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Weihnachtslied

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Datei:El Noi de la Mare (guitar).ogg Ein Weihnachtslied ist ein Lied, das zu Weihnachten gesungen wird, weil der Liedtext einen Bezug zum Feiertag hat. Lieder mit liturgischer Bedeutung werden bei christlichen Gottesdiensten gesungen, weitere Lieder auch zur Bescherung in der Familie sowie bei Weihnachtsfeiern in unterschiedlichsten Rahmen. Sie bilden auch die Basis für viele Konzerte, die vor allem von Chören veranstaltet werden. Kommerzielle Bedeutung erhalten Weihnachtslieder in der Vorweihnachtszeit durch ihre Präsenz in Rundfunk und Fernsehen, oder als bei Hintergrundmusik auf Weihnachtsmärkten und in Kaufhäusern.

Begriffliche Differenzierungen

Der Begriff „Weihnachtslied“ wird in verschieden weiten Bedeutungen verwendet. Dies, wie auch die Vielfalt der Weihnachtslieder, hängt mit der langen und wechselvollen soziokulturellen Geschichte des Weihnachtslieds zusammen, die die Vielfalt der heute existierenden weihnachtlichen Lieder bestimmt.[1][2]

In der englischen Sprache existiert der Begriff „Christmas carol“, der nicht sämtliche Weihnachtslieder umfasst, sondern nur solche, bei denen die Musik eine traditionellere Form annimmt. So wäre White Christmas z. B. nach dieser Definition kein „carol“, sondern „nur“ ein Lied, weil der musikalische Stil nicht der Tradition der Carols entspricht. Bezüglich des Textes wird jedoch nicht zwischen Carols und anderen Weihnachtsliedern unterschieden.

Dennoch gibt es auch unterschiedliche sprachübergreifende Definitionen, was als Weihnachtslied zu bezeichnen ist. Manche Lieder haben nur einen winterlichen, nicht aber einen explizit weihnachtlich-religiösen Bezug. Sie werden dennoch nur in der Zeit rund um Weihnachten gesungen; so z. B. Jingle Bells, dessen Text von einer Schlittenfahrt handelt, die genauso gut etwa im Februar stattfinden könnte. Es gibt auch Lieder, die eng mit weihnachtlichen Bräuchen verbunden sind, aber eher als Bettel- oder Trinklied einzustufen sind, beispielsweise das Lied A Bone, God Wot! aus dem 16. Jahrhundert, das der Wassailing-Tradition zugeordnet werden kann, aber vom Cottonian Collection des Britischen Museums als Christmas Carol eingestuft wird. [3]

„Weihnachtslied“ – „Winterlied“

Im allgemeinsten Sprachgebrauch bezeichnet „Weihnachtslied“ alle Lieder, die in der Weihnachtszeit gesungen werden, also auch sogenannte „Winterlieder“ ohne expliziten weihnachtlichen Bezug, wie beispielsweise Schneeflöckchen, Weißröckchen. Diese Lieder sind stark mit Weihnachten assoziiert, weil sie oftmals neben Weihnachtsliedern im engeren Sinne in Weihnachtsliederbüchern erscheinen, und auch weil sie im säkularisierten weihnachtlichen Kontext auftreten – beispielsweise auf Weihnachtsmärkten. Ein engerer Begriff schließt ebendiese Winterlieder aus den „Weihnachtsliedern“ aus, und beschränkt sich auf konfessionell gebundene Lieder, deren Text sich ausdrücklich auf das christliche Weihnachtsfest, das heißt auf die Geburt Jesu Christi, bezieht.

„Weihnachtslied“ – „Adventslied“

Eine noch feinere, aus der Liturgie stammende Differenzierung unterscheidet zwischen „Weihnachtslied“ einerseits und „Adventslied“ andererseits.[4] Im Kirchenjahr symbolisiert der Advent (von lateinisch adventus – „Ankunft“) die Zeit vor der Geburt des Erlösers Jesu Christi, die Zeit des Wartens auf den im Alten Testament angekündigten Messias. Die Adventslieder drücken daher, oftmals mit Bezug zum Alten Testament, die Sehnsucht nach der Ankunft des verheißenen Messias aus. Beispiele sind etwa Es kommt ein Schiff, geladen und Wie soll ich dich empfangen. Im Unterschied zu diesen Adventsliedern bezeichnet „Weihnachtslied“ im engsten Sinne Lieder, welche die Geburt Jesu Christi feiern. Weil die Weihnachtszeit im Kirchenjahr bis zu Epiphanias am 6. Januar bzw. bis Maria Lichtmess am 2. Februar dauert, werden auch liturgische Lieder aus dieser Zeit zu den liturgischen Weihnachtsliedern gerechnet.

Geschichte

Die ältesten Weihnachtslieder im westlichen Kulturkreis waren lateinische Hymnen, die in der Messe und im Stundengebet gesungen wurden. Im Mittelalter entwickelte sich der Brauch, diese mit deutschen Liedern, den Leisen, zu verbinden. Ein Beispiel dafür ist Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23), dessen erste Strophe von 1380 stammt und das zur Sequenz der Mitternachtsmesse Grates nunc omnes gesungen wurde. In manchen Weihnachtsliedern hat sich diese deutsch-lateinische Mischform erhalten, so in In dulci jubilo und im Quempas. Im Mittelalter tauchen Weihnachtslieder zuerst in der kirchlichen Liturgie auf.[5] Es gibt keine Zeugnisse dafür, dass diese ersten Weihnachtslieder zu Hause gesungen wurden.[6] Sie haben in der Regel lateinische Texte, oder aber lateinisch-deutsche Mischtexte. (Ein Beispiel dafür ist: Dies est laetitiae mit den deutschen Strophen Der Tag, der ist so freudenreich). Sie waren Teil der Mitternachtsmesse, enden in der Regel mit dem Ruf „Kyrie eleison“ („Herr, erbarme dich“) und werden daher als „Leisen“ bezeichnet. (Ein Beispiel dafür ist Sei uns willkommen, Herre Christ.)

Eine andere Wurzel des Weihnachtsliedes war das Kindelwiegen, ein in Frauenklöstern entstandener weihnachtlicher Brauch, und die dort gepflegte Mystik. Aus diesem Kreis stammt das deutsche Weihnachtslied Joseph, lieber Joseph mein, ein Wiegenlied, das vom Mönch von Salzburg (14. Jahrhundert) aufgezeichnet wurde.

Das Singen von Weihnachtsliedern im Gemeindegottesdienst erhielt deutliche Impulse durch Martin Luther,[7] der – gemäß seinem reformatorischen Gedanken, die Messe in deutscher Sprache abzuhalten – eine Reihe von Weihnachtsliedern in deutscher Sprache schuf. Luther übertrug dafür bereits etablierte lateinische Texte ins Deutsche, um seine Texte an die liturgische Tradition anzuschließen und bekannte Melodien mit verständlichen Texten zu füllen. Er stieß damit eine protestantische Liedwelle an, die sich als kämpferische Gegenbewegung zum katholischen Kirchengesang verstand. Bei aller reformatorischen Kritik an Formen des volkstümlichen Weihnachtsbrauchs scheute sich jedoch auch Martin Luther nicht, volkstümliche Weisen aufzunehmen, und schuf mit Vom Himmel hoch ein Weihnachtslied, das eine Bearbeitung eines Kranzlieds war.

Erst im 18. Jahrhundert hielten die Weihnachtslieder Einzug in die Familienstuben und hatten dort eine Blüte im 19. Jahrhundert, wie sich an zahlreichen Neudichtungen zeigt. Das Weihnachtslied als Kirchenchoral wanderte als Sololied mit Klavierbegleitung in die »gute Stube« des Bürgertums.[8] 1870/71 entstanden einige Weihnachtslieder im deutschnationalen Stil. Es entstanden Lieder, die zunächst für die private oder häusliche Andacht gedacht waren und von dort aus mitunter ihren Weg in kirchenmusikalische Werke und dann in die Gesangbücher fanden. Dazu gehört Ich steh an deiner Krippen hier von Paul Gerhardt.

Im 19. Jahrhundert fanden auch Lieder aus anderen Ländern ihren Weg nach Deutschland. Friedrich Heinrich Ranke schrieb 1823 das Weihnachtslied Herbei, o ihr Gläubigen (nach dem lateinischen Adeste Fideles, Musik vermutlich von John Francis Wade, 1711–1786, EG 45), und Johannes Daniel Falk (1768–1826) und Heinrich Holzschuher (1798–1847) schrieben O du fröhliche auf die Melodie des italienischen Marienliedes O sanctissima. Karl Riedel (1827–1888) machte das böhmische Lied Kommet, ihr Hirten in Deutschland heimisch und leitete eine Renaissance der älteren Weihnachtslieder wie Den die Hirten lobeten sehre und Es ist ein Ros entsprungen ein.

Das bekannteste und vermutlich weltweit am weitesten verbreitete Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht stammt ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Ebenso zahlreiche weitere Weihnachtslieder aus dem englischsprachigen Raum, wie z. B. die ersten Druckfassungen von God Rest Ye Merry, Gentlemen, The First Noel, I Saw Three Ships und Hark! The Herald Angels Sing, die allesamt in Christmas Carols Ancient and Modern (1833) von William B. Sandys erschienen. Komponisten wie Arthur Sullivan halfen mit, dem Weihnachtslied zu neuer Beliebtheit zu verhelfen, und aus dieser Periode stammen Lieder wie Good King Wenceslas und It Came Upon the Midnight Clear, ein Weihnachtslied aus Neuengland von Edmund H. Sears und Richard S. Willis.

Frohe Weihnachten, Gemälde von Viggo Johansen

Gleichzeitig ließen jedoch die Veränderungen in der Frömmigkeit und das Aufkommen der bürgerlichen Weihnachtsfeier im 19. Jahrhundert erstmals Lieder entstehen, in denen nicht mehr von der Geburt Jesu die Rede ist. Das bis heute bekannteste dieser Lieder ist O Tannenbaum. Dies war ursprünglich kein Weihnachtslied, sondern ein trauriges Liebeslied von August Zarnack, dessen zweite Strophe mit „O Mägdelein, o Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüte“ begann. Später wurde es von Ernst Anschütz umgeschrieben. Der Weihnachtsmann (Morgen kommt der Weihnachtsmann) und naturromantische Elemente (Leise rieselt der Schnee) sind weitere Motive, die im 19. Jahrhundert hinzukamen.

Diese Strömung wurde im 20. Jahrhundert während der Zeit des Nationalsozialismus wieder aufgegriffen, etwa bei Hans Baumann mit Hohe Nacht der klaren Sterne, das in der damit aufgewachsenen Generation sehr beliebt geblieben ist. Im Dritten Reich betrieb die Hitlerjugend Bestrebungen hin zur Entchristlichung und Mythisierung des Weihnachtsfests,[9] was sich auch in vielen profanierenden Umdichtungen niederschlägt. Diese Umdichtungen haben sich meist nicht durchsetzen können. Jedoch ist Es ist für uns eine Zeit angekommen die völlige Text-Neufassung und Umwandlung des Aargauer Sterndrehermarsches, einer Schilderung der Weihnachtsgeschichte, in ein Winterwanderlied bis heute bekannt.[10]

Auch in der DDR gab es mit Liedern wie Sind die Lichter angezündet, Tausend Sterne sind ein Dom und Vorfreude, schönste Freude[11] neue Beispiele nichtchristlicher Weihnachtslieder.

In der Schweiz bestehen mit Liedern wie Es schneielet, es beielet und Neukompositionen Am Himmel vo der Wält[12] Beispiele moderner stilübergreifender Weihnachtslieder.

Im Zuge der Globalisierung und Kommerzialisierung von Weihnachten kamen vermehrt auch fremdsprachige Lieder (v. a. englisch) nach Deutschland. Außerdem werden Weihnachtslieder heute auch schon in der Adventszeit gespielt. Seit einigen Jahren gibt es im Internet auch vermehrt reine Weihnachtsradios, die in der Zeit von Anfang November bis Ende Dezember ununterbrochen Weihnachtslieder spielen.[13] Besonders in den Kirchen wird jedoch die Tradition des Advents bewahrt; dort werden stattdessen Adventslieder gespielt und gesungen.

