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Rotraud Ries

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Dr. Rotraud Ries (* 1956) ist Historikerin, Autorin und Spezialistin für deutsch-jüdische Geschichte und ihre Vermittlung. Von 2009 bis 2022 leitete sie das Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken.

Leben und Wirken

Ries studierte mittelalterliche Geschichte, neuere Geschichte, Judaistik und Ev. Theologie in Münster/Westf. mit dem Abschluss Magistra Artium. Die anschließende Dissertation befasste sich mit der jüdischen Regionalgeschichte in Niedersachsen in der Zeit der Krise und des Wandels im 15. und 16. Jahrhundert. Parallel arbeitete Ries im Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster. Es folgten zwei wissenschaftliche Projekte an den Universitäten Darmstadt und Düsseldorf, die sich mit der jüdischen Wirtschaftselite in der Frühen Neuzeit und ihren Akkulturationsprozessen im Übergang zur Moderne beschäftigten. Ries gründete und leitet zusammen mit KollegInnen das Interdisziplinäre Forum „Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit“ [1], einen seit 2000 jährlich tagenden Arbeitskreis.

Die Vermittlung jüdischer Geschichte stand im Zentrum eines Projekts am Jüdischen Museum Berlin. Hier hatte Rotraud Ries die Content-Leitung für die Entwicklung eines Multimediaguides für die Dauerausstellung inne. Seit September 2009 führt Ries das Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken (JSZ), wo es ebenfalls zentral um die Vermittlung der langen jüdischen Geschichte und Kultur in der Region geht. Hierfür hat sie mit klassischen Formaten wie Print-Publikationen, Vorträgen, Lesungen und Ausstellungen gearbeitet. Hinzu kamen jedoch mehr und mehr flexible online-Informationsangebote zur jüdischen Bevölkerung Unterfrankens im 20. Jahrhundert bis hin zu zwei eigenen Apps auf der Seite des unterfrankenweiten Gedenkprojekts „DenkOrt Deportationen“. [2] Sie widmen sich der jüdischen Geschäftswelt an der Würzburger Kaiserstraße sowie dem Deportationsgeschehen aus Sicht der Betroffenen. Auf der Seite werden darüber hinaus Kurzbiographien aller 2 069 Opfer der Deportationen aus Unterfranken angezeigt und die jüdischen Gemeinden und Wohnorte, aus denen sie kamen, vorgestellt.

Forschungsgebiete

Sie hat umfangreich zur Regionalgeschichte sowie zur Sozial- und Kulturgeschichte der jüdischen Bevölkerung des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit publiziert. Seit 2009 steht der gesamte Zeitraum jüdischer Geschichte im Raum Unterfranken im Zentrum ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Sie hat sich mit dem Landjudentum, mit Biographie- und Familiengeschichte, mit den NS-Verfolgungen sowie der Erinnerungskultur befasst. Und jenseits der Printmedien umfangreiche online-Angebote konzipiert und umgesetzt.

Mitgliedschaften

  • Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden (seit 1992 als Mitglied und seit 2001 im Beirat)
  • Beirat der Zeitschrift „Aschkenas“ (seit 1994)
  • Vereinigung für Jüdische Studien (seit 1996 als Mitglied und von 2003 bis 2009 im Beirat)
  • Vorstand von „Kulturen in der Region e.V.“ in Herford (1996-2001)
  • Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft des Leo-Baeck-Instituts in der Bundesrepublik Deutschland (seit 1998)
  • Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen (seit 2000) sowie in deren AK „Geschichte der Juden“ (seit 1999)
  • Beirat des Jüdischen Museums Franken (seit 2013)
  • Stadtgeschichtlicher Beirat des Museums für Franken (seit 2017)

Publikationen (Auswahl)

  • Erinnern an die jüdischen Deportierten aus Unterfranken. Die Projekte Erinnerungsweg und DenkOrt Deportationen, in: Erinnern als vielstimmiges Stadtgespräch. Projekte und Initiaitven zur Gedenk- und Erinnerungskultur in Würzburg, hg. v. Kulturreferat d. Stadt Würzburg. Konzept und Redaktion: Bettina Keß, Würzburg 2021, S. 88-97; Erinnern und Begegnen – Die Besuchswoche für ehemalige Würzburger Jüdinnen und Juden (April 2012), S. 98-103; Erinnern an jüdische Geschäftsleute, Ärzte und Rechtsanwälte. Die Stele an der Kaiserstraße, S. 124-127.
  • Landjudentum als Kultur der Juden in Unterfranken, in: Wolfgang Kraus/ Hans-Christoph Dittscheid/ Gury Schneider-Ludorff (Hgg.), Mehr als Steine ... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band III: Unterfranken, T. 2,1, Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1-9.
  • Jehuda Amichai und Ruth Hanover. Eine Kinderfreundschaft mit literarischem Nachhall. Lesung, in: Eric Hilgendorf/Daniel Osthoff (Hgg.), Erinnerung als Ausweg. Beiträge zu Jehuda Amichais Roman "Nicht von jetzt, nicht von hier", Würzburg 2019, S. 77-120.
  • Erinnern und Gedenken in Unterfranken. Zur Gegenwart jüdischer Vergangenheit in einer ländlichen Region, in: "Sieben Kisten mit jüdischem Material". Von Raub und Wiederentdeckung 1938 bis heute. Katalog, hg. vom Jüdischen Museum München / Museum für Franken in Würzburg, Berlin/ Leipzig 2018, S. 24-39.
  • Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken. Ein Porträt, in: nurinst 2018. Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts 9 (2018), S. 153-165.
  • Dichtung und Wahrheit - Eine biographische Gegenüberstellung zu Jakob Wassermann. Lesung in der Marienkapelle, der ehemaligen Synagoge in Sommerhausen, in: Eric Hilgendorf/Daniel Osthoff/ Martina Weis-Dalal (Hgg.), Vernunft gegen Hexenwahn. Beiträge zu Jakob Wassermanns Erzählung "Der Aufruhr um den Junker Ernst", Würzburg 2017, S. 25-48.
  • Die jüdische Gemeinde – Spuren im Stadtraum, in: Atlas Würzburg. Vielfalt und Wandel der Stadt im Kartenbild, hg. von Barbara Hahn/ Roland Baumhauer/ Dorothea Wiktorin und der Stadt Würzburg, Köln 2016, S. 52-55.
  • Landjudentum als kulturelles System? Beobachtungen aus Unterfranken, in: Sigrid Hirbodian/ Torben Stretz (Hgg.), Juden und ländliche Gesellschaft in Europa zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit (15.- 17. Jahrhundert). Kontinuität und Krise, Inklusion und Exklusion in einer Zeit des Übergangs, Wiesbaden 2016 (Forschungen zur Geschichte der Juden A 24), S. 161-185.
  • Mitten unter uns. Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Die Wanderausstellung im Buch. Unter Mitarbeit von Rebekka Denz, Würzburg 2015.
  • Seligsberger - Eine jüdische Familie und ihr Möbel- und Antiquitätenhaus. Begleitpublikation zur Ausstellung im Johanna-Stahl-Zentrum und im Mainfränkischen Museum Würzburg, 28.10.2015 - 18.03.2016. Unter Mitarbeit von Nina Gaiser, Bettina Keß und Claudia Lichte, Würzburg 2015.
  • Deportationen und Erinnerungsprozesse in Unterfranken und an den Zielorten der Transporte, hg. zus. mit Elmar Schwinger, Würzburg 2015 (Schriften des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, Bd. 1).
  • jung - jüdisch - unerwünscht. Jüdische Kinder und Jugendliche aus Unterfranken zwischen 1920 und 1950. Begleitheft zur Ausstellung im Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, Würzburg, 12. April bis 13. Oktober 2013, zus. mit Stefanie Neumeister, Würzburg 2013.
  • Selbstzeugnisse und Ego-Dokumente frühneuzeitlicher Juden in Aschkenas. Beispiele, Methoden und Konzepte [m. 23 Abb.], hg. zus. mit Birgit E. Klein. Unter Mitarbeit von Désirée Schostak, Berlin 2011 (minima judaica 10).
  • Juden - Christen - Juden-Christen. Konversionen in der Frühen Neuzeit, Themenschwerpunkt, hg. zus. mit Jutta Braden, in: Aschkenas 15/2, 2005 (2006), S. 257-433.
  • Hofjuden - Ökonomie und Interkulturalität. Die jüdische Wirtschaftselite im 18. Jahrhundert, hg. zus. mit J. Friedrich Battenberg, Hamburg 2002 (Hamburger Beiträge zur Geschichte der Deutschen Juden 25).
  • Jüdisches Leben in Niedersachsen im 15. und 16. Jahrhundert, Hannover 1994 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 35; Quellen und Untersuchungen zur allgemeinen Geschichte Niedersachsens in der Neuzeit 13).

Gesamtverzeichnis der Publikationen auf den Seiten des JSZ: Publikationen

Siehe auch

Quellen

Hinweise

Artikelherkunft

Dieser Artikel wurde dem WürzburgWiki] entnommen