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Temperament
Das Temperament beschreibt die Art und Weise, wie ein Lebewesen agiert und reagiert, seinen Verhaltensstil also. Dieser ist tief verankert und setzt sich aus emotionalen, motorischen, aufmerksamkeitsbezogenen Reaktionen und der Selbstregulierung zusammen. Der Begriff umschreibt relativ konstante, daher typische Merkmale des Verhaltens wie Ausdauer, Reizschwelle, Stimmung, Tempo.
Etymologisch wurde das Wort temperamentum im 16. Jahrhundert im Sinne von „ausgeglichenes Mischungsverhältnis“ in der Pharmazie verwendet, beschrieb dann das „Mischungsverhältnis der Körpersäfte“ (siehe Humoralpathologie) und erhielt im 18. Jahrhundert die heutige Bedeutung.
Die traditionellen Einteilungen in Temperamente und deren zugeordnete Verhaltensmuster sind stark abhängig vom Kulturkreis. Am bekanntesten sind die griechische und die chinesische Einteilung der Temperamente.
Temperamentenlehre
Lange Zeit unterschied man im europäischen Kulturkreis vier auf Galenos von Pergamon zurückgehende Typen, die sich auf der Vier-Elemente-Lehre und der Humoralpathologie begründeten. Die Welt setzte sich demnach aus vier Elementen zusammen, die ihrerseits vier Haupteigenschaften kombinieren: Feuer (warm und trocken), Luft (warm und feucht), Wasser (feucht und kalt) und Erde (kalt und trocken). Auch der Mensch besteht aus diesen Elementen, denen die vier Körpersäfte (humores) entsprechen: gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim. Sind die Säfte harmonisch gemischt, hat der Mensch ein harmonisches Temperament; überwiegt ein Saft alle anderen, hat der Mensch einen ausgeprägten Charakter: Phlegmatiker – Wasser; Sanguiniker – Luft; Choleriker – Feuer; Melancholiker – Erde.
Moderne Temperamentstheorien
Im 20. Jahrhundert differenzierte die Forschung stärker, konnte sich jedoch auf keine Typologie einigen. In der heutigen empirischen Psychologie werden keine klar abgegrenzten Persönlichkeitstypen mehr verwendet, sondern Persönlichkeitsmerkmale auf einer fortlaufenden Skala gemessen, z.B. Neurotizismus.
In der Persönlichkeitspsychologie des letzten Jahrhunderts wurden verschiedene Temperamentstheorien entwickelt; zu den bekanntesten zählen:
- die Forschungen Hans Jürgen Eysencks
- eine Modifikation von Eysencks Modell wurde von Jeffrey Alan Gray vorgenommen
- der Myers-Briggs-Typindikator (MBTI)
- der Keirsey Temperament Sorter, eine Variante des MBTI
- die Temperamentsmerkmale nach Strelau
- die Forschung von Jerome Kagan (Harvard University)
Temperament ist von psychologischer Seite definiert worden als die besonders ausgeprägte Empfänglichkeit eines Menschen für ein bestimmtes Gefühl. Ein Mensch mit schüchternem, zaghaftem Temperament z. B. ist demnach ein Mensch, der mehr als andere dazu neigt, auf bestimmte Impulse (etwa die Begegnung mit fremden Menschen oder neuen Situationen) mit Ängstlichkeit zu reagieren.[1]
Literatur
- Jerome Kagan: Galen’s Prophecy: Temperament in Human Nature, Westview Press, 1997, ISBN 0813333555
Einzelnachweise
- ↑ Daniel Goleman: Emotional Intelligence. Why It Can Matter More Than IQ. 1 Auflage. Bantam, New York 1995, ISBN 0-553-09503-X., S. 215; Jerome Kagan: Galen’s Prophecy: Temperament in Human Nature, Westview Press, 1997, ISBN 0813333555
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Temperament aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |