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Stricken

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Albert Anker: Strickendes Mädchen (1884)
Nach Georgios Jakobides: Der Probestrumpf (1887)

Stricken ist die Herstellung von Maschen mit Hilfe eines oder mehrerer Fäden oder Garne sowie zweier oder mehrerer Nadeln. Der Faden wird dazu auf der Nadel mit sich selbst verschlungen.

Gestricke sind im Vergleich mit Geweben dicker, schwerer, wärmeisolierender und durchsichtiger.

Geschichte

Maschinelles Stricken

Während beim Wirken die Maschenreihe mit sämtlichen Einzelmaschen auf einmal entsteht, werden beim Stricken die Maschen nacheinander gebildet. 1856 ließ der Engländer Mathew Townsend aus Leicester eine mit Gelenk versehene Nadel (Zungennadel) patentieren. Mit Hilfe dieser Nadel wurde der Maschenbildungsprozess einfacher als mit Spitzennadeln. 1881 wurde die Doppelzungennadel von Durand erfunden. Dadurch konnten jetzt von Links-Links-Strickmaschinen gebaut werden. In Bezug auf die Ausgestaltung unterscheidet man Flach- und Rundstrickmaschinen, die sowohl für den Hand- als auch für den Motorbetrieb infrage kommen.

Siehe auch → Strickmaschine.

Techniken

Stricken von Hand

Als Material verwendet man Handstrickgarn, das z. B. aus Seide, Wolle, Baumwolle, Viskose oder Polyacryl bestehen kann. Die Stricknadeln werden aus Stahl, (Bambus-) Holz, Kunststoff oder Carbonfasern angefertigt, sind 15 bis 50 cm lang, überall gleich stark (2–20 mm) und an den Enden etwas zugespitzt. Wenn man mit zwei Nadeln strickt, so sind diese an einem Ende mit einem Maschenstopper versehen, damit die Maschen nicht abgleiten können. Auf die eine Nadel werden durch Knüpfen Maschen aufgelegt; diese Nadel nimmt man in die linke Hand und legt den an der letzten Masche hängenden Faden über den Zeigefinger um die anderen Finger; mit der von der rechten Hand gehaltenen zweiten Nadel sticht man in die erste Masche, fasst mit der Nadel den straff angezogenen Faden, zieht ihn durch die Masche hindurch und lässt diese von der Nadel heruntergleiten. Da der Faden ohne Unterbrechung fortläuft, sind alle Maschen miteinander verbunden. Die Haltung der Stricknadeln unterscheidet sich zwischen den Ländern, d. h. sie ist z. B. in Deutschland anders als in Italien. Die Bilder zeigen das Vorgehen bei „englischer“ Strickweise (gebräuchlich im angelsächsischen Raum, teilweise auch in den Niederlanden und Frankreich), bei der der Faden mit der rechten Hand geführt wird. Bei „kontinentaler“ Strickweise, die im deutschsprachigen Raum gebräuchlicher ist, wird der Faden mit der linken Hand geführt und mit der rechten Nadel durch die vorhandene Masche durchgeholt.

Stricken mit 4 Nadeln, dem Nadelspiel

Man unterscheidet rechts- und linksgestrickte Maschen. Beim Rechtsstricken sticht man von vorn in die Masche und zieht den Faden von hinten nach vorn durch, beim Linksstricken ist es umgekehrt. Ist die Strickarbeit lappen- oder streifenartig, so bedient man sich zweier Nadeln und wendet jedes Mal am Ende der Nadel das Strickzeug um. Will man ein Rund stricken, so braucht man vier oder fünf Nadeln (ein so genanntes Nadelspiel) oder eine Rundstricknadel, die aus zwei durch einen Perlondraht miteinander verbundenen Nadeln besteht. Verwendet man ein Spiel, so werden die Maschen auf vier Nadeln verteilt, die fünfte wird zum Abstricken der Maschen verwendet. Bei einer Rundstricknadel werden die Maschen fortlaufend abgestrickt, wodurch ein schlauchförmiges Gestrick entsteht. Durch die Variation von rechten und linken Maschen, Ab- und Zunahmen, Umschlägen, Verschränken der Maschen und anderen Arten von Maschenbildungen kann man verschiedene Muster in die Strickerei einbringen (Strickmuster). Mit der so genannten Doppelstrick-Methode, die vor allem in Ostpreußen zu Hause war, werden zwei verschieden farbige Fäden verstrickt. Dadurch können Mützen, Strümpfe oder Handschuhe so hergestellt werden, dass bei kompletter Wendung der Innenseite nach außen das gleiche Muster, aber in der anderen Farbe zu sehen ist.

Gestrickt werden können fast alle Arten von Kleidungsstücken wie z. B. Strümpfe, Pullover, Röcke, Jacken, Strickjacken, Hauben, aber auch Kunststrick-Decken, Gardinen, Teppiche etc.

Maschinelles Stricken

Mit industriellen Rundstrickmaschinen lassen sich besonders feine Gestricke herstellen, Flachstrickmaschinen erzeugen mit Baumwoll-, Woll-, oder Synthetik-Garnen Kleidungsstücke wie z. B. Pullover. Wie dick das Gestrick wird und welche tragetechnischen Eigenschaften es hat, hängt dabei unter anderem von der Strickmaschine, dem verwendeten Garntyp, dem eingesetzten Fasermaterial und der Strickbindung ab.

Industrielle Strick- und Wirkmaschinen sind nicht gleichzusetzen mit Handstrickapparaten, bzw. Heimstrickmaschinen, wie sie in den 1960er und 1970er Jahren und auch in den letzten Jahren (Stand 2009) wieder vermehrt im häuslichen bzw. Hobbybereich eingesetzt werden. Die Erzeugung eines Kleidungsstücks in einem Arbeitsgang ist mit solchen Apparaten nicht möglich. Die Funktionsweise ähnelt zwar der einer industriellen Maschine, die Maschen hängen in einer Reihe auf Zungennadeln und werden mittels eines beweglichen Schlittens abgestrickt, anschließend wird das Gestrick in derselben Weise weiterverarbeitet wie beim Handstricken.

Strickmuster

Gestrick einer Rundstrickmaschine rechte Seite
Gestrick einer Rundstrickmaschine linke Seite

Es gibt im Grunde genommen nur zwei verschiedene Maschenarten.

  • die rechte Masche, bei der die neue Schlaufe von hinten kommend nach vorn durch die alte Schlaufe gezogen wird (d. h. der querlaufende Teil des Fadens liegt hinten)
  • die linke Masche, bei der der Faden von vorn nach hinten durchgezogen wird, wobei der querlaufende Teil vorn zu liegen kommt.

Beide bilden jeweils die Rückseite der anderen. Alle anderen „Maschen“ sind nur Abwandlungen der rechten oder linken Strickart. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang außer rechten und linken Maschen:

  • verschränkte/verdrehte Masche (Masche um 180° gedreht auf der Nadel)
  • Umschlag
  • mehrere Maschen zusammenstricken
  • Maschen verkreuzen (z.B. für Zopfmuster)
  • Maschen aufnehmen oder anschlagen am Anfang der Strickarbeit oder um die Maschenzahl zu erhöhen
  • Maschen aufnehmen aus der vorhergehenden Reihe, um Bogeneffekte zu erzielen
  • Maschen abketten am Ende der Strickarbeit oder um die Maschenzahl zu verringern
  • Maschen abheben, um in die Höhe verlängerte, über zwei oder mehr Reihen gehende Maschen zu erzielen, die dann oft auch noch verkreuzt werden.

Durch Kombination dieser Maschen erhält man unterschiedliche Muster.

Stricken aktuell

Eingestrickter Baum in Ohio

Bei offenen Strickrunden, sogenannten Strickkränzchen, treffen sich auch junge Menschen und lernen Tipps und Tricks von einer Strickdesignerin. Die Radical-Crafting-Bewegung verbindet Stricken mit Politik. Junge Leute nutzen das Stricken als Möglichkeit, um gegen industriell gefertigte Massenware zu protestieren.[1] Auch die Kunstszene hat das Stricken wieder für sich entdeckt. Beim Urban Knitting stricken Strickguerilla-Aktivisten Gegenstände wie Skulpturen, Bäume oder Regenrinnen bunt ein.[2] Die Texanerin Magda Sayeg und ihr Strick-Kollektiv KnittaPlease gelten als Erfinder des Urban Knittings. Schon 2005 schmückten sie Telefonzellen mit Strickmustern.[3]

Siehe auch

Literatur

Geschichte des Strickens

  • Sylvia Greiner: Kulturphänomen Stricken. Das Handstricken im sozialgeschichtlichen Kontext, Verlag Bernd A. Greiner, Weinstadt 2002, ISBN 978-3-935383-06-6
  • Anne Macdonald: No Idle Hands: The Social History of American Knitting, Ballantine Books, 1990
  • Richard Rutt: A History of Hand Knitting, 1987
  • Susan M. Strawn; Melanie Falick: 'Knitting America: A Glorious Heritage from Warm Socks to High Art, Voyageur Press, 2007
  • Irena Turnau: History of knitting before mass production, Oficyna Wydawnicza „Akcent“, Warszawa 1991, ISBN 83-900213-2-3

Anleitungen

  • Debbie Bliss: Stricken, Haupt, Bern 2000, ISBN 3-258-06039-8
  • Katharina Buss: Das große Strickbuch, Urania-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-332-01434-X
  • Lisl Fanderl: Bäuerliches Stricken, Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2001
    • 1. – Alte Muster aus dem alpenländischen Raum, ISBN 3-475-52128-8
    • 2. – Strümpfe, Jacken und Westen nach alten Mustern aus Museen und Privatbesitz, ISBN 3-475-52266-7
    • 3. – Bezaubernde Strickmuster aus Bozen, Innsbruck, Wien, Laufen a.d. Salzach, Nördlingen, Eichstätt sowie aus den Klöstern Niederaltaich und Frauenchiemsee, ISBN 3-475-52402-3
  • Emmy Heine: Schule des Strickens, Wagner, Leipzig 1879, (Lehrbücher der Handarbeit; 1)
  • Gabriele Hillardt: Das Stricken, Hasbach, Wien 1887

Weblinks

 Commons: Stricken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Stricken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.