Bekannte Weihnachtslieder

Siehe Liste deutschsprachiger Weihnachtslieder und Liste fremdsprachiger Weihnachtslieder

Siehe auch

 Portal:Weihnachten – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Weihnachten

Literatur

Ausgaben

  • Siegfried Köhler und Johannes Weyrauch: Unsere schönsten Weihnachtslieder. 27 beliebte Lieder zur Weihnachtszeit. Leipzig o. J. [1970]
  • Hildegard Meyberg (Hrsg.): Laßt uns singen in der Weihnachtszeit: Lieder u. Kanons. Auer, Donauwörth 1985, ISBN 3-403-01602-1.
  • Wolfgang Schneider: Die schönsten Weihnachtslieder. Insel-Verlag, Frankfurt/M.–Leipzig 2006, ISBN 3-458-34931-6 (Insel-Taschenbuch 3231)
  • Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. Musikalische Bearbeitung von Hilger Schallehn. 10. Auflage, Serie Musik: Nr. 8213. Atlantis-Musikbuch-Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-254-08213-3 (1. Auflage: Schott, Mainz 1982, ISBN 3-7957-2061-3)
  • Michael Beck et al.: Singen im Advent – gemeinfreies Liedgut – kopieren erlaubt. 3. Auflage, Frankfurt/M. 2013, download (PDF, 4.4 MB; 4,4 MB)

Studien

  • Irmgard Benzig-Vogt: Vom Kind in der Krippe zum Kind in der Wiege. Das Weihnachtslied der NS-Zeit. In: Neue Musikzeitung 46 (1997/98), S. 49–51 (Digitalisat)
  • Friederike Lepetit: Weihnachten – ein sozialistisches Friedensfest? Christliche Motive und Traditionen im Musikunterricht der DDR am Beispiel des Weihnachtsfestes. Ed. Kirchhof und Franke, Leipzig–Berlin 2006, ISBN 3-933816-31-9.
  • Martin Rößler: „Da Christus geboren war …“ Texte, Typen und Themen des deutschen Weihnachtsliedes (= Calwer Theologische Monographien. Band 7). Calwer, Stuttgart 1981, ISBN 3-7668-0680-7.
  • Ingeborg Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit. Bucher, Luzern u. a. 1978, ISBN 3-7658-0273-5

Weblinks

Wiktionary: Weihnachtslied – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikisource: Weihnachtslied – Quellen und Volltexte
 Commons: Weihnachtslied – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. vgl.: Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mit Klavier- und Orgel-Begleitung. Mainz, u.a.: Schott 1982
  2. Für diesen Abschnitt vgl. auch: G. Hartmann: Weihnachtsmusik. In: Marc Honegger, Günther Massenkeil (Hg.): Das große Lexikon der Musik. Freiburg, Basel und Wien: Herder 1978, Bd. 8, S. 344–345
  3. http://www.hymnsandcarolsofchristmas.com/Hymns_and_Carols/a_bone_god_wot.htm
  4. vgl. Der Advent. In: Berliner Bischofskonferenz (Hg.): Gotteslob. Leipzig: St. Benno 1978, S. 184
  5. Ingeborg Weber-Kellermann: Die kirchlichen Gesänge des Mittelalters und der frühen Neuzeit. In: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mit Klavier- und Orgel-Begleitung. Mainz, u.a.: Schott 1982, S. 8
  6. Vgl. das Vorwort in: Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mit Klavier- und Orgel-Begleitung. Mainz, u.a.: Schott 1982, S. 6–7
  7. Ingeborg Weber-Kellermann: Martin Luther und das protestantische Weihnachtslied. In: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mit Klavier- und Orgel-Begleitung. Mainz, u.a.: Schott 1982, S. 97–98
  8. Ingeborg Weber-Kellermann: Die weihnachtliche Hazusmusik des 19. Jahrhunderts. In: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mit Klavier- und Orgel-Begleitung. Mainz, u.a.: Schott 1982, S. 150–153
  9. Ingeborg Weber-Kellermann: Gesang unter der »Jultanne«. In: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mit Klavier- und Orgel-Begleitung. Mainz, u.a.: Schott 1982, S. 226–227
  10. Siehe Irmgard Benzig-Vogt (Lit.)
  11. Hans Naumilkat, Text: Erika Engel-Wojahn
  12. aus der Kinder-Weihnachtsmusik von Roland Zoss
  13. Weihnachtsradio im Internet
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