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Theater am Neumarkt Zürich
Das Theater Neumarkt Zürich ist ein Theater am gleichnamigen Platz in der Altstadt von Zürich und besteht seit 1966. Das kleine Ensembletheater hat insgesamt rund 50 Mitarbeiter und zeigt vorwiegend eigene Produktionen. Sein flexibel nutzbarer Theatersaal bietet, je nach Raumsituation, bis zu 170 Zuschauern Platz. Eine kleine Nebenspielstätte, nach ihrer Lage Chorgasse genannt, verfügt über bis zu 40 Plätze. Rechtsträger des Theaters ist die Theater am Neumarkt AG, die mehrheitlich im Besitz von Stadt und Kanton Zürich ist.
Geschichte
Das an den Bilgeriturm angebaute Haus Neumarkt 5 in Zürich, in dem heute das Theater untergebracht ist, wurde 1742 von David Morf für die Zunft der Schuhmacher errichtet beziehungsweise umgebaut, aber nur etwa 50 Jahre als Gesellschaftshaus genutzt. Nach der Französischen Revolution wurde das Haus verkauft, beherbergte bis 1877 eine Töchterschule und ging 1888 in den Besitz des deutschen Arbeiterbildungsvereins Eintracht Zürich über, wo das Gebäude zu einem wichtigen Treffpunkt der Arbeiterbewegung in Zürich wurde. Unter anderem hielten sich Leo Trotzki und Wladimir I. Lenin, der während seines Zürcher Exils in der nahe gelegenen Spiegelgasse wohnte, hier immer wieder auf.
Im März 1921 wurde im ehemaligen Zunfthaus die Kommunistische Partei der Schweiz gegründet. 1933 kam das Haus in den Besitz der Stadt Zürich. Heute ist neben dem Theater ein Restaurantbetrieb im Gebäude, das seit 1956 auch Sitz der Hottingerzunft ist. Für Zunftanlässe wird der Theatersaal zweimal im Jahr geräumt.
In den 1960er Jahren kam Bewegung in die Zürcher Theaterszene, die sich dem Modernen und "Experimentellen" langsam öffnete. 1965 wurde unter der Leitung der Verwaltungsabteilung des Zürcher Stadtpräsidenten im Zunfthaus der Hottinger ein Gastspielbetrieb eingerichtet. Am 12. Januar 1966 wurde das Theater am Neumarkt unter der künstlerischen Direktion von Felix Rellstab offiziell gegründet. Eröffnet wurde mit Das Gartenfest, dem Erstlingswerk des damals jungen tschechischen Autors und späteren Staatspräsidenten Václav Havel. Auf der Bühne agierten Siliva Mey, Nelly Rademacher, Irmgard Paulis, Martin Kempf, Mathias Gnädinger, Peter Oehme, Giovanni Früh, Hermann Brand, Paul Lohr und Meinhard Zanger. Schweizer Autoren (u. a. Walter Vogt) sowie Werke von Sławomir Mrożek, Harold Pinter, Samuel Beckett u. a. wurden aufgeführt. Ionesco inszenierte sein Stück selbst.
1971 übernahm Horst Zankl die Direktion. Die revolutionäre Einführung eines Selbst- und Mitbestimmungssystems, bei dem alle Mitarbeiter des Theaters über den Spielplan und die Belange des Theaters abstimmten, machte das Haus im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt. Zankl eröffnete seine Saison mit Peter Handkes Ritt über den Bodensee und brachte Fleisser, Kroetz, Valentin, Horváth, Walser und Weiss auf die Bühne.
Unter der Direktion von Luis Bolliger (1975 bis 1979) gab es zwölf Schweizer Erst- und Uraufführungen.
Von 1979 bis 1983 leitete Helmut Palitsch das Theater. Auf dem Spielplan standen Brecht, Beckett, Horváth, Brasch und Ulrike Meinhofs Stück Bambule.
In den Jahren 1983 bis 1988 prägten Autoren aus der Schweiz, aus der DDR sowie Klassiker der Moderne den Spielplan. Unter der Direktion von Peter Schweiger etablierten sich Sonntagsmatineen zu laufenden Produktionen sowie zu aktuellem tagespolitischem Geschehen.
Die deutsche Regisseurin Gudrun Orsky begann ihre Direktionszeit 1989. Sie eröffnete programmatisch mit Clara S. von Elfriede Jelinek.
Im Jahr 1993 übernahmen Volker Hesse und Stephan Müller das Haus. Die Inszenierungen Top Dogs von Urs Widmer und Die Wahlverwandtschaften von Goethe fanden internationale Anerkennung und wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Ab der Spielzeit 1999/2000 leiteten Crescentia Dünßer und Otto Kukla das Theater am Neumarkt. Sie präsentierten ein junges Ensemble mit jungen Regisseure und Autoren. Die Produktionen Memory und Steinasche wurden nach Teheran und "Stabat Mater/Unscheinbare Veränderungen" nach Moskau und St. Petersburg eingeladen.
Ab der Spielzeit 2004/05 war Wolfgang Reiter Direktor. Neben der Pflege zeitgenössischer Dramatik fanden auch neue, insbesondere vom Musik- und Tanztheater inspirierte Formen ihren Platz im Spielplan.
Von 2008 an leiteten die beiden Schweizer Regisseure Barbara Weber und Rafael Sanchez das Theater Neumarkt. Neben den Co-Direktoren inszenierten seither u. a. Laurent Chétouane, Martin Kušej, Stephan Müller und Christoph Schlingensief.
Seit der Spielzeit 2013/2014 wird das Haus von Peter Kastenmüller und Ralf Fiedler geleitet. Deren Direktion wurde im November 2015 vom Verwaltungsrat des Theaters um zwei Jahre bis Ende der Spielzeit 2018/2019 verlängert. Mit rund 18.000 verkauften Eintrittskarten liegt das Theater laut NZZ in der Spielzeit 2014/2015 im Schnitt der letzten fünf Jahre. Die Inszenierung Jakobs Ross von Silvia Tschui (Regie: Peter Kastenmüller) wurde 2015 zum zweiten Schweizer Theatertreffen eingeladen.[1]
Direktion
- Felix Rellstab (1966–1971)
- Horst Zankl (1971–1975)
- Luis Bolliger (1975–1979)
- Helmut Palitsch (1979–1983)
- Peter Schweiger (1983–1989)
- Gudrun Orsky (1989–1993)
- Volker Hesse und Stephan Müller (1993–1999)
- Crescentia Dünsser und Otto Kukla (1999–2004)
- Wolfgang Reiter (2004–2008)
- Barbara Weber & Rafael Sanchez (2008–2013)
- Peter Kastenmüller & Ralf Fiedler (seit 2013)
Literatur
- Theater am Neumarkt: 1983-1989, eine Dokumentation, mit Beiträgen von Wolfram Malte Fues, Redaktion Willi Händler. Theater am Neumarkt, Zürich 1989, DNB 921459297.
- Ralf Fiedler, Inga Schonlau, Benjamin von Wyl: Wohin mit dem ganzen Idealismus. Theater Neumarkt Zürich 1966-2066. Theater der Zeit, Berlin 2016, ISBN 978-3-95749-065-0.
- Tanja Stenzl: Theater am Neumarkt, Zürich ZH. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1840–1842.
Weblinks
Belege
- ↑ Das Ruder rumgerissen, Direktion des Zürcher Theaters Neumarkt verlängert. auf: nachtkritik.de, 3. November 2015, abgerufen 8. November 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Theater am Neumarkt Zürich aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |