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Kittel

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Dieser Artikel behandelt das Kleidungsstück Kittel, zu weiteren Bedeutungen siehe Kittel (Begriffsklärung).
Medizinisches Personal im weißen Kittel bei einer Kreislaufuntersuchung (1975)

Kittel beschreibt ein mantelartiges Kleidungsstück aus leichtem Stoff, das zum Schutz oder aus hygienischen Gründen hauptsächlich bei der Arbeit getragen wird oder eine weite, hemdartige Bluse, die über Rock oder Hose getragen wird. Im Süddeutschen und in der Schweiz entspricht es einem Jackett sowie im Bairischen und Österreichischen veraltet auch einem Damenrock.[1]

Etymologie

Kittel als ‘hemdartiges Oberbekleidungsstück, Arbeitsmantel, Schürze’, mhd. kitel, kittel für ‘leichtes Oberhemd für Männer und Frauen’ oder mnd. kēdel, keddel, mnl. keel, kidel, kēdel ‘weites, kurzes Oberkleid’, wird meist als Ableitung von einem aus dem Arabischen quṭunBaumwolle’ (vgl. Kattun) entlehnten Wortes aufgefasst. De Vries sah dagegen eine Verbindung zum Niederländischen kiele ‘Schürze, oberer Teil der Hose’. Dabei sei eine Bedeutungsentwicklung von ‘keilförmiger Hoseneinsatz’ über ‘Oberteil der Hose’ zu ‘Schürze, Kittel’ vorauszusetzen. Beide Herleitungsversuche sind unsicher und die bis ins 18. Jahrhundert übliche Schreibung Küttel als volksetymologisches Deminutivum unter Anlehnung an Kutte aufzufassen.[2] Im Jiddischen steht der Kittel für einen weißen Übermantel, der von Männern an hohen Feiertagen wie Jom Kippur getragen wird. Auch als Totenhemd wird der Kittel getragen.

Material

In den 1960er Jahren kam als Material Polyamid (Markenname Nylon) in Gebrauch. Es war billig in der Herstellung und bügelfrei. Nachteilig ist die fehlende Atmungsaktivität. Mit sinkenden Preisen für andere Stoffe kamen andere Materialien (vor allem Baumwolle oder Baumwollmischgewebe) in Gebrauch. Nylonkittel sind daher nahezu vollständig vom Markt verschwunden. Es wird zuweilen noch für Färberschürzen im Friseurhandwerk oder wegen seiner antistatischen Eigenschaften in der Tierpflege oder bestimmten Laborbereichen genutzt. In der DDR nannte man das dort produzierte Polyamid Dederon und fertigte bis zum Untergang des Landes Damenkittel daraus. Auf vielen ostdeutschen Wochenmärkten werden noch Dederonkittel angeboten.

Berufskleidung

In der Schweiz und im süddeutschen Sprachraum, genauer hauptsächlich im Badischen, Schwäbischen, Unterfränkischen und Pfälzischen wird der Begriff häufig anstatt Jacke verwendet. Im sonstigen deutschen Sprachraum ist mit Kittel eher die Berufskleidung wie zum Beispiel Arbeitskittel, Laborkittel oder Arztkittel[3] gemeint. Er wird sowohl von Frauen wie auch Männern getragen, ist häufig aus weißer Baumwolle, kann aber auch farbig und gemustert sein. Im Gesundheitswesen kann alternativ auch ein Kasack getragen werden.

Der Arbeitskittel ist vorne offen und wird meist mit Knöpfen geschlossen, aber es kommen auch Wickelkonstruktionen mit Bändern vor. Es gibt auch Kittel, die vorne geschlossen sind und im Rücken mit Knöpfen geschlossen werden (Rückenschlusskittel). Es gibt hinten geknöpfte Kittel mit durchgehender Knopfleiste, oder solche, die im oberen Rückenteil mit 3 Knöpfen geschlossen werden und im unteren Bereich offen sind. Im medizinischen Bereich waren Rückenschlusskittel mit 3-Knopf-Verschluss bis in die 1970er Jahre weit verbreitet. In der DDR gab es ihn bis in die 1990er Jahre als hinten durchgehend geknöpfte Variante. Bei Zahntechnikern finden diese Kittel heute noch Verwendung.

Kittelschürze

Frau mit Kittelschürze

Als Kittelschürze[4] oder Kleiderschürze bezeichnet sind sie eine Weiterentwicklung der Schürze. Sie schützt nicht nur größere Teile des Körpers, sondern bietet unter Arbeitsschutzaspekten Vorteile: Sie liegt enger am Körper an und hat keine Bänder oder flatternden Teile, die in Maschinen gelangen oder irgendwo hängen bleiben können. Für die Arbeit im Haushalt oder Bauernhof etablierten sich vor allem ärmellose Kittel oder solche mit kurzem Arm. Langärmlige Kittel finden sich vor allem dort, wo entsprechender Schutzbedarf besteht, sie werden oft als Berufs- oder Labormäntel bezeichnet.

Insgesamt werden immer weniger Kittel angeboten. Im Haushaltsbereich tragen ältere Frauen noch Kittel aus alter Gewohnheit.

Kittel im Judentum

Mit dem jiddischen Begriff Kittel (קיטל‎) ist ein weißleinenes Gewand gemeint, das bei religiösen Juden an Feiertagen in der Synagoge oder zu Hause getragen wird. Ergänzt wird der Kittel durch den Tallit (Gebetsschal). Besonders ist es am Versöhnungstag üblich, dass Männer den Kittel tragen. Dieser Brauch basiert auf einem Vers im Buch des Propheten Jesaja: »Wenn eure Sünden rot wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiß werden« (1,18). Es ist im Judentum auch üblich, im Kittel bestattet zu werden. Für den Kittel als Sterbekleid ist auch das Wort "Sargenes" bekannt.[5]

Jüdischer Kittel

Einzelnachweise

  1. Kittel, der, duden.de, abgerufen am 2. März 2013
  2. Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer, online in DWDS, abgerufen am 2. März 2013
  3. Augustin Cabanès: Le Costume du Medicin en France. Longuet, Paris 1921.
  4. https://www.duden.de/rechtschreibung/Kittelschuerze
  5. Noemi Berger: Die Farbe Weiß symbolisiert im Judentum sowohl Reinheit als auch Heiligkeit, in: Jüdische Allgemeine vom 27.6.2016. URL: https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/weiss/

Weblinks

Wiktionary: Kittel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kittel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.