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Produktivkraft
Der Begriff Produktivkraft entstammt der marxistischen Wirtschaftstheorie. Die Produktivkraft umfasst alle natürlichen, technischen, organisatorischen und geistig-wissenschaftlichen Ressourcen, die der Gesellschaft in ihrer jeweiligen Produktionsweise und den darin verankerten Produktionsverhältnissen zur einfachen und gegebenenfalls erweiterten Reproduktion zur Verfügung stehen. Aus der klassischen Nationalökonomie - dem Vorläufer der modernen Volkswirtschaftslehre - ist der sehr viel enger gefasste und deshalb nicht als Synonym zu verstehende Begriff „Produktionsfaktoren“ geläufig.
Die wichtigsten gesellschaftlichen Produktivkräfte sind im engeren Sinn
- die Technik bzw. Technologie (Hardware und Software),
- die Arbeitskraft, besonders ihre Fähigkeiten und Qualifikationen und
- das Management mit seinem Wissen, den Arbeits- und Produktionsprozess zu organisieren.
Daneben zählen im weiteren Sinn (erschlossene) Rohstoffe und Energiequellen sowie die Infrastruktur zu den Produktivkräften.
Produktivkraft der Arbeit
Durch die Produktivkraft der Arbeit
- erforschen, entdecken und entwickeln arbeitende Menschen die oben genannten Ressourcen.
- planen, steuern und organisieren arbeitende Menschen die Gewinnung, Verteilung und Nutzung der oben genannten Ressourcen.
- stellen arbeitende Menschen Arbeitsmittel her und produzieren damit Güter und Dienstleistungen.
- erziehen, lehren, schützen, heilen und pflegen arbeitende Menschen, womit sie die sozialen Grundlagen zur Erschließung und Entfaltung der oben genannten Ressourcen sicherstellen.
Die Produktivkraft der Arbeit wird von Karl Marx in seiner Kritik der politischen Ökonomie als maßgebende primäre Kraft unter allen Produktivkräften bestimmt und folgendermaßen beschrieben: Die Produktivkraft der Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter anderem durch den Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Kombination des Produktionsprozesses, den Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse (Marx, Das Kapital I, in: MEW Bd. 23, 1986, S. 54).
In der Deutschen Ideologie von 1845/46 ging Marx zusammen mit Friedrich Engels davon aus, dass "jede neue Produktivkraft, sofern sie nicht eine bloß quantitative Ausdehnung der bisher schon bekannten Produktivkräfte ist (z. B. Urbarmachung von Ländereien)[...] eine neue Ausbildung der Teilung der Arbeit zur Folge" habe. Wobei "die jedesmalige Stufe der Teilung der Arbeit [...] auch die Verhältnisse der Individuen zueinander in Beziehung auf das Material, Instrument und Produkt der Arbeit", sprich die Produktionsverhältnisse bestimme (Marx/Engels, Die deutsche Ideologie in: MEW Bd. 3, 1990, S. 22). Mit steigender Produktivkraft der Arbeit würden die bestehenden Produktionsverhältnisse zu "Fesseln" der Produktion, welche diese "hemmten [...] statt sie zu fördern" (Marx/Engels, Das kommunistische Manifest, 1999, S. 50). Die Produktivkraft der Arbeit stellt demnach einen entscheidenden Faktor bei der gesellschaftlichen Differenzierung und historischen Genese der Gesellschaft dar.
Produktivkraft ist der Wirkungsgrad der konkreten Arbeit. Marx unterscheidet konkrete und abstrakte Arbeit, wobei zum Verständnis des Begriffes Produktivkraft die "abstrakte" Arbeit noch nicht unbedingt verstanden sein muss. Konkrete Arbeit ist die Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur, um sie seinen Bedürfnissen gemäß umzuwandeln. Produktivkraft bemisst sich daher in Ausdrücken wie: Wie viele Stühle, Brote, Flugzeuge etc.etc je Zeiteinheit die Arbeit hervorzubringen vermag.
Zitat:
- Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Karl Marx, Marx-Engels-Werke 25, Kapital III, S. 269
Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände) sind Bestandteil der Produktivkräfte. Sie sind im übertragenen Sinn Kondensatoren, die Arbeitsleistungen und sonstige im Produktionsprozess verwertbare Potentiale bis zu ihrem Gebrauch speichern. Der arbeitende Mensch, der im Produktionsprozess als primäre Kraft wirkt, setzt die in den Arbeitsmitteln verfügbaren Potentiale und gespeicherten Leistungen frei, d. h. deren produktive Kräfte. Auch Rohstoffe und Software sind Bestandteil der Produktivkräfte, soweit sie als solche erkannt bzw. entwickelt wurden und zur Nutzung bereitstehen. Die Entdeckung neuartiger Rohstoffe, neue Rohstoff-Vorkommen sowie technische und organisatorische Innovationen erweitern und verstärken die Produktivkräfte einer Gesellschaft.
Literatur
- Karl Marx, Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kapitel I: Feuerbach, 1845–1846, in: MEW Bd. 3, S. 17–77
- Karl Marx, Friedrich Engels: Das Elend der Philosophie, Kapitel 2, §2: Arbeitsteilung und Maschinen, in: MEW Bd. 4, S. 144–157
- Artikel „Produktivkräfte“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. 11. Aufl., Leipzig 1975.
Weblinks
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