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Stahl Gerlafingen

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Stahl Gerlafingen AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1803/1998
Sitz Gerlafingen, Schweiz
Leitung Alain Creteur
(Vorsitzender der Geschäftsleitung)
Antonio Beltrame
(VR-Präsident)
Mitarbeiter rund 520
Branche Stahlindustrie
Website www.stahl-gerlafingen.com

Die Stahl Gerlafingen AG mit Sitz in Gerlafingen im Kanton Solothurn ist ein Unternehmen für die Erzeugung von Bewehrungs- und Profilstahl. Das Unternehmen beschäftigt rund 520 Mitarbeiter.[1] Die Stahl Gerlafingen produziert jährlich rund 700'000 Tonnen Bewehrungs- und Profilstahl für den Bedarf im In- uns Ausland. Als Rohmaterial dafür wird recycelter Eisenschrott verwendet.

Geschichte

Das Gerlafinger Stahlwerk hat seine Wurzeln in der 1803 gegründeten Ludwig von Roll'schen Eisenwerke, dem späteren Von-Roll-Konzern. Zunächst wurde am Standort Gerlafingen 1818 ein Schmiedewerk eingerichtet, bevor 1836 ein Walzwerk in Betrieb genommen wurde. 1918 folgte das Stahlwerk.[2]

1996 verkaufte Von Roll ihre in der Von Roll Stahl AG zusammengefassten Stahlaktivitäten an die von Moos Holding AG, wodurch das Unternehmen zunächst in Stahl- und Walzwerke Gerlafingen AG und 1998 in Stahl Gerlafingen AG umbenannt wurde. Aus dem Zusammenschluss der ehemaligen Von Roll Tochtergesellschaft und der von Moos Gruppe entstand die Swiss Steel AG. Diese wurde 2003 mehrheitlich von der deutschen Schmolz + Bickenbach AG und der Gebuka AG übernommen.

2006 verkaufte Swiss Steel 65 Prozent der Stahl Gerlafingen AG an die italienische AFV Acciaierie Beltrame S.p.A. 2010 übernahm AFV Beltrame S.p.A. die Stahl Gerlafingen AG vollständig.

Ein Rohstoffkreislauf wird geschlossen

Pro Kopf sind in der Schweiz 8 Tonnen Stahl in Bauwerken und Gütern tragend im Einsatz.[3] Jährlich kommen pro Kopf 340 kg neuer Stahl dazu, davon etwa 150 kg Bewehrungs- und Profilstähle.[4] 190 kg Stahl gehen ausser Betrieb und werden zu Stahlschrott.[5] Die Verwertung dieses Stahlschrottes macht das darin enthaltene Eisen wieder nutzbar für neue Einsatzzwecke. Diese Rohstoffgewinnung aus Bauwerken und Gütern wird auch als Urban Mining bezeichnet.

Für die Bewehrungs- und Profilstähle funktioniert es besonders gut. Sie werden praktisch ohne Material- und Qualitätsverlust wieder zu gleichwertigen Produkten verarbeitet (kein Down-Cycling). Der hohe Eisenanteil der Bewehrungsstähle von etwa 98 % bleibt mustergültig im Kreislauf. Nach den mechanischen Trennschritten bei Abbruch und Schrottaufbereitung erfolgen Homogenisierung und die metallurgischen Trennschritte im Stahlwerk. Neben den Stahlprodukten entstehen dabei der sehr tragfähige Recyclingkies-Elektroofenschlacke (EOS) und aus der Abgasreinigung ein konzentriertes Zink-Sekundärerz mit über 40 % Zink, das den Zink-Kreislauf schliesst.

Recyclingstahl ist qualitativ hochwertig, energieeffizient und umweltgerecht. Recyclingstahl erfüllt alle im Bauwerk geforderten Eigenschaften wie Festigkeit, Duktilität oder Oberflächen. Besonders, wenn verdichtet in die Tiefe oder in die Höhe gebaut wird, ist Stahl mit seiner hohen Tragfähigkeit die beste Lösung. Stahlrecycling erfordert viel weniger Energie als die selbst schon effiziente Primärherstellung und erzeugt etwa zehnmal weniger CO2. Die Energieeffizienz der Prozesse und die umwelttechnischen Anlagen haben ein hohes Niveau erreicht und werden laufend weiterentwickelt.

Stahl Gerlafingen betreibt das Stahlrecycling nahe bei Schrottanfall und Stahlverwendung. Damit sind die Transportwege im Mittel unter 90 km lang. Sie werden zur Hälfte mit der Bahn abgewickelt.

Umweltproblematik

Von Beginn weg gab es bei Stahl Gerlafingen respektive der damaligen Von Roll die für solche Betriebe typischen Luftschadstoff-Emissionen. Nach Einführung der Umweltgesetzgebung in der Schweiz ergab sich auch für Von Roll eine Filterpflicht. Auch danach wurden aber die LRV-Grenzwerte vor allem in der Nahumgebung Biberist/Gerlafingen periodisch überschritten.

Mit Inbetriebnahme eines neuen Schmelzofens in den 1990er Jahren verschärfte sich die Problematik erneut, bevor das kantonale Amt für Umwelt (AfU) einschritt und das Unternehmen veranlasste, eine neue, bessere Filteranlage zu installieren. Ab August 1997 verbesserten sich die Emissionswerte spürbar, die Grenzwerte für die Schwermetalle Blei, Cadmium, Kupfer und Zink sowie für Schwebestaub konnten zum guten Teil eingehalten werden.[6][7] Eine Ausnahme bildeten die Dioxine und Furane, wo zusätzliche Massnahmen erforderlich waren.[8] 2014 hielt der positive Trend an, wobei jedoch vor allem bei Zink fortlaufend Grenzwert-Überschreitungen registriert wurden.[9]

Die Schadstoff-Emissionen des Stahlwerks fanden ihren Ausdruck sekundär auch in der Bodenbelastung vor allem der näheren Werksumgebung bis 1500 Meter Umkreis. Hier waren und sind die Belastungen aus der permanenten historischen Akkumulation (abzüglich des durch Auswaschung in den Boden abgesickerten Anteils) oberhalb des sog. Prüfwertes. Das AfU sprach von einer potentiellen Gefährdung von auf dem nackten Boden spielenden Kindern, von Hausgärten und von Weidetieren respektive deren nachfolgender Nahrungskette. Die Situation werde weiter beobachtet und bei Bedarf würden Gegenmassnahmen ergriffen.[10] In das Monitoring einbezogen wurde ab Ende 2004 auch das Grundwasser.[11]

Ein weiteres Problem stellten die Abwasser- und Sinter-Abgaben des Stahlwerks in die Emme dar. Zwecks deren Reduktion wurde 1999 eine neue Abwasser-Vorbehandlungsanlage in Betrieb genommen.[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht der AFV Acciaierie Beltrame S.p.A. (Link nicht mehr abrufbar)
  2. Das Eisenwerk in Gerlafingen. 1914, Die Berner Woche in Wort und Bild, abgerufen am 27. Juni 2020.
  3. [1] Vertiefungsarbeiten Umweltingenieure ETH Zürich, 1999
  4. [2] Zollstatistik Schweiz: Siderurgische Erzeugnisse
  5. [3] USMR: Kennzahlen Eisen und Stahlschrott
  6. Medienmitteilung Amt für Umwelt (AfU) vom 30. Jan. 1998: Stahlwerk: Luftschadstoff-Belastung hat wesentlich abgenommen
  7. AfU: graphische Darstellung (Balkendiagramme) der Luftschadstoff-Entwicklungen 1989-1997
  8. Medienmitteilung Stahl Gerlafingen vom 20. April 1998
  9. AfU: Immissionswerte Stahl Gerlafingen
  10. AfU: Bodenbelastungsgebiet Biberist/Gerlafingen, Schlussbericht, 1997
  11. Kooperationsvereinbarung AfU-Stahl Gerlafingen AG, 1. Dez. 2003
  12. Medienmitteilung AfU vom 30. Jan. 1998, vergleiche Einzelnachw. 2)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Stahl Gerlafingen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.