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Wolgadeutsche
Wolgadeutsche sind Nachkommen deutscher Einwanderer, die im Russischen Reich unter der Regierung Katharinas der Großen an der unteren Wolga ansässig wurden. In der Gesamtzahl der Nachkommen deutscher Siedler in allen Gebieten des ehemaligen Zarenreichs bilden sie einen Anteil von 25 %. Das Zentrum der Wolgadeutschen war die Stadt Pokrowsk (seit 1924 Engels). Zwischen 1924 und 1941 waren sie innerhalb der Sowjetunion in der Wolgadeutschen Republik organisiert.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte der Russlanddeutschen
Die Siedler, die überwiegend aus Bayern, Baden, Hessen, der Pfalz und dem Rheinland kamen, folgten in den Jahren 1763 bis 1767 der Einladung der deutschstämmigen Zarin Katharina II. in ihr neues Siedlungsgebiet, wo sie etwa einhundert Dörfer gründeten. Sie wurden angeworben, um die Steppengebiete an der Wolga zu kultivieren und die Attacken der Reitervölker aus den Nachbargebieten einzudämmen. Die deutschen Siedler fanden im russischen Reich günstige Bedingungen vor, u. a. erhielten sie einen politischen Sonderstatus, der das Recht auf Beibehaltung des Deutschen als Verwaltungssprache, auf Selbstverwaltung sowie auf Befreiung vom Militärdienst umfasste. Sie entwickelten in dieser Region eine blühende Agrarwirtschaft mit Exporten in andere Regionen Russlands. Diese Selbstbestimmungsrechte wurden durch Zar Alexander II. (1818–1881) eingeschränkt. Dies führte zu einer Auswanderungswelle in die USA, Kanada sowie Südamerika (z. B. nach Villaguay). Weitere Einschränkungen und Repressalien erfolgten bereits kurz nach Gründung der Sowjetunion. Stalin nahm den Wolgadeutschen die gesamte Getreideernte und verkaufte sie ins Ausland. Tausende von Wolgadeutschen starben aufgrund der dadurch verursachten Hungersnot. 1924 wurde die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen geschaffen, nachdem das Gebiet bereits nach der Oktoberrevolution ab 1918 Autonomie erlangt hatte. Die 'wolgadeutsche Republik', die 1941 aufgelöst wurde, hatte etwa 600.000 Einwohner, wovon etwa zwei Drittel deutscher Abstammung waren. Nach dem Überfall des „Dritten Reiches“ auf die Sowjetunion im Juni 1941 (Zweiten Weltkrieg) wurden die etwa 400.000 verbliebenen Wolgadeutschen der kollektiven Kollaboration beschuldigt und nach Sibirien und Zentralasien deportiert, dort in Arbeitslager der „Arbeitsarmee“ (Трудармия) gezwungen, wobei Tausende starben. Die meisten Russlanddeutschen (Männer und Frauen) wurden in der Zeit zwischen Oktober 1942 und Dezember 1943 einberufen.
Erst 1964 wurden sie offiziell vom Vorwurf der Kollaboration befreit (1964 endete die Ära Chruschtschow, die 1953 nach Stalins Tod begonnen hatte. Die Tauwetter-Periode währte von etwa 1956 bis 1964).
Die Bundesrepublik Deutschland ermöglichte den Wolgadeutschen seit den 1970er Jahren die Einreise und die Einbürgerung (siehe auch Bundesvertriebenengesetz).
Berühmte Wolgadeutsche
Berühmte Wolgadeutsche sind:
- Sergio Denis, argentinischer Sänger
- Georg Dinges (1891–1932), Gelehrter, Linguist und Ethnograph
- Andreas Dulson, Gelehrter, Linguist, Ethnograph und Archäologe
- Helene Fischer (* 1984), Sängerin
- Schanna Friske (* 1974), russische Sängerin (wolgadeutscher und russisch-kosakischer Herkunft)
- Andre Geim (* 1958), Physiker
- Anna German (1936–1982), Sängerin
- Stanislav Güntner (* 1977), Regisseur des Kinofilms Nemez
- Jakob Hamm, ehem. Direktor einer Organisation zur Errichtung von Einrichtungen für deutsche Aussiedler in der Oblast Uljanowsk und Geschäftsmann
- Gabriel Heinze (* 1978), Fußballspieler
- Naty Hollmann (Naty Petrosino)
- Dominik Hollmann (1899-1990), russlanddeutscher Dichter und Schriftsteller
- Cristina Fernández de Kirchner (* 1953), amtierende Präsidentin Argentiniens, (hat eine russlanddeutsche Mutter)
- Alfred Reingoldowitsch Koch (* 1961), russischer Politiker
- Robert Korn, Historiker, Schriftsteller, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Wolgadeutschen e.V.
- Andreas Kramer, Dichter und Schriftsteller
- Bernhard Ludwig von Platen (1733–1774), Dichter
- Igor Pleve, Gelehrter und Politiker, Historiker
- Paul Rau, Gelehrter, Archäologe
- Boris Rauschenbach (1915–2001), Gelehrter, Physiker
- Bruno Reiter, Politiker und Gelehrter, Biologe
- Eduard Rossel (* 1937), Politiker
- Carl Ferdinand von Wahlberg, Arzt, Schriftsteller
- Alfred Schnittke (1934–1998), Komponist
- Tanja Szewczenko (* 1977), Eiskunstläuferin, Schauspielerin, (hat eine russlanddeutsche Mutter)
Siehe auch
- Deutschsprachige Minderheiten
- Aussiedler und Spätaussiedler
- Landsmannschaft der Deutschen aus Russland
Weblinks
- Über unsere Mundarten – wolgadeutsche Mundarten, mit Karten
- Die Geschichte der Wolgadeutschen (deutsch, russisch)
- RDGL – Russlanddeutsche Geschichtsliteratur
- Sebastian Bauer (Die Geschichte der Wolgadeutschen) – historischer Roman von Wilhelm Brungardt
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wolgadeutsche aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |