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Szilárd Borbély
Szilárd Borbély (1963-2014)
Er gehörte zu den bekanntesten Lyrikern Ungarns und war für sein Dutzend Gedichtbände und mehrere Essaysammlungen mit allen bedeutenden ungarischen Literaturpreisen ausgezeichnet worden. Am 19. Februar 2014 hat sich Szilárd Borbély in Debrecen das Leben genommen, 49 Jahre alt. Wie eine Schockwelle verbreitete sich die Nachricht und hinterliess nicht nur in Kulturkreisen tiefe Erschütterung. Wer Borbélys Werke liest, sieht sich allerdings ständig mit den Motiven Angst und Tod, mit drängenden existenziellen und metaphysischen Fragen konfrontiert. Borbély kleidete sie nicht selten in kunstvolle Gedichtformen und «Texturen», als Dozent für ältere ungarische Literatur an der Universität Debrecen war er insbesondere mit der Ästhetik des 18. Jahrhunderts vertraut. Auf barocke Stilelemente und auf Versatzstücke jüdischer Mystik griff er in seinem wohl stärksten Gedichtband, «Leichenprunk» (2004), zurück. Darin verarbeitete er den Raubmord, dem seine Eltern zum Opfer fielen.
Borbély stammte aus einer armen halbjüdischen Familie, der Grossvater väterlicherseits kam in Auschwitz um. Aufgewachsen in einem Dorf im heutigen Siebenbürgen, ging er später zum Studium nach Debrecen. Von der bedrückenden Atmosphäre der Kindheitsjahre handelt Borbélys einziger Roman, «Die Mittellosen» (2013), ein inhaltlich beklemmendes und sprachlich grandioses Buch, das im Suhrkamp-Verlag 2014 auf Deutsch erschienen ist.
Zuletzt beschäftigte sich Borbély, der glänzend Deutsch sprach, mit der Übersetzung von Klaus Michael Bogdals preisgekröntem Werk «Europa erfindet die Zigeuner» ins Ungarische. Für diese Arbeit erhielt er ein Paul-Celan-Fellowship. Doch ähnlich wie Celan schaffte er es nicht, am Leben zu bleiben. «Ich möchte, dass alles zu Ende wäre. Es sei zu Ende», schrieb er schon 2003 im Gedicht «Berlin, Hamlet». Im Oktober 2014 war es so weit. Und die ungarische Gegenwartsliteratur verlor eine wichtige Stimme.
Hinweis: Obiger Text basiert auf einem entsprechenden Artikel der NZZ vom 25.2.2014
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