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Sturzbecher
Ein Sturzbecher ist ein Becher oder Pokal, der auf Grund seiner Formgebung ohne Fuß nicht abgestellt werden kann, sondern gestürzt d. h. auf dem Trinkrand ruhend.[1]
Er besteht aus dem hohlen Kelchteil und einem unten spitz oder gerundet zulaufenden stielähnlichem Griffteil, wodurch der Sturzbecher nur entleert umgekehrt abgestellt werden kann. In gefülltem Zustand muss er in der Hand oder einem speziellen Gestell gehalten werden.
Diese Formgebung wurde im frühen Mittelalter gewählt, um einer realen oder empfundenen Gefahr durch Vergiftung des Getränks zu begegnen. Dementsprechend war er in vornehmen Kreisen in Benutzung, so dass es häufig sehr wertvolle, reich verzierte oder figürlich dargestellte Exemplare in vielen Museen und Sammlungen zu sehen gibt.
Im 14. Jahrhundert entwickelten Siegburger Töpfer eine Sonderform des Sturzbechers aus dem dort entwickelten Trichterhalsbecher.[2] Dieses Steinzeuggefäß wurde in rheinischen Töpferzentren noch bis ins 17. Jahrhundert hergestellt und diente der Unterhaltung bei Trinkgelagen.
Eine Sonderform aus dem 16./17. Jahrhundert ist der Jungfrauenbecher oder Brautbecher, bei dem eine zweite Schale drehbar angebracht ist. Bei dieser im Nürnberger Raum verbreiteten Form musste ein Brautpaar beide Schalen gleichzeitig austrinken, ohne den Inhalt zu verschütten.
Der Begriff hat sich über die Jahrhunderte auch als Familienname etabliert, zum Teil in sprachlichen Abwandlungen wie 'Stürzebecher' und 'Störtebecker'.[3]
Eine vergleichbare Bauform hat der in Großbritannien bekannte Stirrup Cup (Steigbügel-Becher), dort wurde er vor der Jagd den Reitern gereicht.
Einzelnachweise
- ↑ Laut Etymologie-Duden bedeutet im Althochdeutschen sturzen so viel wie umstoßen, umstülpen, fallen
- ↑ Gisela Reineking von Bock: Steinzeug. Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln. Köln 1986. S. 100.
- ↑ Häufigkeitsverteilung des Familiennamens in Deutschland
Literatur
- Birgit Maul: Frühmittelalterliche Gläser des 5.-7./8. Jahrhunderts n. Chr.: Sturzbecher, glockenförmige Becher, Tummler und Glockentummler, R. Habelt, 2002, ISBN 3774930880
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