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Vizelin
Vizelin (Vicelin, Wissel, Witzel, Vicelinus) (* um 1090 in Hameln; † 12. Dezember 1154 in Neumünster) war Bischof von Oldenburg in Holstein, Theologe, Priester, Missionar der ostholsteinischen Slawen und ist Heiliger der katholischen Kirche. Die evangelische Kirche in Deutschland erinnert ebenfalls an Vizelin als denkwürdigen Glaubenszeugen.
Leben
Vizelin wurde nach dem frühen Tod seiner Eltern zunächst bei Verwandten bei Hameln, dann auf der Burg Everstein bei Holzminden erzogen, nach mehrjährigem Studium in der Paderborner Domschule kam er 1118 nach Bremen, erhielt hier eine Pfründe am Domstift und wirkte vier Jahre als Scholaster. Später ging er zu ausgiebigen Studien nach Laon in Frankreich. 1126 kehrte er nach Deutschland zurück, ging allerdings nicht nach Bremen, sondern nach Magdeburg, wo er von Erzbischof Norbert von Xanten, dem Gründer des Prämonstratenserordens, zum Priester geweiht wurde.
Vizelin hoffte 1126 wohl, von Erzbischof Norbert als Missionar zu den Slawen gesandt zu werden. Da dieser Wunsch nicht in Erfüllung ging, zog er nach Bremen und ließ sich von Erzbischof Adalbero als Missionar zu den Wagriern im Raum Alt-Lübeck entsenden, einem Unterstamm des Slawenvolkes der Abodriten. Dort begann er 1126/7 seine Arbeit, musste sie aber bereits 1127 nach dem Tode des Abodritenfürsten Heinrich wegen der im Stammesverband aufbrechenden Nachfolgekämpfe wieder abbrechen.
Erzbischof Adalbero betraute ihn daraufhin mit der Seelsorge im grenznahen Bereich des Holstengaus. Dort sammelten sich gleichgesinnte Priester um Vizelin, der gemeinsam mit ihnen am Standort der ihm zugewiesenen Kirche in Faldera im Frühjahr 1127 das Augustiner-Chorherrenstift Neumünster gründete. Im Jahr 1134 wurde von Kaiser Lothar III. auf Vizelins Rat die Feste Segeberg mit einer beiliegenden weiteren als Missionsbasis geplanten Augustiner-Chorherren-Kirche errichtet, von welcher aus Vizelin dann drei Jahre lang im Gebiet der Abodriten predigte.
Durch kriegerische Eroberung in den Jahren 1138 und 1139 gerieten die Gebiete der abodritischen Teilstämme der Wagrier und Polaben unter deutsche Herrschaft. In Teilen Wagriens, das Herzog Heinrich der Löwe als Lehen an den Grafen Adolf II. von Holstein gab, begann der neue Herr ab 1143 deutsche Siedler aus Westfalen und dem Nordseeraum anzusiedeln. Nach dem sogenannten Wendenkreuzzug des Jahres 1147 sah der neue Erzbischof Hartwig I. von Hamburg-Bremen die Gelegenheit gekommen, die im Slawenaufstand von 1066 untergegangenen abodritischen Bistümer Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg zu restituieren. Am 25. September 1149 wurde Vizelin (gemeinsam mit dem mecklenburgischen Bischof Emmehard) von Erzbischof Hartwig zum Bischof des Wagrierbistums Oldenburg geweiht. Er geriet damit jedoch in die Mühlen des Konfliktes zwischen Erzbischof Hartwig und Herzog Heinrich. Erst Ende 1150, nachdem sich der bereits von einem Schlaganfall schwer getroffene Vizelin in Oldenburg von der desolaten Situation an seinem Bischofssitz und in seinem gesamten Sprengel überzeugt hatte, unterwarf er sich gegen den Willen seines Erzbischofs der vom Herzog geforderten Investitur durch Heinrich den Löwen. Damit gewann Vizelin den notwendigen politischen Rückhalt für sein Missionswerk.
Heinrich der Löwe veranlasste im Gegenzug sofort eine angemessene materielle Ausstattung des Bistums. Vizelin erhielt das Dorf Bosau am Plöner See samt einem Vorwerk als neue Missionsbasis, wo er sofort mit dem Kirchbau der Petrikirche begann. 1152 traf Vizelin bei einem Aufenthalt in Faldera (Neumünster) ein zweiter schwerer Schlaganfall. Vizelin starb nach zweieinhalb Jahren schwerer Leiden am 12. Dezember 1154 in Faldera und wurde dort auch bestattet. Seine Gebeine wurden 1332 nach seiner Heiligsprechung in die Kirche des mittlerweile von Neumünster nach Bordesholm verlegten Chorherrenstiftes überführt. Sein Grab ist heute nicht mehr nachweisbar. In der Klosterkirche Bordesholm erinnert eine Hinweistafel aus der Zeit des Barock an seine Grabstätte.[1]
Mit Vizelins Nachfolge als Bischof von Oldenburg betraute Heinrich der Löwe 1155 seinen Vertrauten und Hofkaplan Gerold von Oldenburg.
Gedenken
- Der evangelische und römisch-katholische Gedenktag des Vizelin als Heiliger ist der 12. Dezember, sein Todestag.
- In Holstein werden Kirchen, die ihre Entstehung der Missionstätigkeit Vizelins verdanken, heute noch Vicelinkirchen genannt. Vizelinkirchen befinden sich in Segeberg, Bornhöved, Pronstorf, Bosau, Neukirchen, Ratekau, Bad Schwartau (Rensefeld), Süsel, Warder und Bad Oldesloe. Sie zählen oft zu den Dorfkirchen des Landes und sind zumeist als Feldsteinkirchen erbaut. Nach Vizelin benannte Kirchen gibt es weiterhin in Lübeck, Norderstedt, Hamburg-Sasel und Neumünster.
Siehe auch
- Bistum Oldenburg
- Petrikirche zu Bosau
- Liste der Seligen und Heiligen
- Heiligenkalender
- Evangelischer Namenkalender
Literatur
- Carsten Erich Carstens: Vicelin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 668–670.
- Friedhelm Jürgensmeier: Vizelin (Vicelin, Wissel, Witzel, Vicelinus). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1545–1547.
- Dieter Lent: Vicelin. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S.718f. ISBN 978-3937664460
Weblinks
Einzelnachweise
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Ehrenfried | Bischof von Oldenburg 1149–1154 |
Gerold |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Vizelin |
ALTERNATIVNAMEN | Vicelin; Wissel; Witzel; Vicelinus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theologe, Priester, Missionar, Bischof und Heiliger |
GEBURTSDATUM | um 1090 |
GEBURTSORT | Hameln |
STERBEDATUM | 12. Dezember 1154 |
STERBEORT | Neumünster |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Vizelin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Römisch-katholischer Bischof (12. Jahrhundert)
- Katholischer Theologe (12. Jahrhundert)
- Domherr (Bremen)
- Heiliger (12. Jahrhundert)
- Person des evangelischen Namenkalenders
- Person (schleswig-holsteinische Geschichte)
- Deutscher
- Geboren im 11. Jahrhundert
- Gestorben 1154
- Mann
- Person des Christentums (Schleswig-Holstein)
- Person (Oldenburg in Holstein)