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Wettbewerbsfähigkeit
Wettbewerbsfähigkeit bedeutet in der Betriebswirtschaftslehre, dass Unternehmen an den für sie relevanten nationalen oder internationalen Märkten ihre Waren- bzw. Dienstleistungsangebot mit Gewinn absetzen können. Es spielen hierbei sowohl Preisfaktoren wie auch Entwicklung, Standort, Forschung, Service, Qualität eine Rolle.[1]
In der Makroökonomie ist internationale Wettbewerbsfähigkeit die Aggregation der Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Unternehmen.[2] Als wirtschaftspolitisches Schlagwort bezieht es sich auf die Rangordnung von ganzen Volkswirtschaften, und zwar in der Hauptsache im Hinblick auf die die Unternehmen begünstigenden wirtschaftsgeografischen und institutionellen Rahmenbedingungen.[3][4]
In der Betriebswirtschaftslehre
Zum Begriff des Wettbewerbs
Bei Wettbewerb handelt es sich um das Rivalisieren von Marktteilnehmern um Ressourcen, Kunden, Absätze, Marktanteile usw. Indem der einzelne Anbieter den Kunden die besten und günstigsten Geschäftsbedingungen anbietet, entsteht Wettbewerb, sei es Preis-, Qualitäts-, Service- oder Designwettbewerb. Interner Eigenantrieb und/oder externer Konkurrenzdruck führen zu ständiger Entwicklung und Verwirklichung wettbewerblicher Vorteile gegenüber der Konkurrenz,[5] das heißt zu Wettbewerbsfähigkeit.
Preisliche Wettbewerbsfähigkeit
Ein Unternehmen gilt dann als preiswettbewerbsfähig, wenn es seine Produkte bzw. Artikel auf Märkten zu Preisen absetzen kann, die die entstehenden Kosten decken und in der Ergebnisrechnung eine angemessene Rendite auf das eingesetzte Kapital erbringen. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit ist vor allem auf solchen Märkten von Bedeutung, auf denen standardisierte Güter gehandelt werden. Handelsunternehmen können wegen ihrer regelmäßig hohen Artikelzahl vor allem durch differenzierte Handelsspannen (Mischkalkulation) ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit fördern.
Nicht-preisliche Wettbewerbsfähigkeit
Nicht-preisliche Parameter wie Qualität, Service, Design und Zuverlässigkeit der Lieferung sind für den Absatz der Produkte bzw. Artikel wesentlicher Bestandteil. Sie sind desto bedeutsamer, je größer die Variationsmöglichkeiten bei Produktherstellung und -gestaltung sind. Auch der Bekanntheitsgrad spielt eine große Rolle. Deshalb nehmen Marketing und Handelsmarketing im heutigen Zeitalter eine bedeutende Stellung ein und sind ein wichtiges Mittel auch im nicht-preislichen Wettbewerbskampf.
Mikroökonomisch betrachtet
Wenn von der Mikroökonomie gesprochen wird, so betrifft das im Allgemeinen die Untersuchung der Wettbewerbsfähigkeit auf Unternehmensebene. Als wettbewerbsfähig werden solche Unternehmen angesehen, die auf lange Sicht Gewinne auf dem nationalen und/oder auf internationalen Märkten erwirtschaften können und zugleich sich gegenüber anderen Unternehmen im gleichen Marktsektor behaupten können. Heutige Märkte haben vielfach einen großen Konkurrenzdruck, so müssen Unternehmen sich an diversen Größen messen, sei es Design, Preise, Bekanntheitsgrad, Standort usw. Das sind geläufige Mittel zur Messung von Wettbewerbsfähigkeit. Ein Unternehmen, das sich nicht im Markt durchsetzen kann und keine bestimmte Position besitzt, gefährdet somit seine Existenz. Konkurrenzkampf in einer marktmäßig organisierten Wirtschaft entscheidet über Existenz oder Untergang.[6][7]
Der Handel, namentlich der Einzelhandel, kennt zahlreiche Wettbewerbsbesonderheiten.[8] So führt die typische doppelte Einbindung jedes Handelsbetriebs in interformale und intraformale Konkurrenz (Schenk) dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit vor allem durch konkurrierende Betriebe anderer Betriebsform bzw. anderen Betriebstyps stärkeren Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben können als konkurrierende Betriebe desselben Betriebstyps. Auch können für die einzelnen Unternehmen eines Handelskonzerns, für die einzelnen Filialen eines Filialunternehmens und für die einzelnen Mitgliedsunternehmen einer Verbundgruppe des Handels mit den verschiedenen Standorten höchst unterschiedliche Grade der Wettbewerbsfähigkeit verbunden sein.
Mesoökonomisch betrachtet
Unter dem Gesichtspunkt der Mesoökonomie wird die Wettbewerbsfähigkeit weder auf Unternehmensebene noch auf der Ebene einer gesamten Volkswirtschaft untersucht, sondern in mittleren Aggregationszuständen, wie sie von Unternehmenssektoren, Branchen oder Verbundgruppen gebildet werden. Bedingt durch die vorherrschende traditionelle Zweiteilung in Mikro- und Makroökonomie ist der mesoökonomische Ansatz von der Theorie weitgehend vernachlässigt worden. Das ist umso bemerkenswerter, als sich die freiwilligen Verbundformen (z. B. Genossenschaften, Freiwillige Ketten oder Franchise-Systeme) in der Praxis außerordentlich gewährt haben. Insbesondere der Handel hat erfolgreiche Kooperationen verschiedener Art hervorgebracht. Die Mitgliedschaft in solchen Verbundgruppen hat nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von Klein- und Mittelbetrieben gestärkt, sondern vielfach ihr Überleben im Preis- und Leistungswettbewerb erst ermöglicht. Dabei bringen die Verbundgruppen des Handels mehrere Wettbewerbsimpulse mit sich: Intra-Gruppen-Wettbewerb, Inter-Gruppen-Wettbewerb, horizontale und vertikale Wettbewerbsanregung, letztlich Anregungen des Wettbewerbs sowohl auf mikroökonomischer als auch auf makroökonomischer Ebene.
Internationale Wettbewerbsfähigkeit in der Makroökonomie
Ob es sinnvoll ist Wettbewerbsfähigkeit auf makroökonomischer Ebene zu betrachten ist umstritten. Hierzu gibt es im Wesentlichen drei sehr unterschiedliche Ansichten: eine sieht Internationale Wettbewerbsfähigkeit als substanzloses Schlagwort, eine andere sieht in der Betrachtung der Exportchancen einen sinnvollen Inhalt, eine dritte sieht in der Betrachtung nationaler Rahmenbedingungen einen sinnvollen Inhalt.
Internationale Wettbewerbsfähigkeit als substanzloses Schlagwort
Nach dieser Ansicht können nur Unternehmen, nicht aber Volkswirtschaften im Wettbewerb stehen. Eine Volkswirtschaft kann nicht vom Weltmarkt verschwinden, in Konkurs gehen oder ihre vollständige Absatzfähigkeit verlieren. Anpassungsmechanismen regulieren die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Volkswirtschaften, da jedes Land einen bestimmten komparativen Vorteil hat. Handel ist demnach kein Nullsummenspiel bei dem ein Land gewinnt und ein anderes verliert, sondern führt bei allen beteiligten Ländern zu höherer Produktivität und damit zu höherem Wohlstand.[9] Das Bild von Volkswirtschaften, die miteinander im Wettbewerb stehen ist nach dieser Ansicht gefährlich, weil es Politiker dazu animieren kann protektionistische Maßnahmen zu ergreifen und damit die Vorteile des Welthandels zu eliminieren.[10]
Dieser Sichtweise wird von einigen Volkswirten nicht uneingeschränkt zugestimmt. Zwar müsse jedes Land das internationalen Handel zulasse zwangsläufig auch in irgendeiner Sparte einen komparativen Kostenvorteil haben und damit in die internationale Arbeitsteilung eingebunden sein und bleiben. Gleichwohl können Skaleneffekte aber dazu führen, dass vorteilhaftere internationale Spezialisierungen gewonnen werden oder verloren gehen.[11] Als Beispiele werden genannt:
