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Taschenuhr

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Taschenuhr mit Sprungdeckel
Hans Holbein der Jüngere (1532)
Der Kaufmann Georg Gisze
Taschenuhr von Peter Henlein
(Germanisches Nationalmuseum)

Eine Taschenuhr (synonym Sackuhr) ist eine Uhr, die an einer Kette in einer Hosen- oder Jackentasche (sog. Fracktaschenuhr) getragen wird. Damen trugen Taschenuhren oftmals auch an einer Kette um den Hals oder an der Taille. Taschenuhren sind heute weitgehend aus der Mode gekommen und durch Armbanduhren ersetzt worden.

Geschichte

Die Entwicklung von Taschenuhren wurde möglich, nachdem im frühen 15. Jahrhundert der Federantrieb erfunden wurde. Die älteste erhaltene Uhr mit Federantrieb (und der zugehörigen Schnecke als Gangregulierung) stammt von circa 1430 und wird als Uhr Philips des Guten von Burgund im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt. Bis zu dieser Zeit waren Uhren ausschließlich durch Gewichte zu betreiben.

Peter Henlein (um 1479–1542) aus Nürnberg hat um 1504 diesen Federantrieb in Verbindung mit einem Hemmmechanismus der Federbremse als einer der ersten in eine tragbare Uhr eingebaut. So konnte er diese auf Taschengröße verkleinern. Diese Taschenuhr hat die Form einer Dose und wurde wohl in einem Beutel getragen. Ein Exemplar findet sich z. B. im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Die „Erfindung“ wurde lange Peter Henlein aus Nürnberg zugeschrieben (um 1504/1509), heute tendiert die Forschung jedoch dazu, eine länger anhaltende Entwicklung anzunehmen, seine Uhren gehören jedoch zu den ältesten erhaltenen Exemplaren. Peter Henleins Beitrag hierzu wird spekulativ verschiedentlich angenommen als Erfinder des Stackfreed. Den Namen Nürnberger Ei haben diese Uhren jedoch nicht, wie noch immer fälschlicherweise behauptet wird, aufgrund ihrer Eiform. Der Name ist vielmehr eine Verballhornung von „Aeurlein“, also Ührlein. Sicher ist jedoch, dass Süddeutschland, vor allem die beiden bedeutenden Handelsstädte Nürnberg und Augsburg, ein Zentrum der frühen Uhrmacherkunst war.

Die älteste Darstellung einer am Körper tragbaren Uhr findet sich auf dem Gemälde Der Kaufmann Georg Gisze von Hans Holbein d. J. (um 1530). Diese Dosenuhren wurden in der Frühzeit vor allem in Süddeutschland, aber auch in Frankreich und wohl in Italien hergestellt. Aus diesen Dosenuhren – die wohl in Beuteln getragen wurden – entstanden zunächst tragbare Halsuhren, die an einer Kette oder Band um den Hals getragen wurden (ab 1530/40). Frühe tragbare Uhren hatten Unrasthemmungen (entweder als Radunrast oder als Löffelunrast). Aufgrund der daraus resultierenden Gangungenauigkeit waren sie durchwegs nur mit einem Zeiger (Stundenzeiger) ausgestattet. Erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die ersten Taschenuhren mit Spindelhemmung hergestellt und dann auch mit einem Minutenzeiger ausgestattet. Exemplare aus dem 16. Jahrhundert sind sehr selten und nur in bedeutenden Uhrensammlungen zu finden.

Die meisten älteren Taschenuhren (man schätzt über 80 %) sind unsigniert, da das Anbringen von Firmennamen und Firmenlogos bis ins 19. Jahrhundert unüblich war. Sie können heute oft nur aufgrund spezifischer Bauarten oder Gravuren bestimmten Manufakturen zugeordnet werden.

Gehäuse-Bauformen

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts waren Uhrengehäuse tragbarer Uhren normalerweise dosenförmig oder kugelförmig (seltener auch oval), später wurde die Wandung bauchiger und schließlich entstand die uns noch heute geläufige, flache Form der Taschenuhr. Daneben existierten aber vor allem am Ende des 16. Jahrhunderts Formuhren in vielfältigen Formen von Kreuzen, Muscheln und Sternen, aber gelegentlich auch Totenschädeln und andere.

  • Bisamapfeluhr die älteste sicher nachweisbare Bauform (ab ca. 1520), in Form einer kleinen Kugel mit innen liegendem Zifferblatt und Werk
  • Dosenuhr frühe Bauform (ab ca. 1530), in Form einer kleinen Dose ohne Deckel. Verwendbar als Tischuhr und tragbar in einem Beutel
  • Halsuhr in Form einer kleinen flachen Dose mit einem durchbrochenen Metalldeckel und Ring zum Tragen an einem Band um den Hals, später (ab 1590) auch mit einem Bergkristalldeckel
  • Kreuzuhr eine von vielen Formvarianten des Gehäuses, die ab dem Ende des 16. Jahrhunderts bis Ende des 17. Jahrhunderts in Mode waren
  • Savonnette mit Sprungdeckel, die Aufzugskrone sitzt seitlich.
  • Halbsavonnette
  • Lépine ohne Deckel, die Aufzugskrone sitzt oben.
  • Flieger-Taschenuhr mit um 180° verdrehtem Zifferblatt, da die Uhr im Flugzeug über Kopf eingehängt wurde (Doxa, Stowa)
  • Frackuhr mit geringer Größe und einer besonders flachen Bauweise

Statussymbol

Maria Theresia von Spanien („mit den zwei Uhren“)

Kunstvoll gearbeitete Taschenuhren waren (und sind teilweise immer noch) ein Symbol für Reichtum und Noblesse. Früher war der Erwerb einer Taschenuhr nur sehr Begüterten möglich, die sich oftmals auch damit darstellen ließen, etwa wie Maria Theresia von Spanien im 17. Jahrhundert vom Maler Diego Velázquez, die auf dem Bild mit gleich zwei Taschenuhren abgebildet ist.

Auf vielen anderen Porträts bis ins 20. Jahrhundert ist nur noch die, meist kunstvoll gestaltete, Taschenuhrenkette sichtbar. Mit dieser wurde die Taschenuhr an der Hose oder am Wams befestigt.

Siehe auch

Isochronismus, Schwesternuhr

Literatur

  • Catherine Cardinal: Die Zeit an der Kette [...]. Klinkhardt und Biermann, München 1985, ISBN 978-3-7814-0254-6.
  • Adolphe Chapiro: Taschenuhren. Aus vier Jahrhunderten. Callwey, München 1995, ISBN 978-3-7667-1171-7.
  • Reinhard Meis: Taschenuhren. Von der Halsuhr zum Tourbillon. 4. Auflage. Callwey, München 1999, ISBN 978-3-7667-1396-4.

Weblinks

 Commons: Taschenuhren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Taschenuhr aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.