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Supinum
Das Supinum ist eine infinite Verbform. Es kommt in verhältnismäßig wenigen Sprachen vor und drückt zumeist eine Absicht oder einen Zweck aus. In der Regel wird das Supinum mit einem Bewegungsverb verwendet. Sprachen, die kein Supinum haben, verwenden stattdessen oft den Infinitiv. Das Supinum gab es vermutlich im Proto-Indogermanischen.
Lateinische Sprache
Im Lateinischen gibt es zwei Supina. Das Supinum I findet sich ausschließlich in Abhängigkeit von Verben der Bewegung und ist formgleich dem Neutrum Singular des Partizip Perfekt Passiv (PPP); die Endung lautet -tum. Das Supin II wird gebildet, indem man bei der Form des Supin I das -m weglässt (Bsp.: laudare, Supin I: laudatum, Supin II: laudatu). Supin I wird mit „um zu“ und II mit „zu“ übersetzt. Die Formen sind eher selten.
Beispielsätze:
Supin I:
- Marcus nuntium mīsit rogātum vīnum. – Marcus schickte einen Boten, um Wein zu erbitten.
- Amīcī venērunt grātulātum. – Die Freunde kamen, um Glück zu wünschen.
Supin II:
- Hoc est facile dictu. – Das ist leicht zu sagen.
- Iucundum cognitu est. – Es ist angenehm zu erfahren.
Litauische Sprache
Im Litauischen existiert ein Supinum (z. B. eik malkų atneštų, „Geh Holz holen/ums Holz“), jedoch wird oft anstatt des Supinums, das mit der Konditionalform (3. Person) formgleich ist, der Infinitiv verwendet. Das Bewegungsverb kann wegfallen, da schon die Supinumform allein die auszudrückende Bedeutung impliziert.
Rumänische Sprache
Das Supinum wird mit einer Präposition – meistens de – und dem Partizip gebildet:
- de lucrat vom Verb a lucra (arbeiten)
- de scris vom Verb a scrie (schreiben)
Es wird oft zusammen mit dem Verb a avea (haben) benutzt und drückt die Absicht, die Verpflichtung aus:
- Am de lucrat (ich habe zu arbeiten, ich muss arbeiten)
- Am de scris (ich habe zu schreiben, ich muss schreiben)
Es dient auch zur Bildung von vielen Komposita, in denen es meistens den Zweck ausdrückt:
- mașină de scris (Schreibmaschine, wortwörtlich: Maschine zum Schreiben)
- mașină de spălat (Waschmaschine, wortwörtlich: Maschine zum Waschen)
Schwedische Sprache
In der schwedischen Grammatik wird mit Supinum die indeklinable Nebenform des Partizips Perfekt bezeichnet, die gemeinsam mit den jeweiligen Formen des Hilfsverbs ha (haben) zur Bildung von Perfekt bzw. Plusquamperfekt verwendet wird:
- Jag har druckit lite vatten. (Ich habe etwas Wasser getrunken.)
Demgegenüber steht das deklinierte und adjektivisch gebrauchte Partizip Perfekt:
- det druckna vattnet (das getrunkene Wasser)
Slawische Sprachen
Das Urslawische (vgl. alttschechisch spáti vs. spat) kennt es. Von den lebenden Sprachen z. B. Niedersorbisch (z. B. źi spat, „Geh schlafen!“) und Slowenisch (z. B. grem jest, „ich gehe essen“).
Literatur
- Peter Stein: Die infiniten Verbformen des Rumänischen (infinitiv, supin, gerunzia, participiu) im Kontext der romanischen Sprachen. In: Iliescu, Maria & Sora, Sanda (Hgg): Rumänisch. Typologie, Klassifikation, Sprachcharakteristik. München 1996
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Supinum aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |