  6. Libertarian Party: Death Of Philip Luty. Death Of Philip Luty, 17 April 2011
  7. Armament Research Services (ARES): Weapons as Political Protest: P.A. Luty's Submachine Gun. 2. August 2017
  8. Süddeutsche Zeitung: Die tödliche Gefahr aus dem 3D-Drucker. SZ.de, 11. Oktober 2019
  9. Philip Oltermann, Lois Beckett: Halle attack: homemade guns jammed, preventing higher death toll. The Guardian, 10. Oktober 2019
  10. Justin Huggler: German shooter's plan to encourage copycats foiled as home-made guns jam repeatedly. The Telegraph, 10. Oktober 2019
  11. TFB: Homemade Firearms Used In Halle Attack 16. Oktober 2019
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Philip Luty aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.