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Roussillon
Das Roussillon [ʀusiˈjɔ̃] (katalanisch Rosselló) ist eine alte Kulturlandschaft und eine historische Provinz im Süden Frankreichs.
Geographie
Städte
Das Roussillon entspricht in etwa dem heutigen Département Pyrénées-Orientales mit der Großstadt Perpignan als Hauptort. Kleinere Städte sind Elne, Collioure, Argelès-sur-Mer, Rivesaltes, Prades, Céret, und Thuir. Von Bedeutung sind überdies die Orte Prats-de-Mollo, Font-Romeu, Vernet-les-Bains u. a.
Berge
Der „heilige Berg“ der Katalanen, der Pic du Canigou, befindet sich gänzlich auf dem Gebiet des Roussillon. Der Pic de Costabonne markiert etwas weiter südwestlich die Grenze zwischen Katalonien und Frankreich. Das Massif des Albères bildet den östlichsten Ausläufer der Pyrenäen.
Flüsse
Das Fenouillèdes und der Norden des Roussillon werden vom Küstenfluss Agly entwässert. Die Täler der weiter südlich verlaufenden Küstenflüsse Têt und Tech verbreitern sich am Ostfuß des Canigou-Massifs zu einer sehr fruchtbaren Ebene mit Mittelmeerklima und üppiger Vegetation, der ein aus Schuttmassen aufgebauter, flacher Küstenstreifen vorgelagert ist, der mit der nordwärts anschließenden Lagunenküste die Côte Vermeille bildet. Ganz im Süden entwässert die Massane das Massif des Albères.
Wirtschaft
Traditionell spielt die Landwirtschaft, darunter auch Obst- und Weinbau (hier sind besonders zu erwähnen die Süßweine Banyuls, Maury und Muscat de Rivesaltes), immer noch die wichtigste Rolle im wirtschaftlichen Leben des Roussillon; seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Tourismus als stetig bedeutsamer werdender Wirtschaftsfaktor hinzugekommen.
Geschichte
Wie viele Zeugnisse aus der Zeit der Megalithkulturen beweisen, war das Gebiet bereits in der Jungsteinzeit besiedelt.
Für die Region namensgebend war die mittelalterliche Grafschaft Roussillon am Nordrand der Pyrenäen am Mittelmeer. Sie war eine der historischen Katalanischen Grafschaften, die unter Karl dem Großen geschaffen wurde, um als Teil der „Spanischen Mark“ das Fränkische Reich gegen die Mauren auf der Iberischen Halbinsel zu schützen.
Im Mittelalter war das Gebiet des Roussillon zwischen der französischen und der aragonesischen Krone umstritten; zahlreiche Burgen wurden gebaut. Der Vertrag von Corbeil (1258), in welchem der französische König Ludwig IX. seine Gebietsansprüche auf das Roussillon an Jaume I. von Aragón abtrat, sorgte längere Zeit für Rechtssicherheit. Im Jahr 1276 erbte dessen jüngerer Sohn Jaume II. das bereits 1229 von seinem Vater nach der Eroberung der Baleareninsel ins Leben gerufene Königreich Mallorca und gliederte ihm die ebenfalls zu seinem Erbteil gehörenden Grafschaften Roussillon und Cerdagne sowie die Stadt und das Umland von Montpellier an. Das Königreich Mallorca hatte jedoch nur bis zum Jahr 1344 Bestand; dann wurde es – mit Ausnahme Montpelliers, das an Frankreich fiel – wieder der Krone Aragóns angegliedert. Von 1462 bis zum Vertrag von Barcelona (1493) war das Roussillon jedoch als Pfand an die französische Krone übereignet.
Durch den zwischen Ludwig XIV. und Philipp IV. von Spanien geschlossenen Pyrenäenfrieden von 1659 wurde die Grafschaft Rosselló gemeinsam mit den anderen Grafschaften in Nordkatalonien vom restlichen Katalonien abgetrennt und Frankreich zugesprochen. Das „Ancien Régime“ Frankreichs fasste das gesamte Gebiet zu einer neuen Provinz zusammen und benannte diese nach der Grafschaft Roussillon. Dem Gebiet der ehemaligen Grafschaft entspricht heute noch in etwa die Comarca Rosselló. Deren Grenzen decken sich jedoch nicht mit den heutigen Verwaltungsgrenzen und haben im Gegensatz zu den katalanischen Comarques keine administrative Funktion.
Im Verlauf der Französischen Revolution wurde das französische Staatsgebiet in Départements untergliedert; in den Jahren 1790/91 wurde die historische Provinz Roussillon aufgelöst und durch das Département Pyrénées-Orientales ersetzt, das neben dem Roussillon auch noch das ehedem zur Provinz Languedoc gehörende Fenouillèdes umfasst. Der Name Roussillon wird heute als Teil der Bezeichnung der Region Languedoc-Roussillon, zu der das Département Pyrénées-Orientales gehört, wieder offiziell verwendet.
Kultur
Sprache
Der Gebrauch der Katalanischen Sprache (català), der ursprünglichen Sprache des Roussillon, wurde durch ein Edikt Ludwigs XIV. aus dem Jahr 1700 verboten und anschließend weitestgehend durch Französisch verdrängt. Französisch ist die alleinige Amtssprache, während Katalanisch nur als Wahlfach an Schulen und der Universität Perpignan unterrichtet und durch Privatinitiative gepflegt wird.
Kunst
Katalonien war im Mittelalter eine der führenden Kulturregionen Europas; im Roussillon befinden sich die bedeutenden Abteien Saint-Michel-de-Cuxa und Saint-Martin du Canigou, die Prioratskirchen von Marcevol und Serrabone sowie die Bischofskirchen von Elne und Perpignan. Die figürlich gestalteten Türstürze der Kirchen von St-André-de-Sorède und St-Génis-des-Fontaines stehen am Beginn der romanischen Skulptur in Europa; über die Grenzen des Roussillon hinaus berühmt ist der namentlich nicht bekannte Meister von Cabestany, der im 12. Jahrhundert wirkte. Einige Kirchen beherbergen noch die für Frankreich ansonsten untypischen riesigen bemalten und/oder geschnitzten Altarretabel des Spätmittelalters, der Renaissance und des Barock. Das Fort von Salses entstand in der Zeit um 1500 und steht architekturgeschichtlich für den Übergang von den mittelalterlichen Burgen zu neuzeitlichen Festungsanlagen.
Literatur
Berühmtester Dichter Kataloniens war Jacint Verdaguer (1845–1902); nach einer Reise durch das Roussillon im Jahr 1886 entstand unter dem Titel Canigó das „Nationalepos der Katalanen“.
Weblinks
- Roussillon, Geschichte und Kunst – Fotos + Infos (französisch)
- Galerie mit historischen Postkarten aus dem Roussillon
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Roussillon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |