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Walchsee

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum gleichnamigen See siehe Walchsee (See)
Walchsee
Wappen von Walchsee
Walchsee (Österreich)
Walchsee
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Kufstein
Kfz-Kennzeichen: KU
Fläche: 39,22 km²
Koordinaten: 47° 39′ N, 12° 19′ O47.65111111111112.318611111111658Koordinaten: 47° 39′ 4″ N, 12° 19′ 7″ O
Höhe: 658 m ü. A.
Einwohner: 1.901 (1. Jän. 2017)
Bevölkerungsdichte: 48 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6344
Vorwahl: 05374
Gemeindekennziffer: 7 05 29
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Alleestraße 24
6344 Walchsee
Website: www.walchsee.tirol.gv.at
Politik
Bürgermeister: Dieter Wittlinger (Gemeinsame Walchseer Liste)
Gemeinderat: (2010)
(15 Mitglieder)
6 Alle für Walchsee
3 Gemeinsame Walchseer Liste
2 Bäuerliche Heimatliste Walchsee
3 Zukunft für Walchsee
1 FPÖ und Parteifreie Liste für Walchsee
Walchsee
Walchsee
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)

Walchsee ist eine Gemeinde mit 1901 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2017) im Bezirk Kufstein im Bundesland Tirol (Österreich). Die Gemeinde liegt im Tiroler Unterland bzw. Gerichtsbezirk Kufstein und gehört zur Unteren Schranne sowie zum Kaiserwinkl.

Geografie

Walchsee liegt in der österreichischen Region Kaiserwinkl nordöstlich von Kufstein zwischen dem gleichnamigen See und den Abhängen des Zahmen Kaisers. Hier befindet sich mit der Schwemm Nordtirols größte erhaltene Hochmoorlandschaft.

Grenzen

Walchsee grenzt an zwei Gemeinden des Bezirks Kufstein (Ebbs, Rettenschöss) sowie an drei Gemeinden des Bezirks Kitzbühel (Kössen, Schwendt, Kirchdorf in Tirol) sowie an die deutsche Gemeinde Aschau im Chiemgau, welche zum Landkreis Rosenheim gehört. Die niedrigste Stelle im Gemeindegebiet befindet sich in Durchholzen (Schmiedtal 650 m), die höchste Stelle ist die Vordere Kesselschneid mit 2.002 m – meistens wird die Pyramidenspitze mit 1.999 m als höchste Stelle genannt.

Nachbargemeinden

Aschau im Chiemgau (D), Ebbs, Kirchdorf in Tirol, Kössen, Rettenschöss, Schwendt

Verkehr

Walchsee hätte um die Jahrhundertwende an eine bis Reit im Winkl projektierte Lokalbahn von Kufstein über Ebbs angebunden werden sollen. Schlussendlich wurde aber nur die bestehende Verkehrsverbindung ausgebaut. Die heutige Walchsee Bundesstraße (B 172) stellt eine stark frequentierte Route dar. Besonders an Wochenenden ist die Strecke rund um das Kaisergebirge eine beliebte Strecke bei erholungssuchenden Tagesgästen aus dem benachbarten Bayern.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde setzt sich aus verschiedenen Weilern und Höfen zusammen. Ortsteile sind: Dorf, Durchholzen, Schwaigs, Öd und Winkl.

Geschichte

vor 1900

Das Dorf Walchsee dürfte seinem Namen nach sehr alt sein. Der Name Walchsee deutet darauf hin, dass abseits von den Siedlungen der germanischen oder deutschen Baiern Walchen, d. h. Romanen, romanisierte Illyrer oder Kelten gehaust haben.

Der Name Walchsee wird in den Urkunden aus dem 14. und 15. Jahrhundert (Walgsee, Walichsee) häufig, jedoch irrigerweise gleichbedeutend mit Waldsee gefunden oder von vallis (Talsee) abgeleitet. Walchsee war aber ein "vicus Romanicus" (Römeransiedlung), die in Alpengegenden noch von Römern und deren Abkömmlingen (altdeutsch Wallen, Walchen genannt) bewohnt wurden. Die erste Erwähnung von Walchsee enthält eine Urkunde von Papst Eugen III. vom Jahr 1151, mit welcher die Besitzungen des Klosters Rott (bei Rosenheim) festgehalten und dabei auch die Orte Wachreine, Durholz und Walshe genannt wurden.

Im Jahre 1749 wurde am Ölberg, bei der jetzigen Sedlmayr-Villa, eine Schule und gleichzeitig eine Eremitenbehausung erbaut, in welcher die frommen Einsiedler den Schuldienst versahen. Die Felsen hinter der Sedlmayr-Kapelle zeigen noch die höhlenartige Vertiefung in der die Eremitage (Nachahmung einer Einsiedelei, Grotte) bestand. 1853 wurde die alte Eremitage aufgelassen.

nach 1900

Von der Tiroler Landesregierung wurde der Gemeinde Walchsee 1972 das Wappen verliehen. Es zeigt auf goldenem Grund eine blaue, sich von der linken Seite nach rechts überschlagende Welle. Als sprechendes Wappen weist es auf das prachtvolle Wahrzeichen des ganzen Gebietes, den Walchsee hin, welcher der Gemeinde auch den Namen gab.

Walchsee ist von den großen und einschneidenden weltgeschichtlichen Ereignissen verschont geblieben. Die Römer beschränkten sich auf die große Straße durch das Inntal. Außer durch gelegentliche Brände blieb das Gebiet noch bis vor dem Zweiten Weltkrieg ein unberührtes Idyll. Durch Tourismus, Straßenbau und die Initiative seiner Bewohner entwickelte sich der Ort zu einem aufstrebenden und viel besuchten Urlaubsdomizil.

Walchsee ist stark touristisch geprägt, daneben erfuhr die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten eine große Siedlungsentwicklung, die sich neben dem Hauptort auch auf die umliegenden Weiler konzentriert.

Sage vom Walchsee

Walchsee, Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer
Inschrift an der Decke am Eingang der Pfarrkirche

Vor vielen, vielen Jahren gab es am Platz des heutigen Walchsees einen großen Wald. Es war ein besonderer Wald mit vielen wertvollen Tieren und seltenen Pflanzen. An den gegenüberliegenden Rändern des Waldes lebten zwei Bauern. Jeder Bauer beanspruchte den Wald als seinen Besitz. Zuerst diskutierten sie, später schrien und beschimpften sie einander. Den Kindern wurde verboten miteinander zu sprechen geschweige denn zu spielen. Dann redeten sie kein Wort mehr miteinander, wenn einer den anderen im Dorf sah, ging er auf die andere Seite des Weges. Der Streit wurde schlimmer und schlimmer. Eines Tages trafen sich die beiden Bauern in „ihrem“ Wald. Sie begannen sofort zu streiten. Dann gab es einen langen Kampf und keiner wollte aufgeben. Plötzlich wurde der Himmel dunkel. Es blitzte und donnerte. Dann hörten die Familien der Bauern nur einen lauten Knall. Dann war es still. Wo die beiden Bauern miteinander gekämpft hatten, war nun eine Quelle. Bald war der ganze Wald verschwunden und es gab nur mehr einen großen See. Die beiden Bauern hat man nie mehr gesehen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Walchsee

Das Ortsbild hat sich mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs weitgehend verändert. Das ursprüngliche Gassendorf mit großen Mittelflurhäusern wird heute durch zahlreiche, oft überdimensionierte Hotelneubauten geprägt. Nur wenige ältere Bauten blieben erhalten, darunter das Gasthaus Schopferwirt (Walchseerhof) am Dorfplatz 2. Es weist, ebenso wie das Haus Nr. 74 (Paxerhof) in Durchholzen, wohl von Josef Adam Mölk geschaffene Fresken auf, die um 1765 entstanden sein dürften.

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer stammt in ihrer heutigen Form wohl von 1626. Seinerzeit wurde der gotische Bau erneuert und erweitert. Eine Barockisierung, die auch eine Einwölbung des zuvor flach gedeckten Langhauses zur Folge hatte, wurde von 1702 bis 1704 durch den aus Kufstein stammenden Stadtbaumeister Martin Bock durchgeführt. Es handelt sich um eine Saalkirche mit polygonalem Chor, der im Westen ein Turm mit Spitzhelm vorgelagert ist. In der Turmhalle befindet sich ein gekehltes Spitzbogenportal. Der jetzige neuromanische Altar wurde 1855 geschaffen.

Wirtschaft

Tourismus

Winter in Walchsee

Walchsee ist wirtschaftlich vom Tourismus dominiert und dabei besonders bei Familien-, Wander- und Wellnessurlaubern beliebt. Der Walchsee selbst stellt das touristische Juwel der ganzen Ferienregion dar. Ganz besonders finden die vielen Wander- und Bergtouren in die umliegenden Berge mit den im Sommer bewirtschafteten Almen Anklang. Durch den Ski- und Langlaufsport im Winter sowie den Wander- und Bademöglichkeiten im Sommer genießt Walchsee den Vorteil, ganzjährig für Touristen attraktiv zu sein. Neben diesen vielen Möglichkeiten befindet sich im Ortsteil Schwaigs ein 9-Loch-Golfplatz.

Seit dem Zusammenschluss der vorher eigenständigen Tourismusverbände Walchsee/Rettenschöss und Kössen/Schwendt zur sogenannten Ferienregion Kaiserwinkl werden Werbeauftritte, Festaktivitäten, Kinderbetreuung usw. für die gesamte Region geplant und abgestimmt.

Blick vom Brennkopf auf Walchsee
Blick über den Walchsee

Walchsee ist alljährlich Ziel von verschiedenen Fußballclubs, welche ihre Sommertrainingslager in Österreich verbringen.

Umwelt

Auf einer Halbinsel am Westufer des Sees blieb bis heute ein kleiner Hochmoorkomplex erhalten, der stellenweise abgetorft wurde. Auf den trocken gefallenen Bereichen haben sich etliche Baum- und Straucharten wie Moorbirke (Betula pubescens), Waldkiefer (Pinus sylvestris), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Besenheide (Calluna vulgaris) angesiedelt. Hinzu kommen Pfeifengras (Molinia caerulea) und Rasenbinse (Trichophorum cespitosum). In den Torfstichen und den unzerstört gebliebenen Teilen konnten sich zahlreiche seltene Pflanzenarten halten. Hierzu gehören, bzw. gehörten nach Smettan 1989[1]:

Trotz seiner großen floristischen Bedeutung wurde das Moor bisher nicht unter Schutz gestellt. Das Gelände wird in den Sommermonaten von Badegästen und Anglern frequentiert, so dass es immer wieder zu Schädigungen der empfindlichen Vegetation kommt.

Nordwestlich des Ortskerns breitet sich das weitaus größte und noch ungestörte Moorgebiet Nordtirols aus, die Schwemm. Sie entstand durch die Verlandung des nacheiszeitlichen Gletschersees und bildet ein Übergangsmoor. Dieses ist besonders für seine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt bekannt. Hier befindet sich das einzige Brutgebiet der Bekassine in Tirol. 65,68 ha dieses Moores stehen seit 2008 unter Naturschutz und sind Natura 2000-Gebiet.

Im Süden erstreckt sich das Kaisergebirge, das schon seit 1963 nach einer Volksbefragung (1961) unter Naturschutz (10 km²) steht. Dieses Schutzgebiet ist vor allem bei Bergsteigern ein beliebtes Ausflugsziel.

Literatur

  • Erich Egg: Das Tiroler Unterland. Die Bezirke Kufstein, Kitzbühel und Schwaz (Österreichische Kunstmonographie, Band VI). Salzburg, 1971, Seite 197
  • Reinhard Weidl: Walchsee - Pfarrkirche zum hl. Johannes der Täufer (Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 205). Salzburg, 1991
  • Brigitte Eberharter: Erinnerungen an Heute. Walchseer Zeitdokument zur Jahrtausendwende. Ortschronik, 2000 ISBN 3-901444-01-7

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Siehe: H. Smettan: Naturkundlicher Führer Kaisergebirge. München 1989, Seite 153

Weblinks

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