Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Uriya Shavit

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Uriya Shavit (hebräisch אוריה שביט; * 22. Juni 1975 in Tel-Aviv) ist ein israelischer Islamwissenschaftler, Autor und Journalist. Er spezialisiert sich als Forscher auf den Gebieten der Scharia, Theologie und Politik im Islam der Moderne und auf islamische Minderheiten in der westlichen Welt. Seit 2014 ist er Associate Professor für Arabisch und Islamwissenschaft an der Universität Tel Aviv. Seit dem Sommer 2016 leitet er an derselben Universität das Programm für Religionswissenschaften.

Biografie

Uriya Shavit, Sohn der Kulturwissenschaftlerin Sohar Shavit (* 1951) und des Historikers Yaacov Shavit (* 1944), wuchs in Tel-Aviv auf. Sein jüngerer Bruder Avner (* 1983) ist Schriftsteller. An der Universität Tel Aviv schloss er 2005 sein Studium der Geschichte des Nahen Ostens und des Islams mit einer Doktorarbeit über Arabische Regierungssysteme zwischen dem Ende der Geschichte und dem Kampf der Kulturen unter der Aufsicht von Joseph Kostiner und Eyal Zisser ab. Seine postdoktorale Forschungsarbeit absolvierte er 2006–2007 an der Universität Frankfurt unter Leitung von Ursula Apitzsch.[1]

Forschungsarbeit

Schwerpunkte seiner akademischen Forschungsarbeit sind die Demokratie in arabischen Gesellschaften und muslimische Minderheiten im Westen. Zum Stellenwert der Demokratie in der arabischen Welt prüft er die Geschichtsauffassung islamischer Theologen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, wonach die Wurzeln der westlichen Demokratie schon im Koran vorgegeben seien, und dass zwischen ihren „positiven“ Komponenten und dem Islam kein Widerspruch bestehe. Um die Wende zum 20. Jahrhundert begannen Vorläufer der späteren Muslimbruderschaft in Ägypten drei Thesen zu verbreiten:

  1. Die Entstehung der europäischen Renaissance beruhe auf einer Begegnung des Westens mit dem Islam;
  2. seit dem 19. Jahrhundert betreibe der Westen eine „kulturelle Offensive“ gegen die arabische Welt mit dem Ziel, deren Verhältnis zum Islam zu zerstören und sie ohne militärischen Einsatz zu beherrschen;
  3. im Westen gebe es eine vorherrschende dekadente Tendenz, und der Islam werde in naher Zukunft eine Führungsrolle übernehmen.

Shavits Studien zu muslimischen Minderheiten sind eine Kombination von Feldarbeit an Ort und Stelle sowie textkritischen Studien. Sie befassen sich hauptsächlich mit der Entwicklung von theologischen und juristischen Richtlinien im Islam zur Legitimation der Anwesenheit von Muslimen im Westen, und mit der Diskussion dieser Richtlinien innerhalb unterschiedlicher Gemeinden muslimischer Emigranten im Westen.

Zur Erforschung des Konzeptes des Fiqh al-aqallīyāt (‚Jurisprudenz der Minderheiten‘) hat Shavit Pionierarbeit geleistet. In zwei Studien betont er den diametralen Gegensatz zwischen diesem Konzept, das vom European Council for Fatwa and Research unter der Leitung von Yūsuf al-Qaradāwī vertreten wird, und dem salafistischen Konzept al-Walā' wa-l-barā', das die Muslime dazu anhält, sich von Nicht-Muslimen fernzuhalten. Nach Untersuchungen von Tausenden von Fatwas aus Deutschland, England, Island und den USA weist er auf zwei Doktrinen hin, die seit den 1990er Jahren für sunnitische Minderheiten bestimmend sind: die Wasati-Doktrin unter Führung von Absolventen der al-Azhar-Universität, und die salafistische Doktrin unter Führung des wahhabitischen Establishments in Saudi-Arabien. Beide Konzepte sind von der Hoffnung auf eine triumphale Wiederbelebung der islamischen Präsenz im Westen getragen. Das Wasati-Modell sucht allerdings durch liberale Anwendung von Maslaha (Allgemeinwohl) die Lebensweise für muslimische Minderheiten zu erleichtern und will gleichzeitig die Islamisierung des Westens vorantreiben, während Salafisten sich jeglicher Neuerung und der Zusammenarbeit mit "Ungläubigen" widersetzen. Die Anhänger der Wasatiyya stützen sich beim Aufruf zur Rückkehr einer ruhmreichen Vergangenheit auf die Beteiligung von Juristen an der politischen Entscheidungsfindung, während Salafisten den Gehorsam gegenüber der politischen Führung als religiöse Pflicht einfordern und sich gegen die politische Betätigung von Juristen stellen.[2]

Als Autor und Journalist

2013 veröffentlichte Shavit einen philosophischen Roman unter dem Titel Ha-Isch ha-met („Der tote Mann“). Der Romanheld, ein erfolgloser Anwalt und Geschäftsmann, erlebt den Schiffbruch seiner Ehe, liest nach seiner Rückkehr von einer Geschäftsreise in England nach Tel Aviv seine Todesanzeige in der Zeitung und muss mit der Erkenntnis leben, dass er tatsächlich tot ist.[3]

Shavit ist auch Autor einer Anleitung für Studenten (Guide for University Students), die in Israel zu einem Bestseller wurde. Von 1997 bis 2008 versah er verschiedene journalistische Tätigkeiten, unter anderem als Kommentator von Auslandsnachrichten bei Haaretz.

Publikationen (englisch)

  • The New Imagined Community: Global Media and the Construction of National and Muslim Identities of Migrants. Brighton, Portland and Vancouver: Sussex Academic Press.
  • Islamism and the West: From « Cultural Attack » to « Missionary Migrant ». London und New York, Routledge.
  • The Wasati and Salafi Approaches to the Religious Law of Muslim Minorities. In Islamic Law and Society 19 (2012) 416–457.Digitalisat
  • Shariʿa and Muslim Minorities: The Wasaṭī and Salafī Approaches to Fiqh al-Aqalliyyat al-Muslima. Oxford: Oxford University Press, 2015. ISBN 978-0-19-875723-8.
  • Scientific and Political Freedom in Islam: A Critical Reading of the Modernist-Apologetic School. Taylor & Francis 2017, ISBN 978-1-138-28604-7
  • Zionism in Arab Discourses. Manchester University Press.
  • The Polemic on al-wala wa'l-bara' (Loyalty and Disavowal): Crystallization and Refutation of an Islamic Concept In: Journal of South Asian and Middle Eastern Studies 36 (2013) S. 24–49.
  • Mit Iyad Zahalka: A Religious Law for Muslims in the West: The European Council for Fatwa and Research and the Evolution of Fiqh al-Aqalliyyat al-Muslima in Roberto Tottoli (Hrsg.): Routledge Handbook of Islam in the West. Routledge, London, 2014. S. 365–377.

Einzelnachweise

  1. Profilseite der Universität Tel Aviv
  2. in The Wasati and Salafi Approaches to the Religious Law of Muslim Minorities und Shariʿa and Muslim Minorities: The Wasaṭī and Salafī Approaches to Fiqh al-Aqalliyyat al-Muslima.
  3. Inhaltsangabe (englisch)

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Uriya Shavit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.