- In der Meiji-Zeit hatte Japan eine Erziehungszollpolitik betrieben, in der ein einzelner Industriezweig bis zum Erreichen internationaler Wettbewerbsfähigkeit geschützt wurde. Danach wurde der Erziehungszoll aufgehoben und ein anderer Industriezweig bis zum Erreichen internationaler Wettbewerbsfähigkeit geschützt. Im Ergebnis hatte Japan, unter Schrumpfung der anderen wirtschaftlichen Sektoren, eine erhebliche industrielle Basis schaffen können und sich komparative Kostenvorteile damit in einem Sektor erkämpft, der hohe Produktivitätszuwächse und damit auch hohe Lohnsteigerungen erwarten ließ.[12]
- Die Ausbeutung von Erdgasvorkommen führte in den 1970er Jahren in den Niederlanden zur holländischen Krankheit, weil Leistungsbilanzüberschüsse zu einer Aufwertung der Währung führten. In der Folge verbilligten sich Importe und verteuerten sich Exporte, so dass der Industriesektor schrumpfte. Das Schrumpfen des Industriesektors wurde zwar durch das Wachstum des Rohstoffsektors ausgeglichen. Die Erdgasvorkommen waren aber schließlich erschöpft, so dass der Rohstoffsektor dann schrumpfen musste. Theoretisch müsste die Schrumpfung des Rohstoffsektors zu einer Abwertung der Währung und der Wiedergewinnung komparativer Kostenvorteile im industriellen Sektor führen. Politiker und einige Wirtschaftswissenschaftler wie Paul Krugman befürchten aber, dass eine automatische Rückgewinnung von Marktanteilen umso unwahrscheinlicher ist, je länger die Schrumpfung des industriellen Sektors angedauert hat (u. a. aufgrund des negativen Skaleneffekts eines geschrumpften industriellen Sektors). Das kurzfristige Glück der Ausbeutung von Bodenschätzen kann so zu einem dauerhaften Verlust von Marktanteilen und zu einer Verringerung des erzielbaren Durchschnittslohns führen.[13]
- Wenn ein Land eine kontraktivere Geldpolitik betreibt als die anderen Länder, führt dies zu einer Aufwertung der Währung und zu einem Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit (Verteuerung von Exporten, Verbilligung von Importen). Nach h. M. in der Volkswirtschaftslehre sollte der handelsgüterproduzierende Sektor durch die kontraktive Geldpolitik genauso stark sinken wie die restliche Wirtschaft. Nach Beendigung der kontraktiven Geldpolitik erhole sich auch der handelsgüterproduzierende Sektor wieder von selbst. Eine große Minderheit der Volkswirte warnt hingegen davor, dass im Falle einer längerfristigen Schrumpfung des handelsgüterproduzierenden Sektors ein negativer Skaleneffekt entsteht, der auch nach Beendigung der kontraktiven Geldpolitik fortwirkt und eine vollständige Rückgewinnung der internationalen Marktanteile verhindert. Dies war z. B. zu beobachten in der ersten Legislaturperiode der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher.[14]
Betrachtung der Exportchancen
Diese Ansicht stellt auf die „ability to sell“ ab, also die Fähigkeit, Produkte im internationalen Wettbewerb abzusetzen (siehe auch Exportweltmeister). Die Ansicht verweist darauf, dass die Gelegenheit eines Unternehmens Waren ins Ausland zu verkaufen auch von makroökonomischen Faktoren abhängt.
