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Belz (chassidische Bewegung)
Belz ist eine chassidische Dynastie, benannt nach der ehemals ostpolnischen Kleinstadt Belz (seit 1951 Ukraine).
Gründer ist Rabbi Schalom Rokeach von Belz (Sar Schalom genannt, * 1779, gest. 10. September 1855). Er half, in Belz die eindrucksvolle, wehrhafte Synagoge zu errichten (eingeweiht 1843, verfügte über 5 000 Sitzplätze, beim Einmarsch der Nazis in Belz zerstört: Weder konnten die Nazis sie in Brand stecken noch sprengen, so hatten sie dann jüdische Männer zwangsverpflichtet, das Gebäude Stein für Stein abzutragen).
Nach Rabbi Schaloms Tod wurde sein jüngster Sohn, Jehoschua Rokeach ( * 1825, gest. 3. Februar 1894), der nächste Belzer Rebbe.
Der dritte Belzer Rebbe war Yissachar Dov Rokeach I. ( * 1851, gest. 30. Oktober 1926).
Die Belzer verfolgten ein Joschwim-Programm, das viele aussergewöhnliche Gelehrte hervorbrachte. Die Joschwim waren verheiratete und unverheiratete Männer, die zum Teil rund um die Uhr in der Synagoge blieben und den Talmud studierten und beteten. Die Menschen aus der Umgegend brachten Nahrungsmittel und alles, was man brauchte, so dass die Joschwim nicht gezwungen waren, die Synagoge zu verlassen.
Nach Yissachar Dovs Tod 1926 ging die Funktion des Rebben auf dessen ältesten Sohn über, Aharon Rokeach ( * 1880, gest. 18. August 1957).
Einige der grössten Gelehrten dieser Zeit waren Belzer Chasidim. Nachdem die Deutschen Polen besetzt hatten, war der Wunder-Rabbi von Belz auf der Liste derjenigen, die die Deutschen suchten, um sie auszulöschen. Unterstützt durch finanzielle Mittel von Belzer Chasidim aus England, den USA, aus Palästina, gelang es aber dem Rebben und seinem Halbbruder, Rabbi Mordechai von Bilgorai, auf einer abenteuerlichen und teils nur durch Wunder erklärbaren Flucht (über Sokal, Premisl, Krakau, Bochnia, Ungarn, zuweilen mit kurz geschnittenen Haaren, rasiert, verkleidet als russische Generale), den Nazis immer eine Nasenspitze voraus zu sein und nicht in deren Netze zu gehen; acht Monate verbrachten sie in Budapest, im Januar 1944 konnten sie dann den Orient Express nach Istanbul besteigen (keine zwei Monate später begannen dann auch in Ungarn die rasend schnellen Deportationen der dortigen 450 000 Juden). Der Rebbe Aharon, der seine ganze Familie (Frau, Kinder, Enkel) verloren hatte, gründete die Belzer neu in Tel Aviv;
Beide heirateten nach dem tragischen Verlust ihrer Frauen abermals, aber nur Rabbi Mordechai hatte Nachwuchs: Yissachar Dov Rokeach II., 1948.
Rabbi Mordechai starb plötzlich ein Jahr später im Alter von nur 47 Jahren. Rebbe Aharon nahm seines Bruders Sohn unter seine Fittiche, um ihn auf seine zukünftige Aufgabe als Nachfolger des Belzer Rebben vorzubereiten.
Die Belzer Chasidim wären durch den Holocaust beinahe ausgelöscht worden. Rebbe Aharon wurde ein anerkannter Führer der Toratreuen in Israel, er legte die Grundlagen für das Wachstum der Belzer Chasidut durch Gründung von Schulen und Jeschibot in Tel Aviv, Bnei Brak und Jerusalem. 1950 verlagerte der Rebbe seinen Sitz nach Katamon in Jerusalems Nachbarschaft; als er 1957 starb, war sein Neffe erst neun Jahre alt.
Für die nächsten neun Jahre hatten die Belzer dann keinen aktiven Rebbe; Yissachar Dov heiratete mit 17 die Tochter des Vishnitzer Rebben (Moshe Yehoshua Hager), zog nach Bnei Brak, um seinem Schwiegervater näher zu sein, ein Jahr später kehrte er jedoch nach Jerusalem zurück, um das Amt des Belzer Rebben zu übernehmen, einige Belzer Chasidim akzeptieren ihn nicht.
Seit 1966 präsidiert Rabbi Yissachar Dov Rokeach als Oberhaupt der Belzer Chassidim. Unter seiner Führung wurden mehrere Schulen und Jeschiwot gegründet und erfolgreich aufgebaut; es gab auch eine Abwendung vom strikten Anti-Zionismus hin zu einer Mitarbeit innerhalb des politischen Systems in Israel, was zu Spannungen mit radikal anti-zionistischen Gruppierungen führte.
Seit 1980 förderte Yissachar Dov Rokeach Pläne zur Neuerrichtung einer monumentalen Synagoge in Jerusalem – in Anlehnung an die ursprüngliche in Belz – die im Jahre 2000 mit finanzieller Hilfe der Belzer Chasidim eingeweiht werden konnte und über 6000 Sitzplätze verfügt.
Literatur
- Dovid Rossoff, Where Heaven Touches Earth: Jewish Life in Jerusalem from Medieval Times to the Present, Jerusalem 1998
- Yisroel Spiegel, The Belz Beis Medrash in Yerushalayim: Full Circle, De'iah Ve'Dibur, 2000
- Yosef Israel, Rescuing the Rebbe of Belz, Mesorah Publications, Ltd., 2005
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