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Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel

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Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel
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Gründung Landesbibliothek 1580, Murhardbibliothek 1863, Universitätsbibliothek 1973
Bestand 1,8 Mio. Bände
Bibliothekstyp Universitätsbibliothek, Landesbibliothek, wissenschaftliche Stadtbibliothek
Ort Kassel und Witzenhausen
ISIL DE-34
Leitung Dr. Axel Halle
Website www.uni-kassel.de/ub

Die Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel ist ein einschichtiges Bibliothekssystem mit zehn Bereichsbibliotheken und versorgt Universität und Region mit Literatur und Information. Neben den Aufgaben einer modernen Universitätsbibliothek erfüllt sie den Auftrag einer Landesbibliothek (Sammlung und Langzeitarchivierung des regionalen Schrifttums) sowie den einer wissenschaftlichen Bürgerbibliothek für die Region. Herausragende historische Handschriften wie das einzigartige Hildebrandslied aus dem 9. oder der prachtvoll bebilderte Willehalm-Kodex aus dem 15. Jahrhundert zählen zum reichen historischen Erbe der Bibliothek mit mehr als 30.000 Handschriften und Autographen.

Geschichte

Stahlstich des Kasseler Museum Fridericianum um 1850

Die Bibliothekstradition der 1973 gegründeten Universitätsbibliothek reicht bis 1580 zurück. Damals gründete Landgraf Wilhelm IV., genannt der Weise, für seine weitreichenden wissenschaftlichen Interessen eine Bibliothek. Die Bibliothek dient von Beginn an weniger repräsentativen Zwecken als vielmehr den breit angelegten Forschungs- und Bildungsinteressen des Landesfürsten.

Die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, ebenso bekannt für ihre Forschungen zur deutschen Sprache und Sprachwissenschaft wie berühmt für ihre Sammlung von Volks- und Hausmärchen, wirkten zwischen 1814/16 und 1829 in Kassel als Bibliothekare und Forscher.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Bibliothek große Verluste durch die Bombardierung und weitgehende Zerstörung ihres damaligen Bibliotheksgebäudes, des Museum Fridericianum. Ab 1957 fand sie mit ihrem geretteten historischen Erbe im Gebäude der Murhardschen Bibliothek am Brüder-Grimm-Platz eine endgültige Bleibe. Mit ihren einzigartigen Sammlungen an Handschriften, Autographen und Alten Drucken ist sie eine Schatzkammer besonderer Art und Forschungsbibliothek für Wissenschaftler aus der ganzen Welt und regionales Dokumentationszentrum für Geschichte und Kultur des ehemaligen Kurfürstentums Hessen-Kassel.

Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel

Die Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel ist eine Stiftung der Kasseler Bürger und Rechtsgelehrten Friedrich und Karl Murhard. In ihrem Testament stifteten sie ihr gesamtes Vermögen ihrer Vaterstadt, um eine Bürgerbibliothek zu gründen. Sie steht im Geiste des Liberalismus ihrer Gründer und erfüllt bis heute einen umfassenden Informations- und Bildungsauftrag für die Bürger von Stadt und Region. Aus dem Stiftungsvermögen wurde das Bibliotheksgebäude am Brüder-Grimm-Platz im Stil der Neorenaissance errichtet und ist seit seiner Eröffnung 1905 Standort der Murhardschen Bibliothek.

Seit 1976 sind Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel Teil der Universitätsbibliothek Kassel. Ihre Traditionen und Bestände ergänzen sich heute in hervorragender Weise zum Vorteil der Literatur- und Informationsversorgung von Universität und Region.

Profil und Entwicklung

Bibliotheksgebäude am Holländischen Platz

Zentrale Aufgabe der Universitätsbibliothek Kassel ist die wissenschaftliche Literaturversorgung von Universität und Region. Als große wissenschaftliche Universitätsbibliothek engagiert sie sich für einen umfassenden, aktuellen und nutzerfreundlich präsentierten Bestand. Kontinuierlicher Bestandsaufbau, Nutzerschulungen sowie die Bereitstellung digitaler Ressourcen und Dienste zum wissenschaftlichen Publizieren stehen im Fokus der Bemühungen. Gedruckte und elektronische Materialien werden im Rahmen der Entwicklung zur hybriden Bibliothek komfortabel zugänglich gemacht. Mit ihren Dienstleistungen und kulturellen Angeboten ist sie ein wesentlicher Faktor im wissenschaftlichen, studentischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben der Region.

Standorte/Bereichsbibliotheken

Die Bibliothek gliedert sich in zehn Bereichsbibliotheken an den sechs Standorten der Universität mit unterschiedlichen Fächerschwerpunkten. Die Bücher und Zeitschriften sind nahezu vollständig frei zugänglich und systematisch aufgestellt.

Sicht auf Teil des Buchbestandes

Standort Holländischer Platz

  • Ingenieurwissenschaften, Technik - Bereichsbibliothek 1[1]
  • Sprach- und Literaturwissenschaften - Bereichsbibliothek 2[2]
  • Wirtschaft, Recht, Sport - Bereichsbibliothek 3[3]
  • Geistes- und Gesellschaftswissenschaften - Bereichsbibliothek 4/5[4]

Standort Brüder-Grimm-Platz

  • Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel - Bereichsbibliothek 6[5]

Standort Wilhelmshöher Allee

  • Elektrotechnik und Informatik - Bereichsbibliothek 7[6]

Standort Kunsthochschule

  • Kunsthochschulbibliothek - Bereichsbibliothek 8[7]

Standort Witzenhausen

  • Agrarwissenschaften - Bereichsbibliothek 9[8]

Standort Oberzwehren

  • Berufspädagogik, Naturwissenschaften, Mathematik - Bereichsbibliothek 10[9]

Lernort Bibliothek

Die Dachterrasse am Holländischen Platz

Die Bereitstellung aller verfügbaren Medien in gedruckter und elektronischer Form und die Beratung bei der Literaturrecherche gehören zu den zentralen Anforderungen an die Bibliothek als Lernort. Für die Katalogsuche nach UB-Beständen steht KARLA (Kasseler Recherche-, Literatur und Auskunftsportal) mit vielfältigen Funktionen über eine Suchmaske zur Verfügung: Recherche, Vormerkung, Fristverlängerung, Informationen zum Ausleihkonto sowie Recherche und Fernleihe von deutschlandweit vorhandenen Bibliotheksbeständen. Ein breites Angebot an lokal, regional und weltweit zugänglichen elektronischen Ressourcen wie z.B. Online-Kataloge, Datenbanken, elektronische Zeitschriften und Volltexten kann von Hochschulangehörigen und Besuchern der Bibliothek genutzt werden.

In lernaktivierenden Kursen können Nutzerinnen und Nutzer ihre Informationskompetenz für Studium um Beruf schrittweise erweitern. Die Kurse werden individuell auf das jeweilige Seminarthema und das Rechercheniveau der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hin konzipiert. In den modularisierten Studiengängen werden die Kurse als Schlüsselqualifikation anerkannt und dafür credit points vergeben.

Digitale Dienstleistungen

ORKA

Der Dokumentenserver ORKA (Open Repository Kassel) ist ein Online-Repository, in dem der digitalisierte urheberrechtsfreie Bestand der Universitätsbibliothek Kassel verzeichnet ist. Sukzessive wird der Bestand an Handschriften, Musikalien, historischen Fotos, Karten und Nachlassmaterialien in ORKA open access gestellt. Die Digitalisate sind in unterschiedliche Sammlungen unterteilt und durch die Volltextsuche gezielt recherchierbar.

KOBRA

Der bibliothekseigene Hochschulschriftenserver KOBRA (Kasseler Online Bibliothek, Repository & Archiv) ist das digitale Open-Access-Archiv der wissenschaftlichen Publikationen von Hochschulangehörigen der Universität Kassel. Alle Dokumente werden in Sammlungen bereitgestellt und langfristig archiviert. Sämtliche in KOBRA veröffentlichten Dokumente sind über den OPAC der Universitätsbibliothek Kassel, die Deutsche Nationalbibliothek und über bekannte wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Suchmaschinen sowie Open Access-Verzeichnisse (z.B. COAR) recherchierbar. KOBRA wird wie auch ORKA mit der freien Software DSpace betrieben.

PUMA

PUMA ist ein Portal für das Management von akademischen Publikationen der Universitätsbibliothek Kassel, das die Möglichkeit bietet, Publikationen online zentral zu sammeln, zu verwalten und zu teilen. Die gesammelten Literaturhinweise können zudem an KOBRA, die eigene Homepage (z.B. für das Curriculum Vitae) oder an Forschungsinformationssysteme weitergeleitet werden. Die PUMA-Dienste wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.[10]

kassel university press – kup

Der Universitätsverlag kassel university press GmbH (kup) wurde 1997 gegründet und ist im Gebäude der Universitätsbibliothek Kassel, Standort Holländischer Platz, untergebracht. Als nichtkommerzieller Verlag bietet er einen vollständigen Verlagsservice mit der Betreuung von Druckpublikationen, Parallelpublikationen (hybrides Publizieren) oder Online-Publikationen.[11]

Herausragende Sammlungen

Hildebrandlied, 2° Ms. theol. 54 1r
Willehalmkodex, 2° Ms. poet. 1,28r
Abdinghofer Evangeliar, 2° Ms. theol. 60

Zu den herausragenden Stücken des historischen Bestandes gehört das Hildebrandslied. Es ist die einzige erhaltene Aufzeichnung einer germanischen Heldendichtung in deutscher Sprache, das älteste (ca. 830 n. Chr.) größere Stück deutscher Dichtung überhaupt. Das älteste vollständig erhaltene Manuskript der Kasseler Universitätsbibliothek ist Flavius Josephus Vom Jüdischen Krieg. Es entstand Ende des 6. Jahrhunderts vermutlich im Kloster Vivarium (Süditalien). Die Geschichte dieser Handschrift ist mit zwei Christianisierungen verbunden (Südengland und Hessen/Thüringen). Die Handschrift gehörte zur Bibliothek des Heiligen Bonifatius.

Seit 1932 befindet sich das Grimmsche Handexemplar der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm im Eigentum der Bibliothek. Es wurde 2005 von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Als Dauerleihgabe der evangelischen Kirchengemeinde Immenhausen wird ein Papier-Exemplar des Alten Testaments einer Gutenberg-Bibel verwahrt.

Musikhandschriften und -drucke

Neben ältesten Zeugnissen der Musik im religiösen Leben (Gebetbuch der Kaiserin Kunigunde, ca. 1000 n. Chr.) enthält die Musiksammlung eine große Zahl (ca. 20.000) Musikhandschriften und -Drucke aus der Frühphase der Kasseler Hofkapelle (ca. 1550–1650). Darunter befinden sich Autographen u.a. von Heinrich Schütz und Giovanni Gabrieli. Darüber hinaus bewahrt die Universitätsbibliothek auch größere historische Notenbestände aus dem 19. Jahrhundert (z. B. Louis Spohr).

Alchemie-Handschriften

Die Kasseler Alchemica-Sammlung mit Handschriften des 16. und 17. Jahrhunderts ist eine der größten ihrer Art. Der größte Teil stammt von dem selbst als Alchemisten tätigen Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572–1632).