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit eines Landes wird hauptsächlich von zwei Faktoren beeinflusst:[15]
- der Wechselkurs (eine beliebte Beggar-thy-Neighbor-Politik ist deshalb die kompetitive Abwertung der eigenen Währung) und
- die Höhe der Lohn- und Preissteigerungen relativ zum Produktivitätswachstum (Lohnstückkosten)
Problem: Anders als in der Theorie des Heckscher-Ohlin-Theorems steht ein Land in der Realität allerdings bereits im internationalen Güteraustausch. Die Güterpreise haben sich bereits durch Arbitrageprozesse in einem Weltmarktgleichgewicht angeglichen. Die Vermutung spricht für eine Angemessenheit der Güterpreise. Auf sinkende preisliche Wettbewerbsfähigkeit kann nur aus Indizien geschlossen werden, etwa die Veränderung des Weltmarktanteils von Sektoren gemessen an einem gedachten Potential, oder der Revealed Comparative Advantage-Index. Auch gegen diese Methode lässt sich aber einwenden, dass es im dynamischen Wirtschaftsprozess normal ist, wenn einzelne Sektoren schrumpfen und andere expandieren.[16]
Wechselkursentwicklungen
Eine Abwertung des nominalen Wechselkurses einer Währung führt zu einer relativen Verbilligung der Exporte und zu einer relativen Verteuerung der Importe. Eine Aufwertung des nominalen Wechselkurses hat den umgekehrten Effekt. Eine Abwertung führt also zu einer Erhöhung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, eine Aufwertung zu einer Verringerung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit.
Das Bundesbankgesetz von 1957 gab der Deutschen Bundesbank zwar Preisniveaustabilität als wichtigstes Ziel vor, allerdings führte die Teilnahme am Bretton-Woods-System von 1949 bis 1973 dazu, dass die Deutsche Bundesbank häufig zur Stützung der festen Wechselkurse Devisenankäufe tätigen musste, was zu einer Unterbewertung der DM führte.[17] Die chronische Unterbewertung der D-Mark bis 1973 trug stark zum Aufstieg der deutschen Automobilindustrie bei. Nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems kam es seit 1973 zu starken Aufwertungstendenzen der DM und somit zu einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Die deutschen Hersteller antworteten darauf mit einer Erhöhung der Qualität, dennoch verringerte sich das Wachstum. Insgesamt kann man sagen, dass die Auf- bzw. Abwertung der DM mit einem time lag von ca. einem Jahr zu einer Verringerung bzw. Erhöhung der deutschen Exporte führte.[18]
Lohnzurückhaltung
Eine Politik der Lohnzurückhaltung führt im System fester Wechselkurse zu einer Erhöhung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit und zu Leistungsbilanzüberschüssen.[19] Genauso ist es auch im Falle einer Währungsunion, z. B. des Euro. Chronische Leistungsbilanzüberschüsse können als Standortstärke oder als Standortschwäche interpretiert werden (siehe Leistungsbilanz#Leistungsbilanzüberschuss). Chronische Leistungsbilanzdefizite können über den Geldmengen-Preismechanismus eine schwere Wirtschaftskrise auslösen.
Im System flexibler Wechselkurse führt Lohnzurückhaltung nur im Falle des Ausgleichs eines Leistungsbilanzdefizits dauerhaft zu einer Verbesserung der internationalen preislichen Wettbewerbsfähigkeit. Führt Lohnzurückhaltung über die Verbesserung der internationalen preislichen Wettbewerbsfähigkeit aber zu Leistungsbilanzüberschüssen, so wertet die heimische Währung auf (Wechselkursmechanismus), die Exporte verteuern sich und folglich sinkt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit wieder. Der Versuch Leistungsbilanzüberschüsse durch Lohnzurückhaltung (höhere preisliche Wettbewerbsfähigkeit) zu generieren wird durch Wechselkursaufwertungen (sinkende preisliche Wettbewerbsfähigkeit) konterkariert (sofern eine Aufwertung nicht durch staatliche Devisenmarktinterventionen verhindert wird).[20] Nach dem Ende des Bretton-Woods-System Anfang der 1970er Jahre wurde weltweit ein Regime flexibler Wechselkurse eingeführt. Dabei zeigte sich, dass die Kostenvorteile durch die im internationalen Vergleich unterdurchschnittliche Lohnentwicklung in Deutschland durch Wechselkursaufwertungen der DM aufgezehrt wurden.[21]
