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Sigismund Frank

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Sigismund Frank, 1924.

Sigismund Frank (geb. 11. Januar 1848 in Krefeld; gest. 8. Februar 1930 in Stuttgart) war ein deutscher Privatbankier. Ab 1874 war er Prokurist, ab 1876 Teilhaber des Bankhauses Gebr. Rosenfeld in Stuttgart. Er war Vater des Schriftstellers Bruno Frank.

Leben und Beruf

Herkunft

Sigismund Frank wurde im Jahr der Deutschen Revolution am 11. Januar 1848 als Sohn jüdischer Eltern in Krefeld geboren. Die Eltern gehörten zur jüdischen Gemeinde, die etwa 500 Mitglieder in 80 Familien zählte,[1] bei einer Gesamtzahl von 36.000 Einwohnern. Krefeld war der größte der drei linksrheinischen Konsistorialsprengel und Sitz eines Rabbiners.

Beruf

Es ist nicht bekannt, wann und warum Sigismund Frank Krefeld verließ und sich in Stuttgart niederließ. Im Adressbuch der Stadt Stuttgart von 1864 ist er noch nicht eingetragen,[2] ab 1870 wurde er als Mitglied der Museumsgesellschaft geführt (siehe #Privatleben). 1874 wurde er zusammen mit Abraham Einstein zum Prokuristen mit Einzelprokura für das Bankhaus Gebr. Rosenfeld in Stuttgart ernannt. Wilhelm Rosenfeld, der Inhaber der 1856 gegründeten Bank, übertrug 1876 das Bankgeschäft (ohne Aktiva und Passiva) an Abraham Einstein und Sigismund Frank, die dadurch zu alleinigen Inhabern wurden.

Das Geschäft des Bankhauses nahm bis zum Ersten Weltkrieg eine glänzende Entwicklung. Nach der Stuttgarter Historikerin Maria Zelzer[3] zählte Sigismund Frank 1914 zu den „neu aufstrebenden Reichen der Stuttgarter jüdischen Gemeinde“. Es gab damals in Stuttgart 250 Millionäre, darunter 33 Juden, und Sigismund Frank verfügte über ein Vermögen von zwei Millionen Mark (dies entspricht fast 10 Millionen Euro) und über 140.000 Mark Jahreseinkommen.[4]

Privatleben

Am 3. September 1886 heiratete der 17 Jahre ältere Sigismund Frank die fast volljährige Lina Frank am Wohnort ihrer Mutter in Frankfurt am Main (siehe #Lina Frank).[5] Aus der Ehe gingen zwischen 1887 und 1908 fünf Kinder hervor (siehe #Kinder). Die Familie wohnte in einer Mietwohnung im ersten Stock eines vierstöckigen Hauses im Stuttgarter Westen in der Silberburgstraße 159.[6] In den folgenden Jahren lebte die Familie weiterhin im Stuttgarter Westen, wechselte jedoch mehrfach die Wohnung. Ab 1892 wohnten die Franks in der Tübinger Straße 69, ab 1895 in der Johannesstraße 26 und ab 1902 in einem eigenen Haus in der Forststraße 68.[7]

Grabstein von Sigismund Frank.

Franks Eltern hatten sich als assimilierte Juden in die bürgerliche Stuttgarter Gesellschaft integriert und gehörten auf Grund ihres Wohlstands und ihrer gesellschaftlichen Stellung zum sogenannten Großbürgertum. Die Familie nahm auch an dem kulturellen Leben der Stadt teil. Sigismund Frank gehörte seit 1870 der 1807 gegründeten Stuttgarter Museumsgesellschaft an, die sich die „Pflege gehobener Unterhaltung“ und der „Weiterbildung auf literarischem und künstlerischem Gebiet“ widmete. Der Verein, der 1876 fast 1500 Mitglieder zählte, war ein bedeutender gesellschaftlicher Faktor in Stuttgart. Alles, was Rang und Namen hatte, war in dem Verein vertreten, auch die „Spitze der jüdischen Gesellschaft“, zu der auch Sigismund Frank gehörte.[8]

Lebensabend

Sigismund Frank starb im Alter von 82 Jahren am 8. Februar 1930 in Stuttgart. Er wurde auf dem Israelitischen Teil des Stuttgarter Pragfriedhofs in Abteilung 20 im Urnenhain begraben.[9]

Lina Frank

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Lina Frank geb. Rothschild, 1927.

Lina Frank wurde am 14. Juli 1865 in Hanau als Kind jüdischer Eltern geboren. Ihr Vater war der Frucht- und Kohlenhändler Salomon Rothschild (1835-1870), ihre Mutter war Jeannette Rothschild geb. Oppenheim. Als ihr Mann 1870 im Alter von nur 35 Jahren starb, zog sie mit ihrer fünfjährigen Tochter nach Frankfurt am Main.[10] Fast volljährig heiratete Lina Frank dort am 3. September 1886 den siebzehn Jahre älteren Sigismund Frank.[11] Aus der Ehe gingen zwischen 1887 und 1908 fünf Kinder hervor (siehe #Kinder). In ihren Erinnerungen an ihren Jugendfreund Bruno Frank schrieb Nora von Beroldingen 1946: „Seiner Mutter, einer pompösen, geistvollen Dame, hatten die allezeit spottlustigen Stuttgarter prophetischerweise den Necknamen „die schwäbische Frau Rat“ verliehen.“[12]

Nach dem Tod ihres Mannes 1930 wurde Lina Frank mit einer Einlage von 5000 Reichsmark Kommanditistin des Bankhauses Gebr. Rosenfeld[13] und zog im November oder Dezember 1936 zu ihrem Sohn Helmuth Frank, der sich 1925 in Genua niedergelassen hatte.[14] Nach der Verkündung der faschistischen Rassegesetze 1938 begann auch in Italien die Verfolgung der Juden, und nach der Übernahme der deutschen Rassengesetze 1943 wurde die Verfolgung unter der militärischen „Protektion“ des Deutschen Reichs drastisch verschärft.

Lina Frank überlebte die Zeit des Krieges, teilweise unter sehr schweren Bedingungen, zuletzt in Turin, wo sie bis zu ihrem Tod wohnen blieb.[15] Nach dem Krieg erhielt sie „in begrenztem Umfang Wiedergutmachung wegen der erlittenen Verfolgung durch das Nazi-Regime“ in Italien.[16] Eine Entschädigung wegen des wahrscheinlich von den Nazis herbeigeführten Zusammenbruchs des Bankhauses Gebr. Rosenfeld erfolgte nicht.[17] Über ihr Ergehen nach dem Krieg ist nichts bekannt. Sie starb im hohen Alter von 94 Jahren am 17. März 1960 in Turin.

Kinder

Lina Frank gebar zwischen 1887 und 1908 fünf Kinder. Das älteste Kind, der Sohn Bruno Frank, kam ein Jahr nach ihrer Heirat auf die Welt. Zwei Jahre später schenkte sie wieder einem Jungen das Leben, der jedoch nach zwei Jahren verstarb. Im Abstand von ein bzw. acht Jahren folgten die Söhne Helmuth und Lothar und nach weiteren acht Jahren die Tochter Ruth.

Bruno Frank

Hauptartikel: Bruno Frank

Bruno Frank (1887–1945): ältestes Kind, Studium der Rechtswissenschaften und Literatur, 1912 Dr. phil. in Tübingen, bis 1933 freier Schriftsteller in Feldafing und München, 1933 Emigration, freier Schriftsteller in der Schweiz, Frankreich, Salzburg und London, ab 1938 in Beverly Hills.

Walter Friedrich Frank

Der zweite Sohn Walter Friedrich Frank wurde am 21. Januar 1889 in Stuttgart geboren und starb zwei Jahre später am 4. März 1891 in Stuttgart.[18]

Helmuth Frank

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Helmuth Frank, 1921.

Helmuth (Albrecht) Frank wurde als drittes Kind am 7. Januar 1892 in Stuttgart geboren. Er trat 1919 als Prokurist mit Einzelprokura in das Stuttgarter Bankhaus Gebr. Rosenfeld ein, dessen Inhaber sein Vater und Abraham Einstein waren. 1921 wurden die Söhne der Inhaber, Helmuth Frank und Edgar Einstein, als weitere Teilhaber in die Bank aufgenommen. Schon 1925 verließ Helmuth Frank die Bank und ließ sich fortan in Genua nieder, wohin ihm seine Mutter Lina Frank nach dem Tod ihres Mannes 1930 folgte. Auch er litt wie seine Mutter unter der Judenverfolgung im faschistischen Italien, die sich nach der Übernahme der deutschen Rassengesetze 1943 unter der militärischen „Protektion“ des Deutschen Reichs drastisch verschärfte. Er überlebte den Krieg und die Verfolgung durch die Nazis. Das letzte öffentlich bekannte Lebenszeichen von Helmuth Frank ist ein Brief, den er nach Kriegsende 1945 an die Frau seines wenige Monate zuvor gestorbenen Bruders Bruno Frank schrieb.[19]

Lothar Frank

Hauptartikel: Lothar Frank (Bankier)

Lothar Frank (1900–1985): viertes Kind, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, 1924 Dr. rer. pol. in Tübingen, 1925–1927 Statistisches Reichsamt in Berlin, 1927–1930 Bankhaus Gebr. Rosenfeld in Stuttgart, 1930–1936 Julius Petschek Konzern in Berlin, 1936 Emigration, Wertpapiermakler und Anlageberater in Hollywood.

