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Tolstojaner

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Tolstoi (vorne) mit Tschertkow, seinem Freund und Begründer des Tolstojanismus

Die Tolstojaner (russisch Толстовцы, Tolstowzy) waren Anhänger einer um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert verbreiteten Form des christlichen Anarchismus und Pazifismus.

Geschichte

Inspiriert waren die Tolstojaner von den Werken des Schriftstellers Leo Tolstoi, insbesondere von dem Buch Das Himmelreich in euch. Als Begründer des Tolstojanismus gilt Wladimir Grigorjewitsch Tschertkow (1854–1936). Tolstoi selber hat sich gegen den Tolstojanismus zeitlebens verwahrt.

Die Lehren der Tolstojaner beruhen vor allem auf christlicher Grundlage, insbesondere der Bergpredigt. Staatliche Institutionen, Privateigentum und eine weltliche Rechtsordnung wurden von ihnen abgelehnt. Tolstojaner ernährten sich in der Regel ausschließlich vegetarisch oder vegan und viele von ihnen schlossen sich in Landkommunen zusammen. Sowohl unter dem Zarenregime als auch später unter der Sowjetherrschaft wurden die Tolstojaner wegen ihrer anarchistischen und radikal-pazifistischen Ideen verfolgt.

Die Ideen des Tolstojanismus hatten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen starken Einfluss auf Intellektuelle wie Pierre Ramus, John Ruskin oder Mohandas Gandhi und auf die israelische Kibbuz-Bewegung.

Kritisiert wurden Tolstojaner oft als weltfremde Idealisten. Amos Oz schreibt zum Beispiel über aus Osteuropa nach Jerusalem emigrierte Tolstojaner:[1]

„Die Tolstojaner unseres Viertels (…) waren ausnahmslos alle fanatische Vegetarier, Weltverbesserer, Moralapostel, Freunde der Menschheit, Freunde eines jeden Lebewesens, von tiefem Naturempfinden durchdrungen, und sie alle sehnten sich nach dem Landleben.“

Von christlicher Seite kritisierte Wladimir Solowjow den tolstojanischen „Rechtsnihilismus“.[2]

Anmerkungen

  1. Amos Oz: Tschechow in Jerusalem. In: Die Welt. 10. Juli 2004 (Vorabdruck aus Eine Geschichte von Liebe und Finsternis. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 3-518-41616-2)
  2. Anita Schlüchter: Zur Verteidigung des Rechts. Die Kritik an Tolstojs Rechtsnihilismus durch Juristen und Solov’ev. In: Junges Forum Slavistische Literaturwissenschaft. 2004 (PDF; 208 KB)
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