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Jakow Jisrael Kaniewsky

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Jakow Jisrael Kaniewsky, der Steipler

Jakow Jisrael Kaniewsky, bekannt als Der Steipler oder Steipler Gaon, Verfasser des Kehillot Jakow (geb. 1899 in der Ukraine; gest. 10. August 1985 in Bne Brak), war ein bedeutender israelischer Rabbiner, talmudischer Gelehrter und Posek. Er war der Schwager des Chason Isch und der Vater von Raw Chaim Kanievsky.

Leben

Jakow Jisrael Kaniewsky wurde in der Stadt Horonosteipel (heute Ukraine) geboren, worauf sein Beiname "der Iluj aus Horonosteipel", oder kurz "der Steipler", zurückgeht. Sein Vater war Chaim Peretz, ein Tschernobyler Chassid und der Schochet der Gemeinde. Reb Chajim Perez war Anhänger des Admor "Ha'amek Sche'ela" und nannte seinen Sohn Jakow Jisrael nach dem Grossvater des Admors.

Im Alter von etwa 11 Jahren verlor Jakow Jisrael seinen Vater und begann hernach sein Studium an der Novardoker Jeschiwa, die zu dieser Zeit unter der Leitung des berühmten Rabbiners Yosef Yoizel Horowitz stand. Rasch erwarb er sich einen Ruf als Talmid Chacham. Der Rosch Jeschiwa der Luzerner Jeschiwa, Raw J. D. Koppelmann, sagte in seinem späteren Hesped über den Steipler, dass schon damals, als er in der Jeschiwa in Grodna lernte, der Steipler in allen Städten Litauens für seine aussergewöhnliche Begabung und für seinen überaus grossen Fleiss bekannt war. Auch fünfzig Jahre später, als sich der Schweizer Rosch Jeschiwa für einen Besuch in Erez Jisrael befand und die ganze Welt schon den Steipler besuchte, unterliess es Raw Koppelmann, dem Steipler einen Besuch abzustatten aus Furcht, er könne ihn dadurch unnötig bei seinem fleissigen Lernen stören ...

Als Jakow Jisrael Kaniewsky etwa 19 Jahre alt war, beauftragte ihn Raw Horowitz, eine Zweigstelle der Jeschiwa in Rogatschow zu eröffnen, allerdings wurde er erst einmal für die Rote Armee zwangsrekrutiert, aber auch dort befolgte er trotz schwierigster Bedingungen alle Mitzwot auf das strengste. Während seiner Militärzeit wurde Raw Kaniewsky einmal vor das Kriegsgericht gebracht, weil er wegen der Einhaltung des Schabbats einer Dienstpflichtverletzung für schuldig befunden worden war. Als Bestrafung musste er ein Spalier von Soldaten passieren, die aufgefordert waren, ihn zu schlagen. In späteren Jahren sprach er davon, dass dieses Vorkommnis, eine Strafe für die Befolgung religiöser Gebote und die Demonstration seiner Standhaftigkeit, ihm eine unvergleichliche Befriedigung und Genugtuung vermittelt habe.

Nachdem es ihm im Jahr 1920 gelungen war, den Militärdienst zu quittieren, und er in der Folge als Toragelehrter, festgesetzt durch die kommunistische Polizei, ein Jahr in Minsk im Gefängnis eingesperrt war, ging er nach Białystok, um dort sein Tora-Studium ungestört fortsetzen zu können. Dort studierte er unter Raw Avraham Jofen.

1925 veröffentlichte Kaniewsky sein erstes Buch unter dem Titel Scha'arei Tevuna ("Tore des Verstehens"), das mit grossem Beifall aufgenommen wurde und von dem auch der Chazon Ish in Wilna Kenntnis erhielt. Ohne ihm je begegnet zu sein, entschied Karelitz, dass der Autor eines solchen Werkes würdig sein müsse, seine Schwester Miriam zu heiraten, und organisierte einen Schidduch. Nach der Chatuna lernte der Chason Isch mit dem Steipler während dreier Monate, und ab diesem Zeitpunkt betrachtete der Steipler seinen Schwager als seinen Lehrer.