Laut Wolfgang Oest sollte eine Politik der Lohnzurückhaltung mit binnenwirtschaftlichen Argumenten und nicht mit außenwirtschaftlichen Argumenten begründet werden.[21] Gerhard Rübel sieht einen Vorteil insoweit, als die Bürger trotz nicht steigendem Nominallohn von der Aufwertung der Währung durch entsprechend sinkende Importpreise profitieren.[20] Peter Bofinger argumentiert, dass die deutschen Lohnzurückhaltung zwischen 1999 und 2007 dazu führte, dass die Reallöhne inflationsbereinigt sogar leicht sanken. Dies wiederum führte dazu, dass die Binnennachfrage lediglich um 0,6 % pro Jahr anstieg. Eine Wachstumsdynamik kam nur aus dem Export und dort auch nur deshalb, weil andere Länder nicht die gleiche Strategie verfolgten, Lohnzurückhaltung in anderen Ländern hätte auch dort zu einer Stagnation der Binnennachfrage geführt, was deutsche Exporte erheblich erschwert hätte.[22]
Betrachtung nationaler Rahmenbedingungen
Nach dieser Ansicht ist internationale Wettbewerbsfähigkeit die Fähigkeit ein hohes Nationaleinkommen und einen hohen Lebensstandard zu erzielen. Als Indikatoren werden insbesondere das Produktivitätswachstum und das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts herangezogen.[23]
Diamanten-Modell
Michael E. Porter hat in einer empirischen Studie vier Determinanten herausgearbeitet, die einem bestimmten nationalen Wirtschaftssektor einen Vorsprung gegenüber ausländischer Konkurrenz verschaffen (Diamanten-Modell):[24]
- örtlichen Standortbedingungen: die Güte der Infrastruktur und die Produktivität der Mitarbeiter (Ausbildungs- und Technologiestandard, Lohnniveau, Fleiß, Präzision, Intuition)
- Nachfragebedingungen auf dem Heimatmarkt: hohe Preis- und Qualitätsansprüche der heimischen Kunden zwingen die Industrie innovativ und qualitativ hochwertig zu sein
- die Qualität der Wertschöpfungskette: wettbewerbsfähige Zulieferindustrie und die räumliche Nähe zu artverwandten Industriezweigen, die zu einem Austausch von qualifizierten Mitarbeitern, Patenten und Materialien führt
- Unternehmensführung und Wettbewerb: Qualität des Führungsstils und der Organisationsstruktur, starker Wettbewerb bereits auf dem Heimatmarkt
Der Staat kann nach dem Modell die Wettbewerbsfähigkeit durch Optimierung der Infrastruktur, Bildung und durch Förderung von Innovation und Konkurrenz verbessern.
Vergleichende Studien
Es gibt verschiedene Versuche internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Gewichtung unterschiedlicher Sammelindikatoren zu ermitteln:
- Global Competitiveness Report, Rangliste der Volkswirtschaften mit den „höchsten Wachstumschancen“, erstellt vom WEF[25]
- World Competitiveness Yearbook, weltweite Rangliste der „wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften“, erstellt vom schweizerischen International Institute for Management Development (IMD).
Schlagwort in der Wirtschaftspolitik
Seit Jahren schon ist in der Wirtschaftspolitik das Schlagwort von der Wettbewerbsfähigkeit aufgetaucht. Im März 2000 hatte es der Europäische Rat von Lissabon auf die Tagesordnung gesetzt, als er im Rahmen der sog. Lissabon-Strategie gefordert hatte, aus der Europäischen Union die wettbewerbsfähigste und dynamischste Wissensökonomie der Welt zu machen. Jeder Mitgliedstaat wurde aufgefordert, hierfür zielführende Politiken zu implementieren. In Luxemburg zum Beispiel wurde zur Beobachtung der damit zusammenhängenden Aufgaben von der Tripartite zu Beginn des Jahres 2003 beschlossen, ein Observatoire de la Compétitivité einzurichten.
Der Begriff der "Wettbewerbsfähigkeit" entstammt offenkundig der Betriebswirtschaftslehre, wo er sich klarerweise auf die inneren und äußeren Beziehungen eines Unternehmens bezieht. Insbesondere meint es auf diesem Gebiet die Fähigkeit eines Unternehmens, in einem Umfeld von Mitwettbewerbern seine Marktanteile vergrößern zu können. Diese Begriffsbedeutung kann so nicht auf Volkswirtschaften angewandt werden und kann sogar als unhinterfragtes Schlagwort zu einem falschen Bild der internationalen Wirtschaftsbeziehungen führen und in Politik umgesetzt zu großem Schaden führen.[26][27] In der Wirtschaftspolitik eingesetzt, kann daher der Begriff allenfalls nur mit großer Sorgfalt neu bestimmt verwendet werden.
