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Rudolf Lill
Rudolf Lill (* 12. Oktober 1934 in Köln; † 18. Juli 2020[1]) war ein deutscher Neuzeithistoriker, dessen Leben und Werk eng mit Italien verbunden war.
Leben
Rudolf Lill wurde 1962 an der Universität zu Köln mit einem Thema über die Beilegung der Kölner Wirren von 1840 bis 1842 promoviert. Seine akademischen Lehrer waren Hubert Jedin, Theodor Schieder und Hans Martin Klinkenberg. 1961 vermittelte ihn Schieder, der dem Beirat des Instituts angehörte, mit einem sehr positiven Schreiben an das Deutsche Historische Institut in Rom. Lill hatte dort bis 1974 die neu eingerichtete Stelle des wissenschaftlichen Mitarbeiters im Bereich der Neueren Geschichte inne.[2] Lill protestierte damals gemeinsam mit Rosario Romeo, Giuseppe Galasso, Dieter Albrecht und Peter Herde, als der frühere Nationalsozialist Hellmuth Rössler eine Rezension in der Historischen Zeitschrift veröffentlichte und von Schieder gedeckt wurde.[3]
Von 1974 bis 1979 war Lill Wissenschaftlicher Rat und Professor in Köln. Von 1979 bis 1983 lehrte er als ordentlicher Professor an der Universität Passau. Von 1983 bis 1993 war er ordentlicher Professor an der Universität Karlsruhe. Von 1993 bis 1996 war Lill Generalsekretär des deutsch-italienischen Zentrums Villa Vigoni. Von 1996 bis 2000 lehrte er erneut als ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte in Karlsruhe. In Karlsruhe leitete er die Forschungsstelle „Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“. Lill lehrte als Gastprofessor an den Universitäten Rom I, Florenz, Pavia und Dresden. Von 1996 bis 2006 war er Lehrbeauftragter für italienische Geschichte an der Universität Bonn.
Seine Forschungsschwerpunkte waren die deutsche und italienische Geschichte sowie die deutsch-italienischen Beziehungen seit dem 18. Jahrhundert, die Geschichte des Papsttums und die Beziehungen von Kirche und Staat. Die von ihm 1980 veröffentlichte Geschichte Italiens vom 16. Jahrhundert bis zu den Anfängen des Faschismus gilt trotz ihrer katholisch-konservativen Ausrichtung als deutschsprachiges Standardwerk zur Neueren Geschichte Italiens.[4] Als grundlegend gilt auch sein Beitrag Italien im Zeitalter des Risorgimento in dem von Theodor Schieder 1981 herausgegebenen Handbuch der Europäischen Geschichte.[5] Lill veröffentlichte 2002 eine Studie über Südtirol im Nationalsozialismus, zudem Bücher über Die Macht der Päpste, die Geschichte der Widerständler des 20. Juli 1944 und die Weiße Rose.[6] Er war außerdem Präsident der deutsch-italienischen Gesellschaften in Köln von 1985 bis 1993 und in Karlsruhe von 1997 bis 2000. In Interviews äußerte sich Lill immer wieder zur aktuellen politischen Situation in Italien oder zur katholischen Kirche.
Lill wurde mit dem Tiroler Adler-Orden in Silber und dem Komtur im Verdienstorden der Italienischen Republik (Commendatore) ausgezeichnet. Er starb im Juli 2020 im Alter von 85 Jahren.
Schriften
Ein Schriftenverzeichnis erschien in: Wolfgang Altgeld, Michael Kissener, Joachim Scholtyseck (Hrsg.): Menschen, Ideen, Ereignisse in der Mitte Europas. Festschrift für Rudolf Lill zum 65. Geburtstag. UVK Universitäts-Verlag, Konstanz 1999, ISBN 3-87940-683-9, S. 331 ff.
Monografien
- Die Macht der Päpste. Butzon & Bercker, Kevelaer 2011, ISBN 978-3-7666-1543-5.
- Südtirol in der Zeit des Nationalismus. UVK-Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2002, ISBN 3-89669-927-X.
- Geschichte Italiens vom 16. Jahrhundert bis zu den Anfängen des Faschismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06746-0 (ab der 3. Auflage als: Geschichte Italiens in der Neuzeit. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. ebenda 1986, ISBN 3-534-06746-0; 4., durchgesehene Auflage. ebenda 1988).
- Die Beilegung der Kölner Wirren, 1840–1842. Vorwiegend nach Akten des Vatikanischen Geheimarchivs (= Studien zur Kölner Kirchengeschichte. Bd. 6, ZDB-ID 530617-6). Schwann, Düsseldorf 1962 (Zugleich: Köln, Universität, phil. Dissertation vom 18. Mai 1962).
Herausgeberschaften
- Deutschland – Italien, 1943–1945. Aspekte einer Entzweiung (= Reihe der Villa Vigoni. Bd. 3). Niemeyer, Tübingen 1992, ISBN 3-484-67003-7.
- mit Francesco Traniello: Der Kulturkampf in Italien und in den deutschsprachigen Ländern (= Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient. Bd. 5). Duncker & Humblot, Berlin 1993, ISBN 3-428-07709-1.
Literatur
- Wolfgang Altgeld, Michael Kissener, Joachim Scholtyseck (Hrsg.): Menschen, Ideen, Ereignisse in der Mitte Europas. Festschrift für Rudolf Lill zum 65. Geburtstag. UVK Universitäts-Verlag, Konstanz 1999, ISBN 3-87940-683-9.
Weblinks
- Literatur von und über Rudolf Lill im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Rudolf Lill in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Persönliche Seite
Anmerkungen
- ↑ Traueranzeige
- ↑ Jens Petersen: Die Arbeit des DHI Rom im Bereich der neuesten Geschichte. In: Reinhard Elze, Arnold Esch (Hrsg.): Das Deutsche Historische Institut in Rom 1888–1988 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Bd. 70). Niemeyer, Tübingen 1990, ISBN 3-484-82070-5, S. 211–237, hier S. 216.
- ↑ Jens Späth: Wolfgang Schieder 80 Jahre – 40 Jahre Arbeitsgemeinschaft für die Neueste Geschichte Italiens: eine Bilanz. In: H-Soz-Kult, 17. November 2015.
- ↑ Werner Daum, Christian Jansen, Ulrich Wyrwa: Deutsche Geschichtsschreibung über Italien im „langen 19. Jahrhundert“ (1796–1915). Tendenzen und Perspektiven der Forschung 1995–2006. In: Archiv für Sozialgeschichte 47 (2007), S. 455–484, hier S. 456 (Digitalisat).
- ↑ Rudolf Lill: Italien im Zeitalter des Risorgimento. In: Theodor Schieder (Hrsg.): Handbuch der Europäischen Geschichte. Bd. 5, Stuttgart 1981, S. 827–885.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Rudolf Lill gestorben. Abgerufen am 25. Juli 2020.
Personendaten | |
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NAME | Lill, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker |
GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1934 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 18. Juli 2020 |
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