Kaniewsky wurde dann zum Rosch Jeschiwa der Novarodok Jeschiwa in Pinsk bestellt, in der 700 Bachurim lernten. Er erteilte dort Schiurim und auch Sichot Mussar. Er wurde bei den Schülern schon sehr bald beliebt, und seine Schiurim wurden rege besucht.

Im Jahr 1934 verliess er auf das Drängen seines Schwagers hin Polen und ging nach Erez Jisrael (Bnei Brak), wo der Chason Isch bereits seit eineinhalb Jahren lebte. Die Bewohner von Pinsk und die Jeschiwa-Schüler waren damit überhaupt nicht einverstanden gewesen, protestierten dagegen und stahlen sogar die Briefe, die aus Erez Jisrael an Kaniewsky geschickt wurden. Fünf Jahrzehnte leitete der Steipler schliesslich dort zwei Jeschiwes, und seine Tora und sein Zidkut wurden überall gerühmt. Obwohl er als Toragelehrter Weltruf besass, mied er die Öffentlichkeit und insbesondere die Tagespolitik und lebte in bescheidenen Verhältnissen in seinen eigenen vier Wänden der Lehre, dem Studium, dem Schreiben und widmete sich ausschliesslich der Tora und guten Taten. Solange der Chason Isch lebte (er starb 1953), sah sich der Steipler als Schüler des Chason Isch und pflegte ihn jede kleine Sache zu fragen. Er lernte auch oft mit ihm zusammen. Der Tod des Chason Isch brachte es mit sich, dass der Steipler in einer gewissen Art ungewollt an dessen Stelle trat, denn nun wurden schwierige Fragen und Entscheidungswünsche aus der ganzen Welt an ihn gesandt. Viele Gedolei Hador jener Generation wandten sich wegen schwieriger Entscheidungen an ihn, unter anderen auch Jitzchak Se'ev Solovietzik. Bei einem Besuch des Steiplers in Tel Aviv beim Admor von Bels, Raw Ahron Roke'ach, erhob sich Reb Ahron sofort von seinem Stuhl und rief aus: "Der Gadol Hador ist gekommen!"

Krankheit und Tod

Am Sterbebett (Illustration der "Jüdischen Zeitung" vom 19.7.2013, siehe Hinweis unten)

1985 erkrankte der Steipler an der Krankheit, von der er sich nicht mehr erholte, und musste grosse Leiden durchstehen. Sein Verstand blieb aber glasklar, bis er sein Bewusstsein drei Tage vor seinem Tod verlor. Sein Enkel, Raw Awraham Jeschaja Kaniewsky, der Sohn von Raw Chajim Kaniewsky, erzählte von diesen kritischen Stunden des Gaons, bevor er sein Bewusstsein verlor: Ungefähr um Mitternacht bat er alle Anwesenden, das Zimmer zu verlassen, und verkündete: "Ich habe noch drei Stunden zu leiden, lasst mich alleine sein!" Alle zitterten, als sie das hörten, und leisteten seiner Bitte Folge. Dann rief er mich mit meinem Namen und bat, ich solle zu ihm herein kommen. Als ich eintrat, bat er mich näher zu treten und fragte mich aus, sodass er mit Sicherheit feststellen konnte, dass ich es auch wirklich war, denn es war dunkel und er konnte nichts sehen. Plötzlich rief er aus: "Derjenige, der sich unter dem Bett befindet, soll sofort heraus gehen!" Und wirklich kroch jemand heraus und verliess das Zimmer. Er fühlte es irgendwie. Dann wies er mich an, dass ich kontrollieren sollte, ob wirklich alle das Zimmer verlassen haben, und ich solle danach die Türen schliessen. Als ich dies getan hatte, sagte er mir einige Dinge und gab mir verschiedene Anweisungen, unter anderem auch, was mit seinen Schriften und Sefarim geschehen sollte. Einiges habe ich verstanden, andere Dinge hoffe ich, irgendwann einmal zu verstehen. Dann fiel sein Kopf auf sein Kissen und er begann zu weinen. Dabei sagte er: "Ribbono schel Olam, vielleicht habe ich keine guten Ratschläge gegeben?" Das wiederholte er viele Male und weinte unaufhörlich während zwei Stunden. Auch ich stand dort und weinte mit ihm zusammen. Ich zitterte am ganzen Leib und war von einer schrecklichen Furcht gepackt - ein Zustand, der nicht beschrieben werden kann. Nach drei Stunden verlor er sein Bewusstsein, atmete zwar noch, hatte aber kein weiteres Lebenszeichen. Die Ärzte versuchten, von ihm eine Reaktion zu erhalten, und fragten, welches Essen er gerne hat. Niemand konnte diese Frage aber beantworten, denn eine solche Sache gab es bei ihm nicht. Die Ärzte drangen aber darauf, dass wir irgendetwas finden, das er gerne hat, bis ich die Idee hatte, dass man ihm vielleicht etwas Tora zu hören geben könnte. Ich brachte ein Tonbandgerät mit einem Mischna-Schiur (er war es gewohnt, unterwegs Mischnojat auswendig zu wiederholen) und liess es laufen. Und siehe da: Sobald der Gaon die bekannten Klänge der Mischnajot hörte, konnte man auf seinem Gesicht plötzlich Zufriedenheit sehen. Die Ärzte trauten ihren Augen nicht. Als der Maggid Schiur ein Wort etwas falsch aussprach, konnte man in seinem Gesichtsausdruck eine Enttäuschung erkennen ...