Ruth Frank

Ruth (Helene Johanna) Frank wurde als jüngstes Kind am 22. August 1908 in Stuttgart geboren. Sie studierte Medizin in München und in der Tschchoslowakei. 1938 emigrierte sie nach New York, beendete ihr Studium und arbeitete als Anästhesistin.[20] Sie war zweimal verheiratet und nannte sich zuletzt nach ihren beiden Ehemännern Welch-Hayman. 1980 lebte sie noch in New York, es ist nicht bekannt, wann sie gestorben ist.[21]

Literatur

Allgemein

  • Joachim Hahn: Friedhöfe in Stuttgart, Band 3: Pragfriedhof, israelitischer Teil. Stuttgart 1992, Seite 69.
  • Frank, Bruno. In: Renate Heuer (Herausgeberin): Lexikon deutsch-jüdischer Autoren / Archiv Bibliographia Judaica, Band 7: Feis–Frey, München 1999, Seite 250-268.
  • Nora Winkler von Kapp: Mein Kindheitsfreund Bruno Frank. In: Hochlandbote für die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Schongau, Tölz und Weilheim, Beilage „Der Frauenspiegel“, 2. Jahrgang, Nummer 62, 2. August 1946, Seite 7.
  • Sascha Kirchner: Der Bürger als Künstler. Bruno Frank (1887–1945) – Leben und Werk. Düsseldorf 2009, Seite 17-19, 26, 27, 30, 31, 34, 36, 42, 50, 55, 56, 159, 201 (Foto), 227.
  • Carl Lotter: Geschichte der Museums-Gesellschaft in Stuttgart. Zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Gesellschaft, Stuttgart 1907.
  • Thomas Mann; Peter de Mendelssohn (Herausgeber): Thomas Mann. Tagebücher 1937–1939. Frankfurt am Main 1980.
  • Maria Zelzer: Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden. Ein Gedenkbuch. Stuttgart 1964, Seite 34, 63, 74, 465.

Archive

  • Monacensia, Literaturarchiv:
    • Briefe aus Italien von Lina Frank an Bruno Frank (1938–1940) und an Liesl Frank (1938–1946).
    • Briefe aus Italien von Helmuth Frank an Bruno Frank (1938–1940) und an Liesl Frank (1938–1945).
  • Staatsarchiv Ludwigsburg:
    • F 303 II Bü 35, Handelsregisterakten Bankhaus Gebr. Rosenfeld.
    • EL 350 I Bü 1033, 31777, 38319, Entschädigungssachen: Lina Frank, Bankhaus Gebr. Rosenfeld, Edgar Einstein.
    • F 201 Bü 419/194, F 215 Bü 72, 213, 467, Passakten Sigismund und Lina Frank 1915–1932.

Fußnoten

  1. Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum.
  2. Adressbuch 1964. – In das Adressbuch wurden nur Eigentümer und reguläre Mieter, aber keine Untermieter aufgenommen.
  3. Näheres über Maria Zelzer siehe Stadtwiki Stuttgart, Maria Zelzer.
  4. #Zelzer 1964, Seite 72-74, Deutsche Währungsgeschichte, Mark (1871–1923).
  5. #Kirchner 2009, Seite 17. – Laut #Hahn 1992 soll Sigismund Frank mit Amalie Frank geb. Stein, geboren am 5. September 1841, verheiratet gewesen sein. Dies ist aber auf Grund der Geburtsdaten der Kinder nicht möglich.
  6. Haus Silberburgstraße 159.
  7. Adressbücher der Stadt Stuttgart.
  8. #Zelzer 1964, Seite 63, 74, 465, #Lotter 1907, 127, 164.
  9. #Hahn 1992.
  10. Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen, Jüdische Grabstätten.
  11. #Kirchner 2009, Seite 17.
  12. #Kapp 1946.
  13. #Handelsregister Rosenfeld.
  14. #Kirchner 2009, Seite 227-228, #Entschädigungssachen.
  15. #Entschädigungssachen.
  16. #Entschädigungssachen, #Kirchner 2009, Seite 345.
  17. #Entschädigungssachen.
  18. #Heuer 1999.
  19. Brief von Helmuth Frank an Elisabeth Frank vom 12. August 1945 aus Genua, Monacensia, Literaturarchiv, München.
  20. #Heuer 1999, Seite 250, #Kirchner 2009, Seite 228, 278.
  21. #Mann-Tagebücher 1937–1939, Seite 395.
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