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Sozialer Status
Sozialer Status bezeichnet in Soziologie wie in Sozialpsychologie eine soziale Position innerhalb einer sozialen Struktur oder die Zuordnung der Position zu einem System sozialer Rangordnung.
Soziale Struktur ist als ein Netzwerk aufeinander bezogener Statuspositionen zu verstehen, die von den einzelnen Statusinhabern und ihren Gegenspielern in einer Hierarchie unterschiedlich hoch eingestuft, d. h. nach verschiedenen Kriterien oder Statusdimensionen bewertet werden: Macht, Einfluss, Einkommen, Vermögen, Prestige und ähnliche Kriterien. Die so wertmäßig eingestuften Statusgruppen (auch soziale Klassen genannt)[1] bilden das System der sozialen Schichtung einer Gesellschaft. Die Sozialpsychologie verwendet diese Begriffe auch für kleinere soziale Einheiten wie soziale Gruppen und Organisationen.
Status in der Rollentheorie
In der Rollentheorie von Ralph Linton ist der „soziale Status“ bedeutungsgleich mit der sozialen Position, die einem Akteur in einem – relativ festen – sozialen Zusammenhang zugewiesen wird (z. B. als Lehrer in der Schule, als Mutter in der Kernfamilie). Mit diesen Positionen sind gesellschaftliche Erwartungen und Rollenansprüche verbunden.
Status in der Schichtungstheorie
Die Schichtungstheorie beschreibt die hierarchische Differenzierung einer Gesellschaft durch den sozialen Status. Der Status drückt den Rangplatz aus, das Prestige, die soziale Wertschätzung, die Autorität und Macht, die eine Person in der Gesellschaft innehat. Mit jeder Position sind bestimmte Privilegien, Fähigkeiten, Rechte und Pflichten verknüpft; sie kann bezüglich verschiedener sozial relevanter Merkmale unterschieden werden wie ethnische Zugehörigkeit, Beruf, Einkommen, Bildung.
Von „Statuskristallisation“ oder „Statuskonsistenz“ wird gesprochen, wenn die Statusmerkmale miteinander hoch korrelieren, wenn also z. B. mit einer hohen Bildung auch ein hohes Einkommen verknüpft ist. Von „Statusdiskrepanz“ oder Statusinkonsistenz, wenn nicht (z. B. der Obdachlose mit Hauptschulabbruch als Lottomillionär, oder der verarmte Akademiker).
Die Hypothese der "Statusintegration" (J. P. Gibbs/Walter T. Martin) besagt: Das Ausmaß an Rollenkonflikt korreliert negativ mit dem Grad, mit welchem in einer Gesellschaft von der Kenntnis aller Status eines bestimmten Gesellschaftsmitglieds mit der Ausnahme eines einzelnen Status die Natur des letzteren genau vorausgesagt werden kann. Wenn dies möglich ist, ist die Statusintegration hoch; wenn nicht, ist sie niedrig.
Statusunterschiede werden nach außen hin durch Symbole demonstriert und gefestigt. So können der Kunstgeschmack, die Essgewohnheiten oder das Auto, das ein Individuum (sozialer Akteur) fährt, Ausdruck seines sozialen Status sein. Alltagssprachlich gilt das Auto als typisches Statussymbol. Derlei Symbole sind jedoch nicht nur äußerlich, sondern auch mit einem bestimmten Habitus, also Einstellungen, Fähigkeiten, Distinktion, Lebensstil und Gewohnheiten der Individuen verknüpft.
Für C. Wright Mills ist „Statuspanik“ ein typisches White-Collar-Problem. Indem seine Statusansprüche durch die sozio-ökonomische Entwicklung zunehmend prekär werden oder akut frustriert werden, wird nach dieser These der US-amerikanische Angestellte empfänglich gemacht für autoritäre Politikangebote.[2]
In der Bezugsgruppentheorie besagt die Hypothese der „Statussicherheit“ (Anthony Richmond): Die Feindseligkeit und negativen Vorurteile eines Gruppenmitglieds gegenüber Angehörigen einer Fremdgruppe (out-group) sind zurückzuführen auf die gefühlte Unsicherheit des eigenen Status in der Eigengruppe (in-group) und der erlebten Ablehnung in dieser.
Historischer Vergleich
Inhaltlich lassen sich der erworbene Status („achieved status“) und der zugeschriebene Status („ascribed status“) unterscheiden. Dabei bezeichnet der erworbene Status die unabhängig von sozialer Herkunft durch Leistung oder Fähigkeiten erreichte Position, der zugeschriebene Status die dem Individuum unabhängig davon zugeschriebene Position z. B. aufgrund von Alter oder Geschlecht. Der zugeschriebene Status ist dabei quasi „ererbt“; er kommt von außen und wird nicht durch eigene Aktivitäten bestimmt.
Allgemein wird zwischen Gesellschaften, die stark differenzierte soziale Untergliederungen und fließende Status-Übergänge aufweisen, und sog. Klassengesellschaften unterschieden. Im Zuge des Übergangs von der ständischen zu industriellen Gesellschaftsformen kam es in Westeuropa zu einer Abmilderung althergebrachter Statusdifferenzierungen. Dies führte einerseits zu einer größeren sozialen Mobilität aber auch zu mehr Statusunsicherheit und höheren Anpassungs- und Orientierungserfordernissen.
