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Synagoge (Dirmstein)

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Ehemalige Synagoge, später zum Wohnhaus umgebaut (2009)

Die Synagoge in Dirmstein, einer Gemeinde im Osten von Rheinland-Pfalz, wurde als solche 1858 errichtet, 1933 verkauft und bis heute wiederholt umgebaut. Die Synagoge stand unweit der Laurentiuskirche und schräg gegenüber dem damaligen Rathaus.

Geschichte

Die Anzahl der jüdischen Bürger hatte vom ersten schriftlichen Zeugnis über eine jüdische Gemeinde – als 1464 die vermögenden Mitglieder in die Reichssteuerliste aufgenommen wurden – bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts meist bei einigen Dutzend gelegen. Spätestens ab 1738 unterhielt die jüdische Gemeinde eine zweistöckige „Judenschuhl“, womit man Betsaal und Schule bezeichnete. In der Zeit der napoleonischen Besetzung erhielten die Juden nicht die erhoffte Gleichstellung, aber mehr Rechte. Dadurch waren mehr Familien zugezogen. Während 1833 noch eine „israelitische Winkelschule“ von den Ortsbehörden untersagt wurde, konnte sechs Jahre später für den „Synagogensprengel Dirmstein“ eine Schule errichtet werden. 1858 hatte sie 28 Schüler, die aus Heuchelheim, Gerolsheim, Laumersheim und Obersülzen kamen.

Die jüdische Gemeinde erreichte 1855 die Höchstzahl von 129 Personen, als sich die 29 Familienvorstände entschieden eine neue Synagoge zu bauen. Eine Kollekte in allen jüdischen Gemeinden Bayerns erbrachte nur 460 Gulden. Die christlichen Bürger Dirmsteins spendeten hingegen 600 Gulden. Trotzdem durften die Glocken der benachbarten Kirche zur Einweihung am 4. September 1858 nicht läuten. Das bischöfliche Ordinariat in Speyer hatte sich dagegen ausgesprochen, weil „die Einweihung … als nicht-christlicher Glaubensakt zu betrachten ist“.[1]

In zwei Jahrzehnten schrumpfte die jüdische Gemeinde durch Ab- und Auswanderung auf 38 Personen. Schon 1873 wollte man die Glaubensgemeinschaft auflösen und Bissersheim angliedern. Dort lehnten die Juden einen Zusammenschluss ab. Seit 1913 konnte der Minjan von zehn religionsmündigen Männern nicht mehr erreicht werden, die Gemeinde hörte faktisch auf zu bestehen.[2]

Die ungenutzte Synagoge wurde immer schadhafter. Ende 1932 schlossen sich die Dirmsteiner Juden der Kultusgemeinde Frankenthal an und verkauften das Anwesen am 23. Januar 1933 für 3200 RM an einen örtlichen Bäckermeister.[3] Das Gebäude wurde wiederholt von Grund auf umgebaut und diente unter anderem als Bankfiliale.

1933 lebten nur noch 14 Angehörige der jüdischen Familien Hirsch und Liebmann in Dirmstein. Zwei von ihnen starben im südfranzösischen Lager Gurs, vier wurden im KZ Auschwitz ermordet. Rosa Hirsch hatte sich noch 1939 in Dirmstein abgemeldet und zog nach Wiesbaden. Sie starb in Majdanek oder Sobibor. In Dirmstein wurden neun Stolpersteine verlegt.

Bauwerk

Drei hohe Fenster mit maurischen Formen gliederten die Seitenwand der Synagoge zur Strasse hin. Die oberen Bögen waren durch aufgeputzte Hufeisenbögen hervorgehoben. Ein Konsolfries umrahmte die Fassade, dieser wurde nach 1933 überputzt. Dem heutigen Wohnhaus ist die ehemalige Funktion nicht mehr anzusehen.

Literatur

  • Rudolf H. Böttcher (böt): Maurische Bögen unter dicker Putzschicht. In: Die Rheinpfalz, Frankenthaler Zeitung, Nr. 267, 15. November 2008.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf H. Böttcher (böt): Maurische Bögen unter dicker Putzschicht. In: Die Rheinpfalz, Frankenthaler Zeitung, Nr. 267, 15. November 2008.
  2. 27 Dirmstein, 5 Landkreis Bad Dürkheim.
  3. Zeitungsnotiz ohne Titel. In: Frankenthaler Zeitung. Frankenthal 1933-01-24, S. 3.
49.5634918.248275
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Synagoge (Dirmstein) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.