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Syntax

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Dieser Artikel behandelt die Syntax im allgemeinen Sinn; zur gleichnamigen Schriftart siehe Syntax (Schriftart); zur gleichnamigen britischen Band siehe Syntax (Band).

Unter Syntax (von altgriechisch σύνταξις ['syntaksis] σύν: „zusammen“, τάξις: „Ordnung, Reihenfolge“) versteht man in einem allgemeinen Sinn den Aspekt von natürlichen oder künstlichen Zeichensystemen, dass sie Regeln zur Kombination von elementaren Zeichen zu zusammengesetzten Zeichen vorsehen. Die Zusammenfügungsregeln der Syntax stehen dann vor allem den Interpretationsregeln der Semantik gegenüber.

Insbesondere versteht man unter Syntax ein Teilgebiet der Grammatik natürlicher Sprachen, das den Aufbau von Sätzen aus elementareren Bausteinen (Wörtern bzw. Wortgruppen) behandelt, also die Satzlehre. Die Syntax wird in der Regel dann unterschieden von der Morphologie (Linguistik), die den inneren Aufbau der Wörter behandelt (obwohl auch dieser sich als die Zusammenfügung von Elementen darstellen kann).

Ebenso wie der Begriff Grammatik, kann sich der Begriff "Syntax" auf die Struktureigenschaften von Zeichensystemen selbst oder auf die theoretisch-wissenschaftliche Beschreibung dieser Struktureigenschaften beziehen.[1]

Die Syntax von Zeichensystemen allgemein

Die Semiotik wird seit Charles W. Morris eingeteilt in Syntaktik, Semantik und Pragmatik. Die Syntaktik wird oft fälschlicherweise mit Syntax gleichgesetzt. Die Unterschiede zwischen Syntaktik und Syntax beruhen darauf, dass Morris von einem trilateralen Zeichenmodell ausgeht und die Syntaktik nur auf den Signifikanten anwendet. Im Gegensatz dazu geht Ferdinand de Saussure von einem bilateralen Zeichen aus und meint mit Syntax die Art der „Verbindung von Signifikant und Signifikat“ beim Sprechakt, der Parole.[2] Folglich hat Morris' Syntaktik nichts mit der Bedeutung bzw. Funktion der Zeichen zu tun, sondern nur mit der Aneinanderreihung der Signifikanten. Saussures Syntax hingegen hat durchaus semantische/funktionale Aspekte.

Die Syntax sprachlicher Zeichensysteme

Der Ausdruck Syntax wird für natürliche und formale Sprachen verwendet. Das Verhältnis zwischen natürlicher und formaler Syntax wird unterschiedlich gesehen. Für den Logiker Richard Montague („Universal Grammar“, 1970) bestand kein prinzipieller Unterschied.

Die Syntax natürlicher Sprachen (natürliche Syntax)

Stellung der Syntax in der Grammatik

Bezogen auf natürliche Sprachen ist die Syntax eine der beiden Abteilungen der Grammatik; die andere ist Morphologie. Die Abgrenzung zwischen ihnen nimmt im allgemeinen auf Komplexitätsebenen der grammatischen Struktur sprachlicher Ausdrücke Bezug: Vom minimalen Sprachzeichen (Morphem) wie frag über den Stamm wie befrag bis zur Wortform wie befragst ist die Morphologie zuständig. Von da an die Komplexitätsebenen aufwärts, also vom Syntagma wie den Kandidaten befragst über den einfachen Satz wie (wenn) du den Kandidaten befragst bis zum zusammengesetzten Satz wie halt dich zurück, wenn du den Kandidaten befragst, ist die Syntax zuständig. Für die Syntax ist die Wortform eine Ganzheit, mit deren innerer Struktur syntaktische Regeln nichts zu schaffen haben; diese müssen nur "wissen", welchen syntaktisch relevanten morphologischen Kategorien die Wortform überhaupt angehört. So bestimmt z. B. eine syntaktische Regel, dass das Prädikatsverb in wenn du den Kandidaten befragst in Kongruenz mit seinem Subjekt in der zweiten Person Singular steht. Wie aber diese Form (bei diesem Verb) lautet, darum kümmert sich die Morphologie (wenn das Verb z. B. hereinlässt wäre, so wiese es -- im Gegensatz zu befragst -- Umlaut auf).

Die Abgrenzungsprobleme zwischen Syntax und Morphologie kann man u.a. ermessen an phrasalen Komposita wie hinuntergehen (ein oder zwei Wörter?) oder reitende Artilleriekaserne (das Attribut reitend gehört zu Artillerie, das aber seinerseits Bestandteil eines anderen Wortes ist). Auch die Derivation, die als Teil der Wortbildung zur Morphologie gehört, hat syntaktische Aspekte. So ist Befragung von der Basis befrag abgeleitet. Aber in dem obigen Beispiel hat der Nebensatz wenn du den Kandidaten befragst eine paradigmatische Beziehung zu der Alternative bei deiner Befragung des Kandidaten, die sowohl in traditionellen als auch in zeitgenössischen Theorien der Syntax als syntaktische Beziehung aufgefasst wird.

Satzsyntax, Wortsyntax, Textsyntax

Im herkömmlichen Sinn bedeutet Syntax die Lehre vom Satz (Lehre vom (korrekten) Satzbau) bzw. den Satzbau selbst. Die Syntax als Teil der Grammatik behandelt die Muster und Regeln, nach denen Wörter zu größeren funktionellen Einheiten wie den soeben genannten zusammengestellt und Beziehungen wie Teil-Ganzes, Abhängigkeit etc. zwischen diesen Satzgliedern formuliert werden.

Außer dieser satzzentrierten Perspektive (Satzsyntax) spricht man auch in einem weiteren[3] Sinn von einer intraverbalen Syntax[4] oder Wortsyntax[5] (auch: Wort-Syntax[6]), die kombinatorische Regeln in der Morphologie untersucht, und von einer Text-Syntax, die sich mit den Regeln der Kombination von Sätzen zu Texten befasst. Der Gebrauch des Wortes Syntax, in dem Syntax koextensiv mit Grammatik ist (also die Morphologie entweder einschließt oder der Phonologie zuschlägt), findet sich vor allem in der englischsprachigen Linguistik sowie in der Theorie formaler Sprachen (in denen Morphologie keine Rolle spielt).

Theorien der Satzsyntax

In der Linguistik besteht eine Vielfalt und Konkurrenz von Syntaxmodellen, Theorien und Schulen. „Jedes der vorgestellten Modelle hat seine Stärken und Schwächen.“[7] Neben den Modellen der traditionellen Schulgrammatik wird die Syntax anhand hypothetischer universeller, angeborener Formprinzipien (Noam Chomsky) oder ihres kommunikativen Zwecks (Funktionale Syntax) oder ihrer Rolle beim Aufbau von komplexen Bedeutungen (logische Semantik, Montague- bzw. kategoriale Grammatik) untersucht. Zahlreiche solche Modelle sind im Artikel Syntaxtheorie aufgeführt. Zu den wichtigeren zählen:

Die syntaktische Struktur eines natürlichsprachlichen Satzes wird in diesen Modellen verschieden dargestellt. Die Varianten der Phrasenstrukturgrammatik stellen sie in Form eines Strukturbaums dar, welcher die Teil-Ganzes-Beziehungen der Konstituenten des Satzes graphisch wiedergibt. Die Dependenzgrammatik stellt sie in Form eines Stemmas dar, welches die Abhängigkeiten zwischen den Wörtern wiedergibt.[8]

Die Syntax formaler Sprachen (formale Syntax)

Unter der Syntax einer formalen Sprache (formale Syntax) – wie etwa Programmiersprachen in der Informatik oder Kalküle in der Logik – versteht man ein System von Regeln, nach denen erlaubte Konstruktionen bzw. wohlgeformte Ausdrücke aus einem grundlegenden Zeichenvorrat (dem Alphabet) gebildet werden[9] – wobei von der inhaltlichen Bedeutung der Zeichen abgesehen wird bzw. werden kann.

Eine formale Syntax kann graphisch mittels Syntaxgraphen beschrieben werden.

Siehe auch

Literatur

  • Karl-Dieter Bünting, Henning Bergenholtz: Einführung in die Syntax. Grundbegriffe zum Lesen einer Grammatik. (= Athenäums Studienbücher. Sprachwissenschaft. Studienbuch Linguistik). 2., überarbeitete Auflage. Athenäum, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-610-02194-2.
  • Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien (= UTB. Sprachwissenschaften 3319). 5., durchgesehene Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8252-3319-8.
  • Bernhard Engelen: Einführung in die Syntax der deutschen Sprache. 2 Bände (Bd 1: Vorfragen und Grundlagen. Bd. 2: Satzglieder und Satzbaupläne.). Pädagogischer Verlag Burgbücherei Schneider, Baltmannsweiler 1984–1986, ISBN 3-87116-154-3 (Bd. 1), ISBN 3-87116-160-8 (Bd. 2).
  • Hans-Werner Eroms: Syntax der deutschen Sprache. W. de Gruyter, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-015666-0.
  • Joachim Jacobs, Arnim von Stechow, Wolfgang Sternefeld, Theo Vennemann, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Syntax (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 9, 1–2). 2 Bände. de Gruyter, Berlin u. a. 1993–1995, ISBN 3-11-009586-6 (Bd. 1), ISBN 3-11-014263-5 (Bd. 2).
  • Robert D. Van Valin, Jr.: An introduction to syntax. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2001, ISBN 0-521-63566-7.
  • Robert D. Van Valin, Jr., Randy J. LaPolla: Syntax. Structure, meaning and function. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1997, ISBN 0-521-49565-2.

Weblinks

Wiktionary: Satzlehre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Syntax – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien (= UTB. Sprachwissenschaften 3319). 5., durchgesehene Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8252-3319-8, S. 11.
  2. Jürgen Trabant: Elemente der Semiotik (= UTB 1908). Francke, Tübingen u. a. 1996, ISBN 3-7720-2247-2, S. 69.
  3. Nach Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik (= Reihe germanistische Linguistik. Kollegbuch 121). 5., erweiterte Auflage. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-31121-5, S. 84: „in mehr oder weniger metaphorischer Ausweitung von der Kernbedeutung.“
  4. Vgl. dtv-Lexikon/Syntax
  5. Danièle Clément: Linguistisches Grundwissen. Eine Einführung für zukünftige Deutschlehrer (= WV-Studium. Bd. 173 Linguistik). 2. Auflage. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-23173-1, S. 44.
  6. Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik (= Reihe germanistische Linguistik. Kollegbuch 121). 5., erweiterte Auflage. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-31121-5, S. 84.
  7. Ulrike Pospiech: Syntax. In: Johannes Volmert (Hrsg.): Grundkurs Sprachwissenschaft (= UTB für Wissenschaft. Uni-Taschenbücher. Sprachwissenschaft 1879). 5., korrigierte und ergänzte Auflage. Fink, Münchn 2005, ISBN 3-8252-1879-1, S. 115–150, hier S. 149.
  8. Vgl. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 3., neubearbeitete Auflage. J. B. Metzler Verlagsbuchhandlung, Stuttgart u. a. 2005, S. 645 sowie 651–652.
  9. Vgl. Syntax. In: Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis: Wörterbuch der philosophischen Begriffe (= Philosophische Bibliothek 500). Fortgesetzt von Johannes Hoffmeister. Vollständig neu herausgegeben von Arnim Regenbogen und Uwe Meyer. Meiner, Hamburg 2005, ISBN 3-7873-1325-7.
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