Dabei nimmt die Bedeutung des erworbenen Status gegenüber dem zugeschriebenen Status zu (z. B. Machtverlust des Adels). In anderen Gesellschaften, wie z. B. dem indischen Kastensystem, kommt dem zugeschriebenen Status immer noch eine erhebliche Bedeutung zu. Dabei ist es jedoch auch in der westlichen Industriegesellschaft nicht so, dass Status allein durch Leistung erworben wird, sondern bestimmte, mit dem Status der Eltern verbundene Kompetenzen, Symbole und Beziehungen an die Kinder weitergegeben werden. Soziologische Untersuchungen haben ergeben, dass dem Beruf heute in westlichen Gesellschaften eine zentrale Bedeutung zur Statusdifferenzierung zukommt. Dabei sind beispielsweise in Deutschland die Berufe des Arztes und des Professors besonders hoch angesehen.
Statusdifferenzierung
Zur Untersuchung der Statusdifferenzierung werden sowohl quantitative wie qualitative empirische Forschungsansätze eingesetzt. Neben „objektiv“ gegebenen Größen, wie Einkommen und Beruf, werden auch Selbsteinschätzungen zum eigenen Status sowie zu einem „Höher-als“ und „Tiefer-als“ erhoben. Eine andere Forschungsrichtung befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen sozialem Status und bestimmten Lebenseinstellungen, Gewohnheiten und dem jeweiligen Milieu.
Sozialer Status ist auch in westlichen Gesellschaften wichtig für soziales Handeln. So sind z. B. Heirats- und Liebesbeziehungen stark über den sozialen Status strukturiert.
Über den sozialen Status werden Lebenschancen ungleich verteilt. So gehen mit einem höheren sozialen Status bessere Bildung, Gesundheit und höheres Einkommen einher.
Gesundheit und Genetik
Forscher der Pennsylvania State University entnahmen aus Blutproben von 9-jährigen Jungen, dass sich deren soziales Milieu in der Länge Telomere spiegelt. Benachteiligte Kinder, die unter chronischem Stress leiden, besitzen kürzere Telomere als sozial besser gestellte. Der Einfluss von chronischem Stress auf die beschleunigte Verkürzung der Telomere wird im Haushalt von Dopamin und Serotonin angenommen.[3]
Sonstiges
Im 17. und 18. Jahrhundert war es üblich, dass der absolutistische Souverän (= Landesherr) Orden und Ehrenzeichen verlieh. Diese waren Zeichen besonderer Bindung an den Souverän.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebte das Ordenswesen einen raschen Aufschwung, zahlreiche Orden wurden abgestuft und durch Beigabe von Eichenlaub, Schwertern und dergleichen ausdifferenziert. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Rote-Adler-Orden.
In der Zeit der Weimarer Republik wurde das gesamte Ordenswesen abgeschafft. In der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) erreichte die Bandbreite an Auszeichnungen eine Hochzeit. Auch die DDR verlieh eine Unmenge an Auszeichnungen, häufig einstufige. Heute gibt es als Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz), die Verdienstorden der deutschen Bundesländer und einige wenige weitere.
Das Ordenswesen ist Forschungsgegenstand der Phaleristik.
Der Erste Weltkrieg ist in vieler Hinsicht eine Zäsur in der europäischen Geschichte. Anders als im schnellen, siegreichen und relativ verlustarmen Krieg von 1870/71 fielen auf deutscher Seite viele Männer (deren Frauen und Kinder oft verarmten); auch kamen viele als Kriegsinvaliden aus dem Krieg zurück. Die Weimarer Republik konnte sie sowie die Millionen von Kriegswitwen und -halbwaisen nicht angemessen alimentieren. Die folgende Verarmung vieler Menschen wurde zusätzlich durch die Deutsche Inflation 1914 bis 1923 und die Währungsreform 1923 gefördert. Anders als zuvor gab es nun auch zahlreiche verarmte Offiziere.
Literatur
- Daniel Bell (1975): Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt am Main
- Pierre Bourdieu (1982): Die feinen Unterschiede. Frankfurt am Main
- Ralf Dahrendorf (1974): Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. München.
- Heinz Kluth (1957): Sozialprestige und sozialer Status. Stuttgart
- Stefan Hradil (1987): Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Opladen.
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Lenski: Power and Privilege. A Theory of Social Stratification. McGraw-Hill New York London Sydney 1966. S. 74
- ↑ C. Wright Mills: Menschen im Büro: Ein Beitrag zur Soziologie der Angestellten (übers. v. Bernt Engelmann, Vorwort von Heinz Maus), Köln-Deutz: Bund Verlag 1955
- ↑ Martin Winkelheide: GENETIK – Der soziale Status lässt sich an den Chromosomenenden ablesen vgl. PNAS, Deutschlandfunk – „Forschung aktuell“ vom 7. April 2014
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