Über 150.000 Trauergäste nahmen an der Beerdigung des "Steiplers" im Jahr 1985 teil.

Sein einziger Sohn, Raw Chaim Kanievsky, folgte dem von seinem Vater vorgezeichneten Weg und wurde in der haredischen Welt eine grosse Autorität. Er war mit der Tochter von Raw Josef Schalom Eljaschiw verheiratet. Die beiden Töchter des Steiplers heirateten zwei grosse Talmidei Chachamim, Raw Schaul Barsam und Raw Schlom'ke Berman.

Eine typische Geschichte aus seinem Leben

Als Bochur wurde der Steipler unter den Bolschewisten in die Rote Armee eingezogen. Er probierte alles, um am Schabbes nicht zu arbeiten und Mitzwes zu halten. Er hat dort viel gelitten und viele Schläge bekommen, aber er sagte immer, dass diese Schläge ihm ein gutes Gefühl gaben, dass er es geschafft hatte, ein ehrlicher Jid zu bleiben. Eine berühmte Geschichte besagt, dass er einige Stunden Wache stehen musste. Zu diesem Zweck gab man ihm einen Mantel, der in der beissenden Kälte ein wenig Wärme geben sollte. Der Steipler war besorgt, dass der Mantel Schatnes enthält, und dachte sich, dass er es die ersten fünf Minuten wohl ohne Mantel aushalten könnte, und solange war das Tragen von Schatnes als Pikuach Nefesch noch nicht erlaubt. Nach fünf Minuten überlegte er kurz und dachte, er könne es wohl nochmals fünf Minuten aushalten. Nach vielen fünf Minuten war seine Zeit auf dem Wachposten um. Er ging voller Freude zurück, dass er keinen Schatnes tragen musste.

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Werk

Der Steipler verfasste viele Werke, sein Magnum Opus ist das vielbändige Kehillot Yaakov über den Talmud, daneben u. a. auch Birkath Peretz über den Pentateuch und Chayei Olam. Es gibt mehrere Bände von Briefen, bekannt als Karyana D'Igarata, und ein mehrbändiges Werk seines Schülers, Raw A. Horowitz, das das Leben des Steiplers beschreibt, bekannt unter dem Namen Orchot Rabbeinu.

Hinweis

Der Artikeltext beruht in Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 27. Juli 2012, Seite 26-28. Ergänzungen wurden derselben Zeitung, Ausgabe vom 19. Juli 2013, Seite 24, entnommen (Verfasser: D. Goldschmidt).

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