Architektonische Handzeichnungen des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel

Der einzigartige Bestand 2° Ms. Hass. 107 umfasst neben eigenhändigen Architekturzeichnungen des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572–1632) auch Zeichnungen von der Hand diverser Baumeister sowie einige diesbezügliche Schriftstücke, die sich überwiegend mit Bauten in Hessen beschäftigen. Das vom 1. Januar 2009 bis 31. Dezember 2011 durchgeführte Forschungsprojekt hat den gesamten Bestand wissenschaftlich ausgewertet und alle Objekte wissenschaftlich erschlossen.[12] Vivarium verlinkt

Sanierung und Umbau

Murhardsche Bibliothek

Das 1905 bezogene und zuletzt Ende der fünfziger Jahre instandgesetzte Gebäude weist erhebliche Mängel auf. Das Gebäude muss daher saniert werden und einen Anbau erhalten. Die Planungen dafür wurden begonnen, das Architekturbüro Sichau & Walter (Fulda) wurde beauftragt. Baubeginn soll Ende 2013 sein. Im Anbau werden unter anderem eine repräsentative Ausstellungsfläche für Handschriften und ein moderner Lesesaal geschaffen. Die einmalige Sammlung mit einem geschätzten Wert von über 200 Millionen Euro ist angesichts baulicher Mängel im Bestand gefährdet.

Bibliothek am Holländischen Platz

Das Gebäude muss u.a. wegen erheblicher Brandschutzprobleme umfangreich saniert werden. Ende 2013 soll mit der Sanierung begonnen werden. Dadurch wird die Bibliothek den Anforderungen an eine moderne Universitätsbibliothek (u.a. Erhöhung der Zahl Nutzerarbeitsplätze, Gruppenarbeitsräume, Schallschutz, Orientierung im Gebäude) angepasst.

Freunde und Förderer

Der „Freundeskreis der Murhardschen Bibliothek“ wurde im Mai 2006 von 40 engagierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet. Mit der Unterstützung des Freundeskreises konnten unter anderem aufwändige Restaurierungsarbeiten an wertvollen historischen Beständen durchgeführt werden. Kulturinteressierte aus Hochschule und Region haben hier die Möglichkeit, über eine Mitgliedschaft oder durch Übernahme einer Buchpatenschaft einzigartige Bestände zu erhalten und zu präsentieren.[13]

Statistische Angaben

Bibliothek in Zahlen (Stand 2013):[14]

Bände 1.868.134
Karten, Pläne 18.127
Noten 28.901
Handschriften, Autographen 30.309
Datenbanken 4.892
Zeitschriften lfd. 36.161
Zeitschriften online 79.560
E-Books 31.658
Neuanschaffungen in Bänden 33.598
Ausgaben Erwerbung 2.732.393 Euro
Aktive Nutzerinnen und Nutzer 27.921
Öffnungsstunden 97 pro Woche
Ausleihen 1.193.399
Kataloganfragen online 3.008.910
Eingegangene Fernleihbestellungen 16.473
Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer 4.043
Bibliotheksbesuche 916.199
Nutzerarbeitsplätze 1.055

Literatur

  • Hans-Jürgen Kahlfuß (Hrsg.): 125 Jahre Murhardsche Stiftung der Stadt Kassel und ihrer Bibliothek 1863-1988. Verein für Hess. Geschichte u. Landeskunde c/o GhK-Bibliothek, Kassel 1988, ISBN 3-925333-14-2.
  • Helge Steenweg: Das Projekt “MultiMediaThek” (MMT) an der Gesamthochschulbibliothek Kassel. 1999.
  • Helge Steenweg: Erfahrungsbericht: Praktische Umsetzung des Informationsmanagements. 1999.
  • Axel Halle: Die Universitätsbibliothek Kassel. Reorganisation in einem einschichtigen Bibliothekssystem. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. 49, 2002, 5/6, S. 278–282.
  • Axel Halle: Die Murhardsche Bibliothek und deren Entwicklung bis ins 21. Jahrhundert. In: Die Brüder Murhard. 2003.
  • Axel Halle (Hrsg.): Die Brüder Murhard: Leben für Menschenrechte und Bürgerfreiheit. Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Kassel in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Kassel, 30. November 2003 bis 18. April 2004. University Press, Kassel 2003, ISBN 3-89958-037-0.
  • Søren Drews: 100 Jahre Murhardsche Bibliothek. Vortrag anlässlich der Kasseler Museumsnacht am 3. September 2005 im Eulensaal der Murhardschen Bibliothek Kassel. Kassel 2005, urn:nbn:de:hebis:34-200603177712

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.