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Ringelpiez
Ringelpiez, auch Ringelpietz, oft in der Redewendung Ringelpiez mit Anfassen, oder Ringelreih(e)n beziehungsweise Ringelreigen beschreibt einen ausgelassenen, meist spontanen Kreistanz ohne feste Form.
Spiel
Dabei wird häufig ein Kinderreim in der Art wie
„Ringelringelreihen,
wir sind der Kinder dreien,
wir sitzen unterm Hollerbusch,
und machen alle Huschhuschhusch!
Ringel, Ringel, Rosen!
Schöne Aprikosen!
Veilchen blau, Vergißmeinnicht!
Alle Kinder setzen sich! Kikeriki!“
gesungen.
Die Brüder Grimm schreiben dazu in ihrem Standardwerk, dem Deutschen Wörterbuch „...die kinder fassen sich bei den händen, so dasz sie einen kreis bilden und tanzen einen ringelreihen. wie beim mittelalterlichen reien wird hierzu gesungen. andere ringelreihen haben mehr den character eines spieles. die zum ringelreihen gesungenen kinderreime beginnen mit rufen, wie ringla ringla reiha.“[1]
Geschichte
Der Volksliedforscher Franz Theodor Magnus Böhme (1827-1898) beschreibt in seinem Buch Deutsches Kinderlied und Kinderspiel dass die von den Kindern getanzt und gespielten Ringelreigen mit Hinfallen oder Niederkauern „von Altertumsforschern (Müllenhoff, Wilhelm Mannhardt] (1831-1880) etc.) für Überreste alter Opfertänze gehalten“ (werden). „Daraus erklärt sich wohl das Niederbeugen oder Niederfallen im Kinderreigen, das vormals bei gewissen Zeremonien der Götteranrufung, ähnlich wie das Knien beim Gebet, stattgefunden haben mag.“[2]
Bezeichnung
Ringelpiez ist dabei aus dem deutschen Wort Ringel (vergleiche auch Kringel) für Kreis und slawisch pěti für singen zusammengesetzt. Ringel-reihen ist lediglich eine andere Variante des Wortes Reigen für Kreistanz.
Weitere Bedeutungen
- Vor allem die tautologische Redewendung Ringelpiez mit Anfassen (Ringelpiez beinhaltet bereits das Anfassen) wird daneben auch entweder als etwas Anzügliches angesehen oder abwertend für zuweilen als kindisch oder langweilig empfundene Tanzveranstaltungen (oder im weiteren Sinne Gruppenunternehmungen) verwendet.
- Ferner werden auch ungewollte oder zum Spaß gemachte Dreher und Kreisfahrten von Fahrzeugen am Boden als Ringelpiez bezeichnet.
- Berührt die Tragfläche eines Flugzeuges beim Startlauf oder beim Ausrollen nach der Landung den Boden, kann es bei höheren Geschwindigkeiten zu einer abrupten Drehung des Flugzeuges um den Berührungspunkt bis hin zum Überschlag kommen. Dieser Vorgang, der zur Vermeidung größerer Schäden bei Außenlandungen von Segelflugzeugen gelegentlich auch bewusst herbeigeführt wird, wird in der Fliegersprache in Anlehnung an den hier beschriebenen Kreistanz Ringelpiez genannt. Für weitere Informationen siehe Ringelpiez (Luftfahrt).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wörterbuch der Brüder Grimm
- ↑ Ringelreihen mit Niederfallen auf Volksliedarchiv.de, abgerufen am 24. Juni 2010
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ringelpiez aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |