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Raoul Hausmann

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Raoul Hausmann, Zweiter von links (mit Fliege) auf dem Gruppenfoto zum Internationalen Kongress fortschrittlicher Künstler in Düsseldorf, 1922

Raoul Hausmann (* 12. Juli 1886 in Wien; † 1. Februar 1971 in Limoges) war ein österreichisch-deutscher Künstler des Dadaismus.

Leben

Raoul Hausmann wurde 1886 in Wien als Sohn eines Malers geboren und kam im Alter von 14 Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Mit 14 Jahren hatte er seinen ersten Unterricht bei seinem Vater. 1905 freundete er sich mit Johannes Baader an. Seine Arbeiten für die Zeitschriften Der Sturm und Die Aktion zeigten noch expressionistische und futuristische Züge.

Er wurde ein wichtiges Mitglied der Dada-Bewegung in Berlin, der er von 1918 bis 1922 angehörte. In Berlin lebte und arbeitete er ab 1917 zusammen mit Hannah Höch. 1919 gründete er die Zeitschrift Der Dada, von der bis 1920 drei Ausgaben erschienen. Im Jahr 1920 war er Mitorganisator der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin und besuchte zusammen mit Kurt Schwitters und Hannah Höch die Dadaisten in Prag. Diese Reise sollte als Merz-Antidada-PRÉsentismus-Tournee eine Reaktion auf die politische Polarisation innerhalb der Berliner Dadaistenszene sein. Im Januar 1922 trennten sich Hausmann und Höch.

Ab 1931 lieferte er auch regelmäßig Beiträge für die von Franz Jung und Harro Schulze-Boysen herausgegebene Zeitschrift Der Gegner.

1933 musste Hausmann emigrieren, da seine künstlerische Arbeit zur „entarteten Kunst“ gezählt wurde. Seine Stationen waren Ibiza, Zürich, Prag, schließlich Paris, von wo aus er während des Krieges nach Südfrankreich floh.

Hausmann lebte seit 1944 in Limoges, wo er 1971 an den Folgen einer Gelbsucht verstarb.

Sein Nachlass befindet sich im Musée Départemental d'Art Contemporain im Schloss von Rochechouart.[1]

Werke

Raoul Hausmann schuf ein medial breit gefächertes Œuvre zwischen Gemälden, Collagen, Plastiken und Textarbeiten (u. a. dadaistische Manifeste). Zusammen mit Hannah Höch gilt er als ein Pionier der Fotocollage. Dieser neuen Technik hatte er sich während des Ersten Weltkrieges zugewandt, nachdem er die frühere expressionistische Orientierung seiner Arbeit verworfen hatte. Er inspirierte mit seinem Gedicht fmsbw Kurt Schwitters zu dessen Ursonate. Umgekehrt experimentierte er selbst, angeregt durch die Freundschaft mit Schwitters, mit Lautgedichten und Typographie. Vom 30. Juni bis zum 25. August 1920 veranstaltete er zusammen mit George Grosz und John Heartfield die Erste Internationale Dada-Messe in Berlin, zugleich Höhepunkt und letzter großer öffentlicher Auftritt der Berliner Dada-Gruppe. Nach seiner Trennung von Hannah Höch im Jahr 1922 hörte er mit der Malerei auf und konzentrierte sich in der Arbeit auf Fotografie und das Schreiben von Gedichten. 1926 begann er während eines Ibiza-Aufenthaltes seinen Roman Hyle. Nach dem Krieg arbeitete er weiter in den drei Bereichen Malerei, Fotografie und Schriftstellerei. In einer großen Zahl von Ausstellungen und Veröffentlichungen beteiligte er sich selbst an der historischen Interpretation des Dadaismus.

Einzelne Werke:

  • 1919 – Gurk. Kunstarchiv Arntz, Den Haag
  • 1919 – Mechanischer Kopf – Der Geist unserer Zeit. Centre Pompidou, Paris
  • 1920 – Der zentrale Raum der Ersten internationalen Dada-Messe ist heute in der Berlinischen Galerie, Berlin, rekonstruiert zu begehen.

Zitate

„O, meine Herren Spießer, Sie sagen, die Kunst sei in Gefahr? Ja, wissen Sie nicht, daß die Kunst eine schöne weibliche Gestalt ist, ohne Kleidung, daß sie darauf rechnet, ins Bett genommen zu werden, oder dazu anzuspornen? Nein, meine Herren, die Kunst ist nicht in Gefahr – denn die Kunst existiert nicht mehr! Sie ist tot.“

