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Refael Baruch Toledano
Refael Baruch Toledano (geb. 1890 in Meknes; gest. 1970 / 18. Cheschwan 5731 in Bne Brak) war langjähriger Raw von Meknes in Marokko und eine bedeutende Tora-Persönlichkeit.
Leben
Er kam 1890 zur Welt. Sein Vater war Raw Jakow Toledano, der Raw von Meknes. Der Jüngling zeichnete sich durch sein Lernen, seine aussergewöhnlich schnelle Auffassung und durch sein fotografisches Gedächtnis aus. Auf Basis dieser Eigenschaften, verbunden mit grosser Anstrengung und grossem Fleiss, war er innerhalb weniger Jahre in ganz Schass und Posskim bewandert und brachte tiefgründige Chiduschim heraus. In seinen Jugendjahren kam auch seine musikalische Begabung zum Vorschein, die er aber nur für heilige Angelegenheiten zum Einsatz brachte.
Sein Vater achtete sehr auf seine Erziehung, die Toledano-Familie ist eine Rabbiner-Familie, die viele Generationen zurückreicht und viele Minhagim und eine spezifische Weise des Paskenens hat, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Reb Refael Baruch gehörte zu den Überlieferern dieser Minhagim und hielt alles aufs Genaueste ein, wie sein Vater es ihm überliefert hatte. Dazu gehören viele halachische Entscheide zum Beispiel betreffs Schächten, Mikwa'ot, Pessach und Mila, die von den Entscheiden des Schulchan Aruch abweichen.
Im Alter von nur 27 Jahren wurde er als Dajan der Stadt eingesetzt und kurz vor dem Tod des Vaters bestimmte dieser, dass Reb Refael Baruch sein Nachfolger als Raw der Stadt werden sollte. Sein Vater lag im Monat Aw des Jahres 5688 (1928) auf dem Sterbebett und die Angesehenen seiner Gemeinde kamen, um sich von ihm zu verabschieden. Als sie bei ihm standen, bat der Sterbende, dass man auch seinen Sohn hineinführen möge, denn er wollte ihn segnen und ihm die Semicha erteilen. Als er dann vor ihm stand, rief er aus: "Jore, Jore! Jadin, Jadin!" Die Gemeinde erklärte sich auf der Stelle einverstanden, Reb Refael Baruch zu ihrem Raw zu machen. Reb Refael Baruch begnügte sich aber nicht damit und bat seinen Vater, dass er ihn auch benschen möge. Sein Vater segnete ihn daraufhin mit den Worten: "Es soll der Wille G'ttes sein, dass all deine Nachkommen so gross wie du sein werden!" Der Sohn fragte: "Nicht mehr als das?" Rabbi Jakow antwortete: "Möchtest du denn, dass sie noch grösser als du sein sollen?" "Sicher!" entgegnete ihm sein Sohn. Mit den letzten Kräften sagte der Vater darauf seine letzten Worte: "Diese Bitte ist zu gross!"
Raw Refael Baruch war vierunddreissig Jahre Raw der Stadt Meknes, bis er gegen Ende seines Lebens nach Erez Jisrael auswanderte. Während der Jahre seines Rabbanuts hatte er grossen Einfluss und konnte die Gemeinde mit starker Hand führen. Eisenstarke Führung und grosses Erbarmen gingen bei ihm Hand in Hand. Er achtete in seiner Gemeinde auch auf die kleinen und scheinbar unwichtigen Dinge und kämpfte dafür. So wurde beispielsweise ein Jehudi, der seine Tefillin vor "Aleinu Leschabe'ach" auszog, zurechtgewiesen.
Raw Refael Baruch wurde von der Regierung sehr geschätzt und diese erteilte ihm die Macht, nach seinem Ermessen zu strafen. Diese Strenge hatte aber keinerlei Einfluss auf das gute Verhältnis zwischen ihm und den Gemeindemitgliedern. Im Laufe der Jahre verliehen ihm der König von Marokko und die französische Regierung verschiedene Ehrentitel.
Um die Einhaltung des Schabats zu stärken, pflegte Reb Refael Baruch am Erev Schabat persönlich zwischen den Geschäften umherzugehen, um sicherzustellen, dass die jüdischen Besitzer ihre Geschäfte früh vor Schabat-Eingang schlossen. Nach einer gewissen Zeit erliess die Regierung einen Befehl, dass alle jüdischen Geschäftsbesitzer verpflichtet waren, ihre Geschäfte pünktlich vor Schabat zu schliessen, und ab diesem Zeitpunkt wurde er jeden Erev Schabat von einem staatlichen Polizist begleitet, der diejenigen, die sich weigerten, ihr Geschäft zu schliessen, bestrafte.
Sein Tag war nebst dem Bet Din, dem er vorstand, auch vom Gemara-Schiur am Vormittag und vom Mussar-Schiur am Abend geprägt, die er in der Jeschiwa vor hundertfünfzig Schülern erteilte.
Raw Refael Baruch gründete auch eine Gruppe unter dem Namen "Schuwu Banim", die den Zweck hatte, diejenigen, die sich noch weit entfernt von der Tora befanden, zum Derech Hatora zurückzubringen. Auch seine Draschot in der Öffentlichkeit brachten unzählige Jehudim zur Tora zurück. Ausserdem gründete er einen Bikur Cholim-Verein, eine Malbisch Arumim-Organisation, eine Organisation für Hachnassat Kalla unter dem Namen "Mohar Habetulot", ein Altersheim und eine Talmud Tora. Die Anzahl der Schüler stieg während dieser Zeit auf 1800.
Chessed nahm bei ihm einen grossen Teil seines Lebens ein und so war seine Wohnung hefker. Bedürftige und Reisende fanden dort immer einen Ort zum Schlafen und Essen.
Im Jahr 5723 (1963) übersiedelte Raw Refael Baruch nach Erez Jisrael und nahme eine ganze Gruppe von Jehudim von Nord-Afrika mit. Er liess sich in Bne Brak nieder, nachdem er die Bitte von nichtorthodoxen Bürgermeistern abgelehnt hatte, die ihn baten, in ihrer Stadt als Raw Raschi zu amtieren, und bereit waren, einen grossen Betrag für die Eröffnung einer Jeschiwa zur Verfügung zu stellen. Der Grund seiner Absage war, dass sie die Bedingung stellten, dass in der Jeschiwa auch profane Fächer unterrichtet werden mussten.
Von seiner Wohnung in der Ramat Ahron-Gegend aus strahlte sein Licht über ganz Erez Jisrael. Bis hinein in alle Teile der sefardischen Gemeinden war sein Chisuk spürbar.
Er gab den "Kizzur Schulchan Aruch", den Reb Schlomo Ganzfried verfasst hatte, mit der Absicht heraus, auch die halachischen Entscheide, die in den sefardischen Gemeinden angenommen wurden, zu verzeichnen. Dem fügte er auch noch Psakim hinzu, die aufgrund der moderneren Technologien seiner Zeit notwendig geworden waren. Den ersten Teil konnte er noch zu seiner Lebzeit erfolgreich fertigstellen, die anderen Teile wurden durch andere Rabanim vervollständigt.
Am Chol Hamoed Sukkot erlitt Raw Refael Baruch einen Herzinfarkt. Danach bereitete er sich auf seinen Tod vor. Als die Chewra Kadischa der Gemeinde von Meknes sich um sein Bett versammelt hatte und das Schma Jisrael mit ihm sagte, starb er. Bei seiner Lewaja nahmen zehntausende Jehudim aus dem ganzen Land teil. Er wurde in Bne Brak, in der Nähe von Raw Josef Schlomo Kahanaman begraben.
Hinweis
Der Artikeltext beruht in weiten Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 30. August 2013, Seite 51.
Personendaten | |
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NAME | Toledano, Refael Baruch |
KURZBESCHREIBUNG | ultraorthodoxer Rabbiner |
GEBURTSDATUM | 1890 |
GEBURTSORT | Meknes |
STERBEDATUM | 1970 |
STERBEORT | Bne Brak |
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