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Pier Luigi Bersani

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Pier Luigi Bersani, 2010

Pier Luigi Bersani (* 29. September 1951 in Bettola) ist ein italienischer Politiker und Chef (Generalsekretär) der sozialdemokratisch orientierten Partei Partito Democratico (PD). Er wirkte als Präsident der Region Emilia-Romagna und war Verkehrsminister und Wirtschaftsminister. Bersani ist der Spitzenkandidat des Mitte-links-Bündnisses für die Parlamentswahlen in Italien 2013.

Biografie

Bersani stammt aus einer Handwerkerfamilie, sein Vater war Automechaniker und Tankwart. Er absolvierte ein Philosophiestudium an der Universität Bologna und schloss dies mit dem Prädikat cum laude ab. Er hatte kurze Zeit als Lehrer gearbeitet, bevor er sich hauptberuflich der Politik widmete. Bersani verweist in politischen Diskussionen gerne auf seine bescheidene soziale Herkunft.

Seit 1980 ist er mit Daniela Ferrari verheiratet, die als Apothekerin arbeitet und aus seinem Geburtsort stammt. Mit ihr hat er zwei Töchter.

Politische Karriere

Aufstieg in der Emilia-Romagna

Bereits in seiner Jugend trat er in die Partito Comunista Italiano (später Linksdemokraten) ein. Nach ersten kommunalpolitischen Erfahrungen im Provinzrat von Piacenza wurde er für den Wahlkreis Piacenza ins Regionalparlament der Emilia-Romagna gewählt. Von 1990 bis 1993 war er Vizepräsident und ab 1993 Präsident der Region, die seit dem Kriegsende eine Hochburg der Linken ist. Als 1995 erstmals in Italien die Regionalpräsidenten direkt gewählt wurden, gewann Bersani für die demokratischen Linken die Region mit 54 Prozent der Wählerstimmen. In seiner Zeit als Regionalpräsident mischte sich Bersani auch in die nationale Politik ein und wurde erstmals als einer der Hoffnungsträger der italienischen Linken wahrgenommen.

Erste Ämter in Rom

Am 18. Mai 1996 wurde Bersani von Romano Prodi als Industrieminister in dessen erstes Kabinett berufen, dem er bis zum 22. Dezember 1999 angehörte. Nach dem Sturz Prodis war Bersani vom 23. Dezember 1999 bis 3. Juni 2001 Transportminister in den Mitte-links-Regierungen von Massimo D’Alema und von Giuliano Amato. Bei den Parlamentswahlen 2001, in denen die Mitte-links-Parteien einem von Silvio Berlusconi angeführten Wahlbündnis unterlagen, wurde Bersani für die Linksdemokraten erstmals als Abgeordneter für den Wahlkreis Fidenza-Salsomaggiore Terme in die Abgeordnetenkammer gewählt.

Um die Wirtschaftskompetenz der italienischen Linken zu stärken, gründete er im selben Jahr gemeinsam mit Vincenzo Visco die Vereinigung Nuova Economia Nuova Società (NENS) zum Aufbau eines Studienzentrums, das sich mit dem wirtschaftlich-gesellschaftlichen Wandel befasst.

Bei den Europawahlen im Juni 2004 trat Bersani als politisches Zugpferd des Olivenbaum-Bündnis im Wahlbezirk Nordost-Italien an. Das Olivenbaum-Bündnis ging landesweit mit 31,08 Prozent als stärkste Kraft aus der Wahl hervor. In seiner Zeit als Parlamentarier in Brüssel war Bersani wenig europapolitsch aktiv, er konzentrierte sich weiterhin auf die nationale Politik in Rom.

Minister in der zweiten Regierung Prodi

Bei den Parlamentswahlen in Italien am 9. und 10. April 2006 wurde Bersani erneut in die Abgeordnetenkammer gewählt. Nach dem Wahlsieg des Mitte-links-Bündnisses L’Unione war er vom 17. Mai 2006 bis zum 8. Mai 2008 Wirtschaftsminister in der zweiten Regierung von Romano Prodi. Bersani verantwortete diverse Reformen, mit denen Privilegien einiger von Standesorganisationen beherrschter Berufe wie Juristen, Apotheker, Mediziner, Tankwarte und Zeitungshändler beschnitten und für Konkurrenz geöffnet wurden. Bersani festigte in dieser Zeit seinen Ruf als pragmatischer Linker mit ökonomischer Kompetenz.

Parteichef der Demokraten

Bereits bei der Gründung des Partito Democratico im Oktober 2007 galt Bersani als ein möglicher Kandidat für den Parteivorsitz. Er verzichtete jedoch zugunsten seines Parteifreundes von den Die Linksdemokraten – Democratici di Sinistra, Walter Veltroni [1].