Raoul Hausmann: Der Dada, 1919

Literatur

Schriften Raoul Hausmanns

  • Raoul Hausmann: Sprechspäne. Petersen Presse, Flensburg 1962.
  • Raoul Hausmann: Hyle. Ein Traumsein in Spanien. Neuausgabe, hrsg. und mit einem Nachwort von Adelheid Koch-Didier. Belleville, München 2006, ISBN 978-3-936298-03-1. (Erstausgabe bei Heinrich Heine, Düsseldorf 1969.)
  • Karl Riha, Günter Kämpf (Hrsg.): Raoul Hausmann: Am Anfang war Dada. 3., völlig neu gestaltete Auflage. Anabas, Gießen 1992, ISBN 3-87038-166-3. (Erstauflage dieser Ausgabe 1972).
  • Michael Erlhoff (Hrsg.): Texte bis 1933, Band 1. Bilanz der Feierlichkeit. Edition Text und Kritik, München 1982, ISBN 978-3-88377-092-5.
  • Michael Erlhoff (Hrsg.): Texte bis 1933, Band 2. Sieg Triumph Taback mit Bohnen. Edition Text und Kritik, München 1982, ISBN 978-3-88377-113-7.
  • Karl Riha (Hrsg.): Tatü Dada – Dada und nochmals Dada bis heute (Aufsätze und Dokumente). Wolke, Hofheim 1987, ISBN 978-3-923997-19-0.
  • Geist im Handumdrehen – Dadasophische Poesie. Edition Nautilus, Hamburg 1989, ISBN 978-3-89401-163-5.
  • Eva Züchner (Hrsg.): Scharfrichter der bürgerlichen Seele: Raoul Hausmann in Berlin 1900–1933. Unveröffentlichte Briefe, Texte, Dokumente aus den Künstler-Archiven der Berlinischen Galerie. Hatje, Ostfildern 1998, ISBN 3-7757-0549-X.
  • Raoul Hausmann: Umbruch. Hrsg. von Adelheid Koch. Haymon, Innsbruck 2001, ISBN 978-3-85218-255-1.
  • Hans Arp, Raoul Hausmann, Kurt Schwitters: Dada Antidada Merz. Audio-CD. Hörsturz Booksound, ISBN 978-3-934847-16-3.
  • Arndt Niebisch (Hrsg.): Dada-Wissenschaft. Wissenschaftliche und technische Schriften. FUNDUS Band 19. Philo Fine Arts, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86572-657-5. (Unveröff. Texte aus dem Raoul Hausmann-Archiv, Berlinische Galerie).

Sekundärliteratur, Kataloge

  • Hildegrund Amanshauser, Monika Faber (Hrsg.): Gegen den kalten Blick der Welt. Raoul Hausmann – Fotografien 1927–1933. Ausstellungskatalog. Schriftenreihe des Österreichisches Fotoarchivs 3 u. 4, Wien 1986, (ohne ISBN).
  • Riccardo Bavaj: Gegen den Bürger, für das (Er-)Leben. Raoul Hausmann und der Berliner Dadaismus gegen die „Weimarische Lebensauffassung“. In: German Studies Review. 31 (2008), S. 513–536.
  • Kurt Bartsch, Adelheid Koch: Dossier 10: Raoul Hausmann. Droschl, Graz/Wien 1996, ISBN 3-85420-433-7.
  • Kurt Bartsch, Ralf Burmeister, Adelheid Koch-Didier, Stefan Schwar: Raoul Hausmann (1886–1971). Werkverzeichnis – Biografie – Bibliografie. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2011, ISBN 978-3-7728-2239-1.
  • Cornelia Frenkel: Raoul Hausmann: Künstler, Forscher, Philosoph. Röhrig 1996, St. Ingbert, ISBN 3-86110-095-9.
  • Michael Erlhoff: Raoul Hausmann, Dadasoph: Versuch einer Politisierung der Ästhetik. Verlag Zweitschrift, Hannover 1982, ISBN 3-923573-00-6.
  • Andreas Haus: Raoul Hausmann: Kamerafotografien 1927–1957. Schirmer/Mosel, München 1979, ISBN 3-921375-40-1.
  • Kestnergesellschaft (Hrsg.): Raoul Hausmann: Retrospektive. Kestner-Gesellschaft, Hannover 1981, (ohne ISBN).
  • Adelheid Koch: Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs: Raoul Hausmann, Dada und Neodada. Haymon, Innsbruck 1994, ISBN 3-85218-180-1.
  • Eva Züchner (Hrsg.): Der deutsche Spießer ärgert sich. Raoul Hausmann 1886–1971. Ausstellungskatalog. Berlinische Galerie, Hatje, Ostfildern 1994, ISBN 3-7757-0518-X.
  • Eva Züchner (Hrsg.): Wir wünschen die Welt bewegt und beweglich. Raoul-Hausmann-Symposium der Berlinischen Galerie, ISBN 3-927873-42-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Les recherches de Raoul Hausmann: musee-rochechouart.com, abgerufen am 6. Mai 2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Raoul Hausmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.