Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Rösli Näf
Rösli Näf (geb. 1911 in Glarus; gest. 1996 ebenda) war eine Schweizer Krankenschwester.
Leben
Rösli Näf war die Tochter eines Kondukteurs und wuchs mit drei Geschwistern in der Stadt Glarus auf, wo sie die Primar- und Sekundarschule besuchte. Um sich Fremdsprachenkenntnisse anzueignen, arbeitete sie als Dienstmädchen in Genf und Lugano und ging für zwei Jahre nach England. Zur Vorbereitung auf den Beruf der Krankenschwester, war sie in einem Sanatorium in Davos, in einer psychiatrischen Privatklinik in Meiringen und im Burghölzli in Zürich (heute: Psychiatrische Universitätsklinik Zürich) tätig, wo sie ihren Abschluss als Krankenschwester machte.
1937 bis 1939 arbeitete sie bei Albert Schweitzer in Lambaréné, wo sie Emma Ott kennen lernte. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz meldete sie sich bei Rodolfo Olgiati von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder (SAK) (ab 1942 Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK)) in Bern und wurde von ihm mit der Leitung der Kinderkolonie im Château de la Hille in Montégut-Plantaurel (Département Ariège (bei Toulouse)) in Südfrankreich betraut, die im September 1940 von der SAK eingerichtet worden war und rund 100 – vorwiegend jüdische deutsche – Flüchtlingskinder beherbergte.
Anfangs Mai 1941 meldete sie sich beim Delegierten des SAK (ab 1942 SRK) für Südfrankreich, Maurice Dubois, in Toulouse, der ihr mit einem Minimum von Anweisungen, freie Hand in der konkreten Ausführung der gestellten Aufgabe liess. Im August 1942 wurden etwa 40 jüdische Jugendlichen von La Hille von der französischen Polizei ins Internierungslager Le Vernet gebracht, von wo sie in die Vernichtungslager deportiert werden sollten. Mit Hilfe von Maurice Dubois konnten sie von Rösli Näf vorerst gerettet werden. Im Herbst 1942 reiste sie zum SRK in Bern mit der Bitte, die gefährdeten Kinder in die Schweiz in Sicherheit zu bringen, die jedoch abgelehnt wurde.
Nach der vollständigen deutschen Besetzung Frankreichs im November 1942 war eine legale Ausreise nicht mehr möglich. Als die jüdische Bevölkerung in Frankreich im Dezember 1942 aufgefordert wurde, sich bei den Behörden zu melden, half Näf mehreren Kindern und Jugendlichen bei der Flucht: Einige schafften die Flucht über die Pyrenäen oder fanden Unterschlupf bei französischen Bauern oder mehrere Mädchen in einem Kloster, ein paar schlossen sich der Résistance an, 20 konnten heimlich die Schweiz erreichen, fünf hatten sich an der Grenze verlaufen und wurden von der Polizei aufgegriffen. Für die Leitung der Kinderhilfe des SRK hatte Näf mit der Fluchthilfe die Neutralitätsregel verletzt und musste im Mai 1943 in die Schweiz zurück kehren.
Zurück in der Schweiz war sie weiter in der Hilfsarbeit tätig. Sie half in Kinderkolonie der Pro Juventute Gastkindern in Oberägeri, betreute für das Rote Kreuz in Genf erwachsene Flüchtlinge und half beim Aufbau und der Leitung des Bildungsheims Neukirch in Neukirch an der Thur im Kanton Thurgau. Dann zog Näf nach Dänemark, wo sie einen Bauernhof bewirtschaftete. Im Winter 1953-1954 arbeitete sie erneut in Lambaréné.
1987 kehrte sie ins Glarnerland zurück, wo sie sich bis zu ihrem Tod in ihrem Bekanntenkreis um Kranke und Betagte kümmerte.[1][2]
Ehrung
- 1989: Ehrung in Yad Vashem als «Gerechte der Völker»
Filme
- Anne-Marie Im Hof-Piguet: Juste parmis les nations. Schweiz 2009, 50 Min.[3]
- La filière. Schweiz 1987, 37 Min., Regie Jacqueline Veuve.
Literatur
- Anne-Marie Im Hof-Piguet: La filière en France occupée, 1942–1944. Editions de la Thièle, Yverdon-les-Bains 1985, ISBN 2-8283-0019-6.
- dt.: Fluchtweg durch die Hintertür. Eine Rotkreuz-Helferin im besetzten Frankreich 1942–1944. Verlag im Waldgut, Frauenfeld 1985, ISBN 3-7294-0045-2.
- Sebastian Steiger: Die Kinder von Schloss La Hille. Brunnen-Verlag, Basel 1992, ISBN 978-3-7655-1540-8.
- Vera Friedländer: Die Kinder von La Hille. Flucht und Rettung vor Deportation. Aufbau Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-7466-8106-5
- Antonia Schmidlin: Rösli Näf. Eine der mutigen, heldenhaften Frauen, zu denen unsere Heimat mit Stolz aufblickt. In: Helena Kanyar Becker (Hrsg.): Vergessene Frauen. Humanitäre Kinderhilfe und offizielle Flüchtlingspolitik 1917–1948. Schwabe Verlag, Basel 2010, ISBN 3-7965-2695-0.
- Yagil Limore: Chrétiens et Juifs sous Vichy (1940-1944). Sauvetage et désobéissance civile. Vorwort von Yehuda Bauer. 2005, ISBN 978-220407585-5.
Weblinks
- Ariège: The children of the château de la Hille, mit einem Video von Mathieu Ortlieb
- Ariège: Museum der Kinder des Château de la Hille
- Freiburger Rundbrief: Sebastian Steiger – Die Kinder von Schloss La Hille
- Das Schloss la Hille
- Geschichte im Roman: Die Kinder von La Hille
Einzelnachweise
- ↑ Antonia Schmidlin: Rösli Näf. Eine der mutigen, heldenhaften Frauen, zu denen unsere Heimat mit Stolz aufblickt. In: Helena Kanyar Becker (Hrsg.): Vergessene Frauen. Humanitäre Kinderhilfe und offizielle Flüchtlingspolitik 1917–1948.
- ↑ Geschichte der Pflege: Rösli Näf (1911–1996)
- ↑ Anne-Marie Im Hof-Piguet: Juste parmis les nations bei artfilm.ch.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Näf, Rösli |
ALTERNATIVNAMEN | Naef, Rosa |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Krankenschwester |
GEBURTSDATUM | 1911 |
GEBURTSORT | Glarus |
STERBEDATUM | 1996 |
STERBEORT | Glarus |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rösli Näf aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |