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Umdeutung (Psychologie)
Der Begriff Umdeutung von englisch Reframing, seltener auch Neurahmung oder Referenztransformation, bezeichnet eine Technik, die aus der Systemischen Familientherapie bekannt wurde, und auf Virginia Satir zurückgeführt wird. Reframing wurde in seiner Hypnotherapie bereits von Milton H. Erickson angewandt. Im Neuro-Linguistischen Programmieren sowie in der Provokativen Therapie werden der Umdeutungsmethodik (Reframing) ebenso hoher Stellenwert gegeben.[1]
Durch Umdeutung wird einer Situation oder einem Geschehen eine andere Bedeutung oder ein anderer Sinn zugewiesen, und zwar dadurch, dass man versucht, die Situation in einem anderen Kontext (oder „Rahmen“) zu sehen. Die Metapher hinter dem Ausdruck geht darauf zurück, dass ein Bilderrahmen den Ausschnitt des Gesamtbildes definiert, wie dies auch jemandes Blickwinkel bzgl. der Realität tut. Rahmen bedeutet auch ein Konzept, was unsere Sicht eingrenzt. Verlassen wir diese geistige Festlegung, können neue Vorstellungen und Deutungsmöglichkeiten entstehen.
Einem in der Umdeutung geschulten Menschen ist es durch Kommunikation möglich, Szenen in einem anderen Blickwinkel (Rahmen) erscheinen zu lassen, sodass er es Beteiligten erleichtert, mit der Situation umzugehen.
Ein Beispiel hierfür ist die Umdeutung der Rolle als Opfer („Die Sucht überkommt mich einfach“) in eine aktive Rolle, aus der heraus andere Entscheidungen als bisher getroffen werden können („Wie sehen die Situationen aus, in denen Sie sich dazu entscheiden, nun die Droge einzunehmen?“). Andere Beispiele sind die Umdeutung eines als negativ wahrgenommenen Verhaltens („Meine Mutter mischt sich ständig in mein Leben ein.“) in ein positives („Ihre Mutter möchte Sie also beschützen“) oder eine Sensibilisierung dahingehend, dass ein „gutgemeintes“ Verhalten beim Adressaten negative Effekte auslöst.
Eine Umdeutung aus dem Alltag lautet beispielsweise: „Scherben bringen Glück!“ Bei diesem Beispiel wird das gebrochene Geschirr (Verlust) zu einer positiven Erfüllungsbedingung für einen weit höheren Wert genützt (hier: Glück). Eine Umdeutung sei besonders erfolgreich, wenn der zu erfüllende Wert subjektiv vom Leidenden als höherrangig (innerlich wesentlicher) repräsentiert wird.
Ferner wird zwischen Kontext- und Bedeutungsreframing unterschieden.[2][3]
Literatur
- Watzlawick, Paul, John H. Weakland und Richard Fisch: Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. Bern 1974, Huber (7. Auflage 2009) ISBN 345684669X
- Watzlawick, Paul: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen. München 1976, Piper (10. Auflage 2005) ISBN 3492243193
- Bandler, Richard und John Grinder: Reframing. Ein ökologischer Ansatz in der Psychotherapie (NLP). Paderborn 1985, Junfermann (8. Auflage 2005) ISBN 3873872285
- Erickson, Milton und Sidney Rosen (Hrsg.): Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson. Salzhausen 1994, Iskopress (Nachdruck 2006) ISBN 3894034246
- Bonder, Nilton: Der Rabbi hat immer recht. Die Kunst Probleme zu lösen. Frankfurt 2001, Pendo, ISBN 3858424056
- Byron, Katie: Wer wäre ich ohne mein Drama? Konfliktlösungen mit „The Work“. München 2009, Goldmann (1. Auflage) ISBN 3442218853
Einzelnachweise
- ↑ Nils Greve: Reframing. In: Techniken der Psychotherapie. Ein methodenübergreifendes Kompendium. Stuttgart 2013, S. 101 ff.
- ↑ Claudia Michalek: Systemische Interventionen in Coachingprozessen. Hamburg 2014, S. 104 f.
- ↑ H. Bierbaum-Luttermann und S. Mrochen: Nägelbeißen und Trichotillomanie. In: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Manual für die Praxis. Berlin und Heidelberg 2001, S. 380 f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Umdeutung (Psychologie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |