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Schytomyr

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Schytomyr
(Житомир)
Wappen von Schytomyr Schytomyr in der Ukraine
Basisdaten
Oblast: Oblast Schytomyr
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 221 m
Fläche: 61,0 km²
Einwohner: 277.900 (1. Januar 2005)
Bevölkerungsdichte: 4.556 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 10000-10499
Vorwahl: +380 412
Geographische Lage: 50° 15′ N, 28° 40′ O50.24972222222228.666666666667221Koordinaten: 50° 14′ 59″ N, 28° 40′ 0″ O
KOATUU: 1810100000
Verwaltungsgliederung: 2 Stadtrajone
Bürgermeister: Wira Scheludschenko
Adresse: майдан Рад 4/2
10014 м. Житомир
Website: http://zhitomir.org/
Statistische Informationen

Schytomyr (ukrainisch Житомир; russisch Житомир/Schitomir, polnisch Żytomierz) ist eine Stadt mit knapp 300.000 Einwohnern in der nördlichen Ukraine, 120 km westlich von Kiew und 150 km südlich der Grenze zu Weißrussland.

Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen politischen Bezirks Oblast Schytomyr. Die Stadt liegt in einer welligen Landschaft am Fluss Teteriw, der in den Dnepr mündet. Sie ist Verkehrsknotenpunkt, Industriezentrum und kultureller Mittelpunkt mit Hochschulen, Theater und Museen. Die Stadt gliedert sich in die zwei Stadtrajone Rajon Bohunyja und Rajon Koroljowsk.

Lage

Verkehrsmäßig ist sie im Kreuzungspunkt je zweier Fernstraßen und zweier Bahnstrecken gut erschlossen. Alle vier Linien verlaufen annähernd nach den vier Himmelsrichtungen. Wirtschaftlich dominiert der Maschinenbau und - in einer agrarischen Umgebung - die Lebensmittel-Industrie. In der Nähe wird vorzüglicher Marmor abgebaut.

Geschichte

Ihre Gründung geht etwa auf das 7. Jahrhundert zurück, als die eingewanderten slawischen Stämme sesshaft wurden. Die Ernennung zur Stadt, im 9. Jahrhundert, wird in altrussischen Chroniken des Jahres 1240 erwähnt. Seit dem 11. Jahrhundert gehörte die Region zum Staat der Kiewer Rus, dessen Hauptstadt Kiew war. Sie war auch von Polen und Wolhyniern bewohnt. 1320 gehörte Schytomyr zu Litauen, 1569 kam die Stadt an das vereinigte Königreich Polen-Litauen. Zu dieser Zeit siedelten sich hier zahlreiche Juden an.

Viele Kapitel der Stadtgeschichte sind mit dem Befreiungskampf der Saporoger Kosaken gegen die polnische Herrschaft verbunden. Im Jahre 1648 wurde Schytomir für einige Jahre von den Kriegern Bohdan Chmelnyzkyjs (1595–1657) eingenommen. Nach dem Verlust Kiews an das Zarenreich wurde Schytomyr zum Sitz des Woiwoden von Kiew. 1793 kam die Stadt auf Grund der Zweiten Polnischen Teilung an das Zarenreich und wurde Hauptstadt des Wolhynischen Gouvernements. 1899 wurde die bis heute bestehende Straßenbahn Schytomyr eröffnet.

Schwere Kämpfe entbrannten nach der Oktoberrevolution 1918 und des folgenden russischen Bürgerkriegs sowie der ausländischen Intervention (1918–1921). Im Bürgerkrieg zwischen „weiß“ und „rot“ werden Schors (1895–1919), Kotowski (1881–1925) und andere Truppenführer genannt.

Von 1941–1944 war Shitomir als Generalbezirk Bestandteil des deutschen Reichskommissariats Ukraine und rückwärtiges Heeresgebiet. Im nördlichen Teil, durch den auch die „Nordbahn“ über Korosten nach Brest führte, war die deutsche Besatzung durch Partisanenverbände erheblich beeinträchtigt. Dies galt zunehmend auch für die Südbahn über Berditschew und Schepetowka nach Kowel. An den Gefechten um Shitomir beteiligten sich sowohl im Bürgerkrieg, als auch während des Zweiten Weltkrieges mehr oder weniger erfolgreich 1941–45 Einheiten unter Befehl von Budjonny (1883–1973) und Woroschilow (1881–1969). Südlich der Stadt befand sich die deutsche Siedlungskolonie Hegewald bis Anfang 1944.

Nach der Auflösung der Sowjetunion wurde die Region 1991 einer der 24 Bezirke (Oblast) der nun selbständigen Ukraine, deren Verwaltungs-, Kultur- und Industriezentrum die Stadt darstellt.

Juden in Schytomyr

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es in Schytomyr eine bedeutende jüdische Gemeinde. Die Stadt war ein Zentrum der chassidischen Bewegung und gehörte im Zarenreich zum Ansiedlungsrayon. Im Jahre 1891 war über ein Drittel der Stadtbevölkerung jüdisch (24.062 Juden bei einer Gesamtbevölkerung von 69.785 Einwohnern). Zusammen mit Vilnius war dies der einzige Ort, an dem die russische Regierung ein Rabbinerseminar errichten ließ, zur Ausbildung von Rabbinern im Staatsdienst. Zu den bekannten Studenten des Rabbinerseminars gehört Abraham Goldfaden, der Begründer des jiddischen Theaters. Der Schriftsteller Mendele Moicher Sforim wohnte in Schytomir, und als Kind wuchs hier Chaim Nachman Bialik auf, der bedeutende hebräische Dichter.

Am 7. und 8. Mai 1905 kam es in Schytomyr zu einem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung, das insgesamt 30 Todesopfer forderte; auch ein christlicher Student namens Nikolaj Blinow, der den Juden zu Hilfe kommen wollte, kam beim Pogrom ums Leben.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde Schytomyr am 9. Juli 1941 von deutschen Truppen besetzt, unmittelbar hinter den Wehrmachtspanzern rückten drei Lastwagen des SS-Einsatzkommandos 4a in die Stadt ein, kurze Zeit später wurden die meisten Juden aus Schytomyr und Umgebung ermordet.[1] Diese persönliche Erfahrung war auch ausschlaggebend dafür, dass sich der österreichische Oberstleutnant im Generalstab der deutschen Wehrmacht Robert Bernardis dem militärischen Widerstand anschloss und am 20. Juli 1944 in Berlin sein Leben opferte.

Wirtschaft

Im 20. Jahrhundert hat sich die Stadt beträchtlich ausgedehnt und die Zahl ihrer Industriebetriebe hat sich erhöht. In Schytomyr sind Firmen des Maschinenbaus, der Textil-, Möbel- und Lebensmittelindustrie ansässig.

Die Stadt liegt in einem landwirtschaftlich genutzten Gebiet. Sie ist Verkehrsknotenpunkt der Region und Umschlagplatz für Holz und Getreide sowie Sitz eines landwirtschaftlichen Institutes.

Die Umgebung weist reiche Lagerstätten von dekorativem Gestein auf, das industriell gewonnen wird. Es werden roter, rosa und weißer Marmor, Granite und silbriger Labradorit abgebaut.

Sehenswürdigkeiten

Schytomyr ist traditionell berühmt für seine Gärten, Parks und grünen Alleen. Besonders malerisch sind sie längs der felsigen Ufer des Teteriw, an dessen Ufern sich auch das Denkmal zur Erinnerung an den unbekannten Soldaten befindet.

Die interessantesten Zeugnisse der Baukunst der Stadt sind das einstige Magistratsgebäude aus dem 17. Jahrhundert sowie die an der Peremohy-Straße befindliche Preobraschenski-Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert. Diese ist eine ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats. Die Michaelskirche an der Kyjiwska (Kiewer) Straße aus dem 19. Jahrhundert ist wiederum eine ukrainisch-orthodoxe Kirche Kiewer Patriarchats.

Schytomyr hat mehrere Museen, zu denen die Korolenko- und die Koroljow-Gedenkstätte zählen, aber auch das Kosmonautik-Museum und das Naturkundemuseum, das in einem Kirchengebäude untergebracht ist. Laut einer Infotafel am Eingang der Kirche, wurde sie im 18. Jahrhundert erbaut, ihre Architektur scheint allerdings für diese Zeit untypisch zu sein, sie erinnert eher an das 16. Jahrhundert.

Das Theater von Schytomyr erinnert an mitteleuropäische Opernhäuser.

Soziale Situation heute

Im Dezember 2006 gründete der bisher in Moldawien tätige österreichische Jesuit Georg Sporschill das erste von 3 Betreuungshäusern für Straßenkinder. Die soziale Situation der Bevölkerung hat sich seit der Trennung von der UdSSR nicht wesentlich verbessert.

Persönlichkeiten

Schytomyr hat historische Orte, die mit dem Aufenthalt berühmter Künstler und Wissenschaftler verbunden sind.

Dort weilte der große ukrainische Dichter, Schriftsteller und Streiter für Gerechtigkeit Taras Schewtschenko (1814–1861), lebte und arbeitete der Klassiker der ukrainischen Literatur Mychajlo Kozjubynskyj, wurde der russische Schriftsteller Wladimir Galaktionowitsch Korolenko (1853–1921) geboren und erlebte dortselbst seine Kindheit.

Schytomyr ist die Geburtsstadt eines Beteiligten der Pariser Kommune, des polnischen revolutionären Demokraten Jaroslaw Dombrowski (1836–1871), und des Chefkonstrukteurs der ersten sowjetischen Sputniks und Raumschiffe Sergei Pawlowitsch Koroljow (1907–1966). Beiden wurden dort Denkmäler errichtet. Zudem stammt der Pianist Svjatoslav Richter sowie der Zionist und hebräische Schriftsteller Aharon David Gordon aus der Nähe von Schytomyr. Weiterhin wurden die Komponisten Juliusz Zarębski und Borys Ljatoschynskyj in Schytomyr geboren. Auch der zu seiner Zeit weltberühmte Bass Alexander Kipnis ist ein Sohn der Stadt. In der Stadt wurde der Schachspieler Ossip Bernstein (1882–1962) geboren. Ebenfalls aus Schytomyr stammt der Auschwitz-Überlebende und bekannte Schriftsteller Tadeusz Borowski.

Weitere Persönlichkeiten

Siehe auch: Schitomirski

Galerie

Weblinks

 Commons: Schytomyr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Norbert Müller: Okkupation, Raub, Vernichtung. Berlin 1980, S. 73
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schytomyr aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.