Die Luxemburger Regierung zum Beispiel ging von folgender Definition aus: Die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft ist ihre Fähigkeit, dauerhaft Einkommen zu generieren sowie ein hohes Beschäftigungsniveau und soziale Kohäsion, und zwar im internationalen Wettbewerb.
Auf diesem Gebiet liefern Anzeichen für internationale Wettbewerbsfähigkeit die bekannten Benchmarking-Studien wie das World Competitiveness Yearbook vom Institute for Management Development (IMD), Lausanne oder der Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums (WEF). Deren Ergebnisse erscheinen häufig sehr disparat zu sein; so figuriert zum Beispiel Luxemburg beim IMD Luxemburg von 60 untersuchten Ländern auf dem 9. Rang, beim WEF auf dem 21. von 102 Plätzen.[28]
In der Krise der Weltwirtschaft rückt auch wieder die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten EU ins Blickfeld. Da die Länder der Eurozone ein einheitliches Währungsgebiet darstellen, hat kein einzelnes Mitgliedsland mehr die Chance, eine eigenständige Währungspolitik und Geldpolitik zu betreiben. Wird diesem Souveränitätsverlust und Verlust an Steuerungsfähigkeit nicht entgegengewirkt, kann dies Wettbewerbsnachteile für sämtliche Mitglieder der EU nach sich ziehen.[29]
Literatur
- Paul Krugman: Der Mythos vom globalen Wirtschaftskrieg: Eine Abrechnung mit den Pop-Ökonomen. Campus, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-593-36147-7.
- Stefan Müller, Martin Kornmeier: Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion. München 2000, ISBN 3-8006-2570-9.
- Michael E. Porter: Wettbewerbsstrategie: Methoden zur Analyse von Branchen und Konkurrenten. Frankfurt/Main 10. Auflage, 1999. ISBN 3-593-36177-9
- Horst Gersmeyer: Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaftsstandorten unter besonderer Berücksichtigung industrieller Cluster. Europäische Hochschulschriften. ISBN 3-631-52142-1
- Hans-Otto Schenk: Marktwirtschaftslehre des Handels. Wiesbaden 1991, ISBN 3-409-13379-8.
- Michael Tolksdorf: Dynamischer Wettbewerb. Einführung in die Grundlagen der deutschen und internationalen Wettbewerbspolitik. ISBN 3-409-18307-8.
- Udo Maier: Der Wirtschaftsstandort Deutschland im globalen Wettbewerb. Schriften zur Nationalökonomie. ISBN 3-931319-19-9.
- Daniel Solbach: Integrierter Umweltschutz, Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Standortqualität. ISBN 3-86016-070-2.
- Friedrich J. Amling: Industriestandort Bundesrepublik Deutschland. Europäische Hochschulschriften.
- Thomas A. Stewart: Der vierte Produktionsfaktor. Wachstum und Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement. ISBN 3-446-19230-1.
- Jürgen Matthes: Die Rolle des Staates in einer neuen Weltwirtschaftsordnung. ISBN 978-3-602-24135-4.
- Erber, Georg, Hagemann, Harald: Deutschlands Wachstums- und Investitionsdynamik nach der globalen Finanzkrise. in: DIW Wochenbericht, 2012, vol. 79, issue 46, S. 12–22 (Online bei DIW; PDF-Datei; 230 kB)
Weblinks
- Observatoire de la Compétitivité, wirtschaftspolitische Stabsstelle, Luxemburg. (frz.)
Einzelnachweise
- ↑ Horst Gersmeyer: Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaftsstandorten unter besonderer Berücksichtigung industrieller Cluster. Europäische Hochschulschriften.
