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Springspinnen
Springspinnen | ||||||||||||
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Zebraspringspinne (Salticus scenicus) mit Beute | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Überfamilie | ||||||||||||
Salticoidea | ||||||||||||
??? | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Salticidae | ||||||||||||
Blackwall, 1841 |
Die Springspinnen (Salticidae) bilden die artenreichste Familie in der Ordnung der Webspinnen (Araneae) und sind gleichzeitig die einzige Familie in der Überfamilie Salticoidea. Zu den Springspinnen gehören derzeit 5862 Arten in 595 Gattungen (Stand: Mai 2016)[1]. Es gibt einige noch nicht-validierte Arten bzw. Unterarten sowie fossile Taxa, die hier noch nicht berücksichtigt sind. Springspinnen sind weltweit verbreitet.
Lebensweise
Ihren Namen verdankt diese Spinnenfamilie der Jagdstrategie der zu ihr gehörenden Arten. So lauern Springspinnen am Boden oder an Hauswänden auf ihre Beute und springen sie an. Sie verfügen zwar auch über Spinndrüsen, verwenden diese aber nicht zum Bau von Spinnennetzen, sondern nutzen ihre Seide zum Bau von Eikokons. Einige Arten sichern sich – ähnlich einem Bergsteiger – bei ihren Sprüngen mit einem Faden aus Spinnenseide, so dass sie nach einem Sprung relativ einfach wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren können, indem sie sich wieder am eigenen Faden hinaufziehen.
Bei der Auswahl ihrer Beute nutzen die Spinnen sowohl ihren Seh- als auch ihren Geruchssinn. Eine Beutepräferenz und Auswahl des anthropophilen Jagdhabitats nach Geruch[2] wurde bei Evarcha culicivora beobachtet.
Morphologie und Sinnesorgane
Die für Netzspinnen bemerkenswerte Schnelligkeit und Sprungfähigkeit spiegelt sich auch in einer Anpassung der Laufbeine und Laufbeinspitzen (Tarsus) wider. Die kurzen und kräftigen Beine werden hydraulisch, durch die Erhöhung des Hämolymphdruckes, in weniger als 18 Millisekunden gestreckt. Mehr Scopulahaare an den Tarsusspitzen erzeugen große Adhäsionskräfte, so dass sie auch an glatten Oberflächen hochklettern können. Der überwiegende Rest der Webspinnen, die Trionycha, besitzen drei Tarsalklauen, mit denen sie filigrane Netze weben können. Bei den Dionycha, zu denen auch die Springspinnen gehören, fehlt die mittlere Klaue zu Gunsten dichter Scopulahaare.
Der schnelle Sprung erfordert auch eine Veränderung des Sehsinns. Die Mehrheit der Webspinnen ist nachtaktiv und sehr „kurzsichtig“; sie nehmen ihre Umgebung mehr über multifunktionale Spaltsinnesorgane und Infraschall durch ihre Behaarung (Trichobothrien) wahr. Die Springspinnen hingegen haben einen wesentlich höher entwickelten Sehsinn, der für sie lebenswichtig ist.
Springspinnen besitzen in ihren Hauptaugen einen für Gliederfüßer sehr hoch entwickelten Sehsinn, der ein erweitertes Spektrum bis ins Ultraviolette zulässt.[3] Vier Sehzellentypen (Tetrachromat) kommen vor, die zudem auch sehr zahlreich sind. Die stark vergrößerten und nach vorne ausgerichteten Hauptaugen besitzen große Glaskörper, was eine lange Brennweite erzeugt. Die Linse fokussiert auf die vier untereinander liegenden Netzhautschichten in Abhängigkeit von der Wellenlänge des Lichtes. Die unterste und die darüberliegende Netzhaut sind grün-empfindlich. Das Grünbild wird jedoch nur auf der untersten scharf dargestellt. Der Unschärfeunterschied zwischen diesen beiden Netzhäuten erlaubt eine Entfernungsbeurteilung.[4]
Die Retina kann durch drei Muskelpaare so bewegt werden, dass die Springspinne ihr Gesichtsfeld der Hauptaugen erweitern kann und es sich mit dem der Seitenaugen überschneidet und so räumliches Sehen zulässt. Das scharfe und farbige Bild von Beute oder Partner wird ab einer Entfernung von mehr als 10 Zentimetern gesehen. Da sie ihre Beute sieht, erkennen manche Arten auch tote Insekten oder Insekteneier als Nahrung: Man kann sie leicht füttern. Phidippus audax kann ihre Beute und Artgenossen sogar aus 20 bis 30 Zentimeter Entfernung visuell erkennen[5] und hat damit wahrscheinlich den am besten entwickelten Sehsinn der Spinnentiere überhaupt.
Auf eine Entfernung von mehreren Dezimetern dienen ihr die Spaltsinnesorgane, Haare und Chemorezeptoren wie Geruch und Geschmack zur Orientierung, mit zunehmender Nähe spielt der Sehsinn eine Rolle. Mit diesem Zusammenspiel können sie von Zweig zu Zweig und von Blatt zu Blatt springen, Hindernisse umgehen und komplexe Manöver ausführen, um sich an ihre Beute anzuschleichen. Aus nur wenigen Zentimetern Abstand wird die Beute angesprungen.
Das Paarungsverhalten ist stark von dieser visuellen Ausrichtung bestimmt. Springspinnen weisen einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf. Die Männchen haben oft auffällige und bizarre Ausbildungen wie bunt glänzende Körperbehaarung, Fiederhaare, Fransen an den Vorderbeinen und andere Zeichen, die sie im Balztanz dem Weibchen zeigen. Die Balztänze sind komplexe Figuren aus Tanzschritten wie Seitwärtslaufen, Zick-Zack-Bewegungen oder Trommeln mit den Pedipalpen oder Laufbeinen. Besonders letzteres ist auch bei anderen Spinnen zu beobachten, die damit zur innerartlichen Kommunikation Vibrationen oder Schall erzeugen. Diese akustische Kommunikation ist noch kaum erforscht.
Arten und Gattungen
Die über 5800 Arten werden in mindestens 18 Unterfamilien eingeteilt. Der World Spider Catalog listet für die Springspinnen aktuell 595 Gattungen und 5862 Arten.[1] (Stand: Mai 2016)
Ausgewählte Gattungen und Arten aus Mitteleuropa[6]
- Euophrys C. L. Koch, 1834
- Euophrys frontalis (Walckenaer, 1802)
- Evarcha Simon, 1902
- Evarcha arcuata (Clerck, 1757)
- Evarcha falcata (Clerck, 1757)
- Hasarius
- Gewächshausspringspinne Hasarius adansoni (Audouin, 1826) Kulturfolger in Gewächshäusern
- Heliophanus C. L. Koch, 1833
- Kupfrige Sonnenspringspinne (Heliophanus cupreus) (Walckenaer, 1802)
- Marpissa C. L. Koch, 1846
- Rindenspringspinne Marpissa muscosa (Clerck, 1757)
- Myrmarachne Macleay, 1839
- Ameisenspringspinne Myrmarachne formicaria (De Geer, 1778)
- Philaeus Thorell, 1869
- Goldaugenspringspinne Philaeus chrysops (Poda, 1761)
- Pseudeuophrys Dahl, 1912
- Saitis Simon, 1876
- Saitis barbipes (Simon, 1868)
- Saitis berlandi (Roewer, 1951)
- Salticus Latreille, 1804
- Zebraspringspinne Salticus scenicus (Clerck, 1757)
- Salticus cingulatus (Panzer, 1797)
- Sitticus Simon, 1902
- Vierpunktspringspinne Sitticus pubescens (Fabricius, 1902)
Weitere europäische Arten
Außereuropäische Taxa
Gattungen:
- Sondra (Australien)
Arten:
- Asemonea cuprea (Sambia)
- Bagheera kiplingi (Mittelamerika)
- Euophrys omnisuperstes (Himalaya)
- Zygoballus sexpunctatus (Nordamerika)
- Telamonia dimidiata
Weblinks
Salticidae im World Spider Catalog
- Jumping spiders of the world
- Salticidae.org – englische Seite über Springspinnen
- Springspinne in Zeitlupe
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern: World Spider Catalog Version 17.0 – Salticidae. Abgerufen am 1. Mai 2016.
- ↑ Fiona R. Cross, Robert R. Jackson, 2011: Olfaction-based anthropophily in a mosquito-specialist predator. February 16, 2011. Biol. Lett., DOI:10.1098/rsbl.2010.1233.
- ↑ R. D. de Voe: Ultraviolet and green receptors in principal eyes of jumping spiders. Journal of Cell Biology, Band 66, Nr. 2, S. 193–207, 1975. PMC 2226199 (freier Volltext).
- ↑ Takashi Nagata et al.: Depth perception from image defocus in a jumping spider. Science, Band 335, Nr. 6067, 2012, S. 469–471, doi:10.1126/science.1211667.
- ↑ Gertsch, Willis J. 1979: American Spiders, 2nd edition. Van Nostrand Reinhold, New York. ISBN 0-442-22649-7.
- ↑ Stefan Heimer und Wolfgang Nentwig: Spinnen Mitteleuropas. Verlag Paul Parey, Berlin 1991 ISBN 3-489-53534-0.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Springspinnen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |