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Silberfischchen

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Silberfischchen
Silberfischchen (Lepisma saccharina)

Silberfischchen (Lepisma saccharina)

Systematik
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Fischchen (Zygentoma)
Familie: Lepismatidae
Gattung: Lepisma
Art: Silberfischchen
Wissenschaftlicher Name
Lepisma saccharina
Linnaeus, 1758

Das Silberfischchen (Lepisma saccharina) ist ein flinkes, lichtscheues und flügelloses Insekt, das seinen Namen durch seinen silbergrauen, stromlinienförmigen Körper bekam. Auf die Vorliebe für Kohlenhydrate wie Zucker oder Stärke gehen der wissenschaftliche Name und die Bezeichnung Zuckergast zurück.

Es gehört zur Ordnung der Fischchen (Zygentoma), die wahrscheinlich seit 300 Millionen Jahren existiert.

Aussehen

Silberfischchen (Lepisma saccharina) ohne silbrige Schuppen

Die Körperlänge ohne Anhänge beträgt etwa einen Zentimeter. Die Fühler sind lang und fadenförmig, und die Füße bestehen aus zwei, drei oder vier Gliedern. Der metallische Glanz wird durch die Bedeckung mit silbrigen Schuppen hervorgerufen, die nach der dritten Häutung auftreten. Die Tiere haben zwei vordere Tastfühler sowie am Hinterleibsende drei Schwanzanhänge (Cerci und Epiproct), die ebenfalls berührungsempfindliche Sinnesorgane darstellen.

Lebensraum

Silberfischchen kommen ebenso wie das Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata), das Ofenfischchen (Thermobia domestica) und das Geisterfischchen (Ctenolepisma calva) in menschlichen Behausungen vor. Sie sind nachtaktiv und äußerst lichtscheu. Bei Tage halten sich die Tiere in dunklen Ritzen und Fugen, hinter Sockel- und Scheuerleisten und losen Tapeten versteckt. Silberfischchen bevorzugen Wärme und benötigen höhere Luftfeuchtigkeit; oft sind sie in Küchen, Bädern und Waschküchen anzutreffen. Optimale Bedingungen liegen bei 20 bis 30 °C und 80 bis 90 % relativer Luftfeuchte. Man findet sie insbesondere unter Kühlschränken und in gut geheizten Toilettenräumen, wenn die Bodenfliesen Risse und Spalten aufweisen.

Fortpflanzung und Entwicklung

Die Insekten eröffnen im Dunklen das Paarungsritual mit einem Tanz des Männchens; anschließend laufen Männchen und Weibchen erregt umher. Schließlich legt das Männchen ein Spermienbeutelchen (Spermatophore) unter einem selbstgesponnenen Gespinst auf dem Boden ab. Das Weibchen nimmt es auf (indirekte Spermatophorenübertragung) und befruchtet damit die Eier. Silberfischchen entwickeln sich ohne Metamorphose und pflanzen sich bis zu ihrem Tod fort.

Zum Erwachsenwerden benötigt das Silberfischchen, je nach Lebensbedingungen, mindestens vier Monate, manchmal auch bis zu drei Jahre. Bei Zimmertemperatur entwickelt es sich etwa innerhalb eines Jahres zu einem ausgewachsenen Insekt, das ein Alter bis zu acht Jahren erreichen kann. Ein geschlechtsreifes Silberfischchen hat etwa acht Häutungen durchlaufen. Auch danach finden noch bis zu vier Häutungen pro Jahr statt, weil das Tier weiter wächst. Das Weibchen legt etwa zwanzig Eier bevorzugt in Spalten und Ritzen ab, wenn dort die Temperatur zwischen 25 und 30 Grad Celsius liegt. Bei Kälte und Trockenheit ist keine Vermehrung möglich.

Nahrung und Fressfeinde

Typische Fraßspuren an den Seiten eines Buches

Silberfischchen suchen ihre Nahrung im Dunkeln und bevorzugen stärkehaltige Stoffe oder Dextrin in Klebstoffen: Kleister, Bucheinbände, Fotos, Zucker, Haare, Hautschuppen und Hausstaubmilben. Aber auch Baumwolle, Leinen, Seide, Schimmelpilze, Papier und Kunstfaser verschmähen sie nicht, ebenso wenig wie tote Insekten oder eigene Exuvien (abgestreifte Haut). Silberfischchen gehören zu den wenigen Tiergruppen, die körpereigene Cellulasen besitzen, also zum Verdauen von Cellulose nicht auf Endosymbionten angewiesen sind.[1] Durch ihren Schabe- und Lochfraß können sie Lederwaren und Kunstfasergewebe beschädigen. Sie können über einen Zeitraum von mehreren Monaten hungern, ohne Schaden zu nehmen.

Als Fressfeind des Silberfischchens ist der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) bekannt. Auch Spinnen gelten im häuslichen Bereich als Prädatoren der Art.

Nützling

Silberfischchen in einer Klebefalle

Vereinzelt in Bad oder Küche auftretende Silberfischchen sind harmlos. Ein extremer Befall kann auf ein Feuchtigkeitsproblem und Schimmelbefall hindeuten. Die Silberfischchen sind hier nur ein Warnsignal. Sie mildern sogar den Schimmelbefall, da sie sich von diesen Pilzen ernähren. Außerdem fressen sie Hausstaubmilben, die beim Menschen Allergien auslösen können. Daher sind sie auch als Nützlinge zu betrachten.[2] Sie sind keine Krankheitsüberträger; eine Bekämpfung ist aus hygienischer Sicht nicht erforderlich.

Silberfischchen und Recht

Das Oberlandesgericht Hamm hat 2017 entschieden, dass, wenn in einer veräußerten Eigentumswohnung Silberfischchen in einem geringen Umfang vorzufinden sind, dies keinen kaufvertraglichen Sachmangel i. S. d. § 434 Abs. 1 Satz 2 BGB begründet. Ein gewisser Bestand der Tiere sei üblich und da keine Gesundheitsgefahr bestehe, laufe dieser auch nicht dem vertraglichen Wohnzwecke entgegen. In dem konkreten Fall hatten sich die Tiere nach Übergabe der Wohnung explosionsartig vermehrt. Zurückzuführen war diese Entwicklung aber auf das Streichen der gesamten Wohnung durch den Käufer und dem damit in Gebäuden mit älterer Bausubstanz verbundenen Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Rechtlich relevanter Zeitpunkt ist aber der Zustand bei Übergabe der Kaufsache beim Gefahrübergang.[3]

Weblinks

 Commons: Silberfischchen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary: Silberfischchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. R. Wehner: Zoologie. 24. Aufl. Thieme, Stuttgart 2007, Kap. 4, S. 327
  2. Anneliese Penzendorfer: Tiere, die bei uns im Haus überwintern: Schädling oder Nützling? In: Vorarlberg online. 19. Februar 2009, abgerufen am 14. Juli 2013.
  3. OLG Hamm, Urteil vom 12. Juni 2017, Az. 22 U 64/16, Volltext.
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