Nach dem Rücktritt Veltronis im Februar 2009 erklärte Bersani seine Kandidatur für den Parteivorsitz, über die die Mitglieder und Sympathisanten der Partei am 25. Oktober 2009 in einer Urwahl entschieden.

Bersani ging als Außenseiter gegen den kommissarischen Vorsitzenden Dario Franceschini in die Wahl. Er konnte aber die Abstimmung, an der sich 3,1 Millionen Italiener beteiligten, mit 53,23 Prozent vor Franceschini (34,27 %) und dem Senator Ignazio Marino (12,49 %) gewinnen. Bersani wurde im innerparteilichen Wahlkampf unter anderem vom ehemaligen Ministerpräsidenten Massimo D'Alema, dem ehemaligen Industrieminister Enrico Letta sowie der früheren Familienministerin und engagierten Frauenrechtlerin Rosy Bindi unterstützt.

Sturz der Regierung Berlusconi

Nachdem Ministerpräsident Silvio Berlusconi infolge einer Abstimmungsniederlage in der Abgeordnetenkammer am 12. November 2011 seinen Rücktritt einreichen musste, machte sich Bersani aufgrund der Finanzkrise des Landes für die Einsetzung einer Expertenregierung stark, getragen von einer lagerübergreifenden Koalition. Diese Haltung brachte Bersani auch bei seinen Gegnern Respekt ein, da zu diesem Zeitpunkt die Umfragen bei möglichen Neuwahlen einen klaren Sieg der Demokraten vorhersagten [2]. Angesichts der dramatischen Finanzsituation Italiens könne es nicht um Parteipolitik gehen, argumentierte Bersani, sondern nur darum „das Land zu retten“.[3]

Parlamentswahlen in Italien 2013

Im November und Dezember 2012 hielten die Mitte-links-Parteien Vorwahlen ab, um den Spitzenkandidaten für die Parlamentswahlen 2013 zu ermitteln. Dabei setzte sich Bersani in der Stichwahl am 2. Dezember gegen den Bürgermeister von Florenz, Matteo Renzi, mit 60,65% der Stimmen durch. An der Stichwahl nahmen über 2,6 Millionen Italiener teil, die nicht Mitglied einer Partei sein mussten.[4] Bei den Wahlen am 24./25. Februar 2013 gewann sein Lager mit 29,52% der abgegebenen Stimmen die relative Mehrheit. [5] Er ist damit aussichtsreichster Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten von Italien.[6]

Kurioses

Aufgrund seiner Angewohnheit, in originellen Metaphern zu sprechen (Beispiel: „Wir sind nicht hier, um Meeresfelsen trocken zu wischen“[7], als Appell an die eigenen Leute, sich auf sinnvoll-pragmatische Arbeit zu konzentrieren), ist Bersani beliebter Gegenstand von Satirikern und Komikern im Fernsehen. Bersani kommentiert dies mit Selbstironie. Er erklärte sich bereit, gemeinsam mit seinem bekanntesten Imitator, dem Komiker Maurizio Crozza, in der Satireshow Italialand aufzutreten, in der sich beide ein verbales Duell mit ad hoc ausgedachten Metaphern lieferten.

Bersani hat den Ruf eines bodenständigen Politikers, der dem modernen, medienorientierten Politikbetrieb mit Skepsis begegnet. Als charakteristisch gilt ein Foto vor dem Parteitag der Demokraten im Januar 2012, das in vielen italienischen Zeitungen zu sehen war.[8] Es wurde von einem Touristen aufgenommen und zeigt Bersani, wie er alleine mit einem Glas Bier in einer Gaststätte in der Nähe der Parteizentrale sitzt und mit Kugelschreiber und Papier seine Grundsatzrede für den Parteitag schreibt.

Weblinks

 Commons: Pier Luigi Bersani – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Partito democratico, Bersani «Non mi candido alle primarie» La Repubblica, 9. Juli 2007
  2. Michael Braun: Super-Mario macht es. die tageszeitung, 2. Dezember 2011, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  3. Bersani: Noi per salvare l'Italia. Partito Democratico, 11. November 2011, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  4. Primarie, Bersani stravince: oltre il 60%. La Repubblica, 2. Dezember 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  5. Deutschlandfunk, abgerufen am 26.02.2013
  6. Tilmann Kleinjung: Bersani wird Spitzenkandidat des Mitte-Links-Bündnisses. tagesschau.de, 3. Dezember 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  7. Bersani: Non siamo qui ad asciugare gli scogli repubblica.it, 18. Juni 2011
  8. Bersani e la birra solitaria sky.it, 20. Januar 2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Pier Luigi Bersani aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.