- ↑ Springer Gabler Verlag, Gabler Wirtschaftslexikon, internationale Wettbewerbsfähigkeit
- ↑ Haidar, J.I., 2012: Impact of Business Regulatory Reforms on Economic Growth, Journal of the Japanese and International Economies, Elsevier, vol. 26(3), pages 285–307, September
- ↑ Le concept de compétitivité. In: Lionel Fontagné: Compétitivité du Luxembourg: une paille dans l’acier. Rapport pour le Ministère de l’Economie et du Commerce extérieur du Grand-Duché de Luxembourg. (PDF; 1,32 MB) S. 30.
- ↑ Michael Tolksdorf: Dynamischer Wettbewerb.
- ↑ Horst Gersmeyer: Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaftsstandorten unter besonderer Berücksichtigung industrieller Cluster. Europäische Hochschulschriften.
- ↑ Haidar, J.I., 2012: Impact of Business Regulatory Reforms on Economic Growth, Journal of the Japanese and International Economies, Elsevier, vol. 26(3), pages 285–307, September
- ↑ Hans-Otto Schenk: Die Wettbewerbsbesonderheiten des Handels und der Handelskooperationen. In: Handelsforschung, 2000/01, hrsg. von Volker Trommsdorff, Köln 2001, S. 173–198, ISBN 3-935118-26-0
- ↑ Udo Meier: Schriften zur Nationalökonomie.
- ↑ Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2004/05, S. 461–462, Rn 455
- ↑ Paul Krugman: Rethinking International Trade, MIT Press, 1994, ISBN 9780262610957, S. 106
- ↑ Paul Krugman: Rethinking International Trade, MIT Press, 1994, ISBN 9780262610957, S. 113, 114
- ↑ Paul Krugman: Rethinking International Trade, MIT Press, 1994, ISBN 9780262610957, S. 114, 115
- ↑ Paul Krugman: Rethinking International Trade, MIT Press, 1994, ISBN 9780262610957, S. 116–118
- ↑ Jörg Bibow: The euro debt crisis and Germany’s euro trilemma, Working Papers, Levy Economics Institute of Bard College, 2012, S. 13
- ↑ Gerhard Rübel: Grundlagen der realen Außenwirtschaft, Oldenbourg Verlag, 2004, ISBN 9783486275605, S. 137–140
- ↑ Georg Altmann: Aktive Arbeitsmarktpolitik: Entstehung und Wirkung eines Reformkonzepts in der Bundesrepublik Deutschland, Franz Steiner Verlag, 2004, ISBN 9783515086066, S. 194
- ↑ Willi Diez: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie: Herausforderungen und Perspektiven, Oldenbourg Verlag, 2012, ISBN 9783486713985, S. 77–78
- ↑ Wolfgang Oest: Die westdeutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb, Duncker & Humblot, ISBN 9783428452903, S. 163
- ↑ 20,0 20,1 Gerhard Rübel: Grundlagen der monetären Außenwirtschaft, Oldenbourg Verlag, 2009, ISBN 9783486590814, S. 224
- ↑ 21,0 21,1 Wolfgang Oest: Die westdeutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb, Duncker & Humblot, ISBN 9783428452903, S. 167
- ↑ Peter Bofinger: Zurück zur D-Mark?: Deutschland braucht den Euro, 2012, ISBN 9783426419601, Kapitel II 2 Modell Deutschland
- ↑ Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2004/05, S. 464, Rn 457
- ↑ Gerhard Rübel: Außenwirtschaft: Grundlagen der realen und monetären Theorie, Oldenbourg Verlag, 2013, ISBN 9783486716603, S. 129–130
- ↑ The Global Competitiveness Report 2013-14, Deutschland und Asien werden immer konkurrenzfähiger, FAZ, 4. September 2013
- ↑ Paul Krugman: Competitiveness: A Dangerous Obsession. In: Foreign Affairs, Vol. 73 (1994), No. 2, pp. 28–45.
- ↑ Heiner Flassbeck: Gesamtwirtschaftliche Paradoxa und moderne Wirtschaftspolitik (PDF; 143 kB) S. 8 „Der Wettbewerb der Nationen“
- ↑ La Compétitivité: Objectif de Politique Économique. n°1, Juni 2004.
- ↑ Stephen Fidler: Europe’s Next Great Test: Competitiveness Is Lacking. The Wallstreet Journal, 26. März 2010.
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